Kaizers Orchestra - Evig pint
MS Farmen / PIAS
VÖ: 05.04.2004
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Das Ompa nach dem Tod
Auf diese Band war das Land nicht vorbereitet: Als Kaizers Orchestra beim Haldern Open Air im August 2003 zum beinahe ersten Mal in Deutschland auf ein breiteres Publikum losgelassen wurden, waren Erstaunen und Begeisterung etwa gleich groß. Das Orchestra entwickelte sich zum Live-Geheimtip, weil jeder sehen wollte, was diese sympathisch durchgeknallten Norweger denn da mit Pumporgel, Ölfässern und Radkappen so anstellen. Musikjournalisten versuchten verzweifelt, eine Schublade zu zimmern und zu erklären, warum ganze Busladungen von Indie-Jüngern plötzlich zu Speed Polka abgingen und Texte mitschmetterten, die sie kaum verstehen dürften.
Nun wird - nur sieben Monate nach dem Debüt "Ompa til du dør" - das Zweitwerk des Sextetts auf den deutschen Markt geworfen. Und der geneigte Zuhörer erkennt schon bei den ersten Takten: Hier liegt eine deutliche Weiterentwicklung vor. Zwar könnte niemand so genau sagen, was sich da jetzt groß verändert hat (Ignoranten würden gar behaupten, das klinge doch eh alles gleich), aber "Evig pint" ("Auf ewig gepeinigt") hört sich durchaus anders an als der Vorgänger "Ompa til du dør" ("Ompa bis Du stirbst"). Auf der einen Seite vielleicht noch etwas verspielter, auf der anderen Seite aber auch noch düsterer und morbider.
Die Rhythmen scheppern nach wie vor behäbig vor sich hin, die Arrangements sind ausufernder geworden, die Melodien ausgefeilter und irgendwie eingängiger. End- und Höhepunkt des Albums ist das achteinhalbminütige Requiem "Drøm hardt" ("Träum schwer"), das sich auf ein Streicherkissen bettet und im fahlen Schein flackernder Kerzen ausklingt. Auf jedem Begräbnis gibt es bekanntlich mindestens einen echten Kracher, hier ist es "De ivolverte", das näherungsweise als Grunge gelten dürfte - Holzfällerhemden gibt es in Norwegen sicherlich genug.
Nun stellt sich natürlich abschließend die Frage, wer sowas hören soll. Sieht man mal vom Skurrilitätsfaktor ab, handelt es sich bei der Musik von Kaizers Orchestra nicht unbedingt um massenkompatible Ware für den alltäglichen Gebrauch. Und trotzdem wird sich kaum jemand dem umwerfenden Charme dieser Truppe erwehren können und irgendwann instinktiv anfangen zu schunkeln.
Highlights
- Di grind
- Evig pint
- Min kvite russer
- Drøm hardt (Requiem part I)
Tracklist
- Di grind
- Hevnervals
- Evig pint
- De involverte
- Djevelens orkester
- Container
- Naade
- Min kvite russer
- Veterans klage
- Til depotet
- Salt & pepper
- Drøm hardt (Requiem part I)
Gesamtspielzeit: 44:44 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
---|---|
smörre |
2005-04-13 00:18:43 Uhr
...und wer am 13. Mai "Eine Nacht in Bochum" von den wehrten Kollegen von EinsLive besucht, wird mit einer Norwegischen Nacht überrascht. Neben den Kaizern gibt´s noch 2 Girlbands.Das neue Kaizers-Album kommt übrigens nach dem Split des 1-Mann-Labels Broiler Farm über Universal Deutschland. Und das vermutlich schon Mitte Juli. |
Armin |
2005-04-12 23:01:45 Uhr
***KAIZERS ORCHESTRA (NOR)***12.05.05 | GREIFSWALD | POLARSTAGE @ NORDISCHER KLANG |
pleech |
2004-04-16 12:26:22 Uhr
Ich höre sie mir gerade das erste Mal an. Klingt nicht schlecht. Bin mal gespannt, was der 2te Durchlauf bringt.Bei OTDD hats ja schließlich auch ein paar Versuche benötigt. |
digi |
2004-04-01 01:44:45 Uhr
*zustimm* hab sie auch zuerst bei der rheinkultur in bonn und 2 monate danach dann in haldern gesehen. |
stativision |
2004-04-01 00:21:16 Uhr
ersetze "haldern open air august 2003" durch "rheinkultur open air juni 2003" (sogar noch größeres publikum) und alles stimmt. hoffe, die cd ist so gut, wie die live gespielten songs hoffen ließen. |
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Referenzen
Tom Waits; Firewater; Eläkeläiset; Finntroll; The Great Bertholinis; Nick Cave & The Bad Seeds; Madrugada; John Trudell; Johnny Dowd; Gallon Drunk; Uncle Tupelo; Giant Sand; Sixteen Horsepower; The Black Heart Procession; Friends Of Dean Martinez; Calexico; Isolation Years; Moses; Fink; Poems For Laila; Helga Pictures; Ben Folds Five; Kent; Kashmir; Radiohead; The Cramps; The White Stripes; The Hives
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