Amy Macdonald - Is this what you've been waiting for?

BMG / Universal
VÖ: 11.07.2025
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10

Ganz bei sich
Amy Macdonald ist so etwas wie das musikalische Äquivalent zu einem Bier. Nein, dies ist kein Plädoyer für Alkoholismus. Aber auf die Schottin kann man sich einfach verlassen. Seit nunmehr 20 Jahren veröffentlicht sie Musik. Die schüchterne Folk-Sängerin der Anfangstage ist längst erwachsen geworden. Fans hat sie immer noch, vor allem in ihrer Heimat und hierzulande. Und auch ihr neuestes Album "Is this what you've been waiting for?" reiht sich nahtlos in eine Diskografie ein, die zwar wenige echte Highlights, aber auch keine großen Ausreißer nach unten besitzt. Ihr Songwriting ist gereift, die stilistische Bandbreite fällt erstaunlich groß aus. So findet sich etwa mit "Can you hear me?" ein Song auf dem Album, der mit mehr als nur einem Bein in der Disco tanzt.
Wer sich nach der Amy der "This is the life"-Tage zurücksehnt, dürfte mit "I'm done" viel Spaß haben. Hier packt sie die Akustikgitarre aus und gibt sich ganz dem Shuffle hin. In eine ähnliche Kerbe schlägt "We survive", ein Song über das Schlingern von Wochenende zu Wochenende. Während andere Künstler*innen ihrer Generation sich verzweifelt per elektronischem Overkill am Zeitgeist anzubiedern versuchen, besinnt Macdonald sich ganz auf ihre Stärken. Ihre Stimme ist noch immer toll, genauso wie ihre simplen, aber effektiven Melodien. Anders gesagt: Dieses Album sorgt für gute Laune. Natürlich benötigt man eine gewisse Toleranz für Dur-Akkorde, aber wer diese mitbringt, kommt aus dem Nicken und Wippen nicht heraus. Ein absolutes Highlight ist etwa "The hope", das sich nach einem unscheinbaren Beginn fulminant steigert und gegen Ende zu einer waschechten Hymne wird.
Auch die 80er-Jahre schimmern immer wieder durch, vor allem im Titeltrack und dem feinen Closer "It's all so long ago". Es muss allerdings betont werden, dass die Referenzen niemals erzwungen wirken, vielmehr genügen Macdonald meist ein paar Synthie-Spielereien, um Bilder von Kunstnebel und Haarspray vor das innere Auge zu zaubern. Überhaupt ist es erstaunlich, wie beschwingt "Is this what you've been waiting for?" klingt. Zwar drischt die Britin in "Forward" so manche Postkarten-Phrase, gleichzeitig prescht der Song so unwiderstehlich voran, dass einem nur die Kapitulation bleibt.
Kritisieren muss man sicherlich, dass die Musikerin bisweilen immer noch gerne ins Kitschige abdriftet, vor allem "One more shot" weckt mit seinen Keyboard-Figuren ungute Assoziationen. Schlecht ist der Track aber keinesfalls, nur eben ein bisschen seicht. Im Fluss des Albums ergibt er aber Sinn. Ja, dieses Album fließt. Während Macdonalds letzte Releases oft eher Stückwerk waren und teils auch mit unangenehm überproduzierter Seifigkeit nervten, wirkt hier alles wie aus einem Guss. Die Selbstsicherheit, mit der die Songwriterin agiert, ringt einem mindestens Respekt ab. Mit sich und ihrem Schaffen im Reinen gelingt es ihr so, eines ihrer besten Alben vorzulegen. Es mag natürlich anspruchsvollere Musik geben. Aber eine Umarmung wird nicht schlechter, nur weil sie kein Kuss ist.
Highlights
- Can you hear me?
- The hope
- Forward
- It's all so long ago
Tracklist
- Is this what you've been waiting for?
- Trapped
- Can you hear me?
- I'm done
- The hope
- Forward
- We survive
- One more shot
- Physical
- It's all so long ago
Gesamtspielzeit: 36:43 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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MickHead Postings: 5978 Registriert seit 21.01.2024 |
2025-07-12 15:47:59 Uhr
Und da sie sich am Anfang ihrer Karriere von Travis inspirieren ließ, hatte ich zu der Zeit ein Ohr für sie übrig. Später habe ich sie dann unbewusst aus den Augen verloren, obwohl der Erfolg weiterhin anhielt. 5 Alben: 2 x # 1 und 3 x # 2 der UK Albums Chart, sagen schon einiges aus. MusikBlog : solide bis gut! https://www.musikblog.de/2025/07/amy-macdonald-is-this-what-youve-been-waiting-for/ |
Edrol Postings: 590 Registriert seit 19.10.2018 |
2025-07-12 15:07:52 Uhr
Ich habe Zombie da auch noch nie herausgehört ehrlich gesagt. |
Bonzo Postings: 3474 Registriert seit 13.06.2013 |
2025-07-12 15:05:24 Uhr
Sich inspirieren lassen, ist ja gewissermaßen irische Tradition. |
Obrac Postings: 2681 Registriert seit 13.06.2013 |
2025-07-12 15:05:24 Uhr
Seinen größten (und einzigen) Hit komplett von seiner Lieblingsband abzukupfern, wäre auf jeden Fall eine kritische Anmerkung wert. Ansonsten habe ich nie irgendeinen Song bewusst von dieser Frau gehört. |
nörtz User und News-Scout Postings: 16348 Registriert seit 13.06.2013 |
2025-07-12 14:56:31 Uhr
Hm, könnte man schon kritisch anmerken, aber ich finde, dass das nicht unbedingt schlimm ist, wenn sie sich davon hat inspirieren lassen. Abseits davon bietet ihre Musik ja schon genug Angriffsfläche. |
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Referenzen
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