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The World Is A Beautiful Place & I Am No Longer Afraid To Die - Dreams of being dust

The World Is A Beautiful Place & I Am No Longer Afraid To Die- Dreams of being dust

Epitaph / Indigo
VÖ: 22.08.2025

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Andere Welt

Wiedererkennungswert hat sie, diese Band. Und das, ohne dass man einen Ton ihrer Musik kennen müsste. Wann immer man jenem schönen, aber auch ein wenig ungelenken Namen begegnet, haben Augen und Hirn was zu tun. Und nimmt man Gestalter*innen von Festival-Plakaten aus, denen The World Is A Beautiful Place & I Am No Longer Afraid To Die beinah jedes Layout zerschießen, kann den Musiker*innen aus Conneticut wirklich keiner sauer sein. Schon gar nicht heutzutage, wo man längst nicht mehr darüber redet, das Genre mit den ominösen drei Buchstaben sei tot oder ähnliches. Die Zeiten sind vorbei, und die Truppe mit dem superlangen Emo-Bandnamen hat sie überlebt.

Doch was kann musikalisch von dieser so talentierten Formation nach "Illusory walls" noch kommen? Zu erhaben, zu pointiert, ja, zu packend hatte die Band, die mittlerweile als Sextett agiert, im Jahr 2021 ein kleines Meisterwerk geschaffen, das den Raum der Pole zwischen Midwest-Emo und sphärigem Post-Rock so toll ausfüllte. Die Antwort ist tatsächlich naheliegend: TWIABP, wie wir ab hier einmal abkürzen wollen, wagen eine Art Dekonstruktion ihres Sounds. Mit "Dreams of being dust" legen sie kein Werk zum Atmosphäreaufsaugen vor, kaum mehr kraftvoll-melodiöse Wuchtbrummen, auch keinen wirklichen Überlänge-Track. Sondern besinnen sich bewusst auf frühe musikalische Vorbilder, auf Snapcase etwa – und den Wunsch, mal etwas anderes zu machen.

Post-Rock? Weniger. Hardcore? Mehr. Der einstige Traum von Gitarrist Chris Teti von einer Split-EP mit Snapcase ging bislang zwar nicht in Erfüllung, dennoch ist der Opener "Dimmed sun" ein feines Zeugnis davon, dass TWIABP bereit wären. Der Sechser spinnt Breaks rund um den Refrain, wagt Doublebase, traut sich Growls zu. Ohne Atmosphäre kann die US-Band es zum Glück nicht, dennoch tönt auch das folgende, intensive Bröckchen "Se sufre pero se goza", auf Englisch etwa "You suffer but you enjoy", mehr nach Alexisonfire oder Bane denn nach Modern Baseball. Und dann ist da dieses "Beware the centrist", das mit einem kleinen Grollen beginnt, bevor das Gewitter losbricht. In den nur 1:43 Minuten brennt es dann lichterloh, rasender als all die bereits zur Normalität gewordenen Feuer in Kalifornien, welche die fortschreitende Apokalypse optisch greifbar machen. Wenn man denn hinschaut.

Dass die Intensität auf dieser Platte in eine etwas andere Richtung umswitcht, ist gewollt. Das Erstarken autoritärer Kräfte und neoliberaler Radikaler sei ein entscheidender Grund für den Entschluss, im akustischen Sinne lauter zu werden, geben TWIABP zu Protokoll. Weniger Wegschauen, mehr Angesicht zu Angesicht mit der bitteren Realität. "Auguries of guilt" taucht zunächst in einen sphärischen Melodiebogen, bevor das Stück ab der Zwei-Minuten-Marke zu einem drängenden Emo-Rocker mutiert. Und zum Glück gibt es sie nach wie vor, die packenden Melodiebögen und die Hörer*innen wunderbar melancholisch einlullenden kleinen Hymnen. "No pilgrim" ist so eine, die mal etwas Dampf herausnimmt, zum absoluten Eigenvorteil. Und auch zum Abschluss lässt das Sextett im treffend betitelten "For those who will outlive us" Raum für Atmosphäre, wenngleich sie die Gitarren zunächst viel tiefer nicht hätten lagern können. Ab Minute vier switcht das Stück in poppige, melodieselige Gefilde – ein fieser Kontrast, nur um hintenraus den Abgesang auf die Menschheit zu beschreiten. TWIABP tauchen mit "Dreams of being dust" in eine andere Welt ein. Es ist sicherlich nicht die schlechteste Idee.

(Eric Meyer)

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Highlights

  • Se sufre pero se goza
  • No pilgrim
  • Beware the centrist
  • Auguries of guilt

Tracklist

  1. Dimmed sun
  2. Se sufre pero se goza
  3. No pilgrim
  4. Beware the centrist
  5. Oubliette
  6. Captagon
  7. Dissolving
  8. Reject all and submit
  9. December 4th, 2024
  10. Auguries of guilt
  11. For those who will outlive us

Gesamtspielzeit: 44:15 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

Akim

Postings: 262

Registriert seit 17.04.2016

2025-10-03 19:42:48 Uhr
Alter Schwede, ist das ein stark, trifft gerade voll meinen Nerv. Ich kenne die Band noch aus "Whenever, If Ever-Zeiten". Ohne nachzuschauen gab es sicher auch einige Veränderungen innerhalb der Band.

coco2

Postings: 164

Registriert seit 17.06.2025

2025-08-29 12:18:12 Uhr
Gelungener Stilwechsel. Ganz starkes Album!

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 29544

Registriert seit 08.01.2012

2025-08-24 09:03:58 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

Meinungen?

MickHead

Postings: 8187

Registriert seit 21.01.2024

2025-08-22 14:42:29 Uhr
Jetzt komplett bei Bandcamp:

https://theworldis.bandcamp.com/album/dreams-of-being-dust

Leech85

Postings: 954

Registriert seit 15.03.2021

2025-08-22 08:53:39 Uhr
Also ich fand ihre letzte Platte Illusory Walls am besten alleine die 2 Schlusstracks sind was vom grössten was ich in diesem Bereich je gehört habe. Danach folgt Harmlesness.

Auf die neue bin ich gespannt!

Live gibt mir die Band leider nicht viel. So ähnlich wie bei Trail of Dead. Auf Platte klasse aber live eher schwach. Aber solange sie auf diesem Niveau weiter Alben veröffentlichen ist mir das egal.

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