Turnstile - Never enough

Roadrunner / Warner
VÖ: 06.06.2025
Unsere Bewertung: 8/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10

Mehr davon
Mal unter uns und aus dem Nähkästchen geplaudert: Wenn wir bei Plattentests.de Schreibblockade haben oder die Deadline drängt, schauen wir gerne nach, was die allergrößten Musikexpert*innen so zum Thema von sich geben – und das sind natürlich die Plattentests.de-Forumsuser*innen. Da heißt es nun "'Never enough' = 'Glow on' plus Glitzer minus Substanz", aber auch: "als Album besser als 'Glow on'". Na was denn nun? Herzlichen Dank auch, Ihr seid ja eine tolle Hilfe!
Die Erwartungen an "Never enough" waren ganz andere als an "Glow on". Damals gelang einem Geheimtipp, dessen vorhergehende zwei Alben höchstens Hardcore-Fans geläufig waren, der große Durchbruch. Plötzlich outeten sich Gigant*innen wie Billie Eilish, Dua Lipa, Charli XCX, James Hetfield, Rob Halford oder Post Malone als Fans, gab es Grammy-Nominierungen und den Slot als Support von Blink-182 auf deren Arena-Comeback-Tour. So etwas geht nicht spurlos an einer Band vorbei. Und kann auch einen Zoll fordern. Ob die gesteigerte Öffentlichkeit oder private Dinge nun dazu führten, jedenfalls ist Brady Ebert ausgeschieden und Pat McCrory für ihn von der Rhythmus- an die Leadgitarre gerückt, dessen bisherigen Posten übernimmt wiederum Neuzugang Meg Mills (womit die Baltimore-Jungs keine rein amerikanische Band mehr sind – und auch keine Jungsband), bei Brendan Yates am Mikro, Franz Lyons am Bass und Daniel Fang an den Drums bleibt alles wie gehabt.
Und wie gehabt kennen Turnstile weiterhin keine musikalischen Scheuklappen oder Grenzen. Dev "Blood Orange" Hynes gastiert erneut, kein Thema, sogar in mehreren Songs. Aber auch Paramores Hayley Williams fügt sich im vom Arrangement her fast an frühe Duran Duran mit einer Spur The Police erinnernden "Seein' stars" harmonisch ein. Ja, werden die etwa noch poppiger? Beispiele wären vorhanden, wie das watteweiche Prachtstück "I care" mit seiner The-Cure-Gitarre oder das glitzernde Synthie-Intro von "Light design". Und der vorausgeschickte Titelsong ist gleich eine Reise quer über den halben Musikglobus. Durch "Dreaming" fegt eine skataugliche Bläsersektion – ausgeborgt von Badbadnotgood. Und den Vogel schießt "Sunshower" ab, bei dem nach zwei Minuten plötzlich ein Flötenschlumpf vom Baum fällt, auf dem man ihn neben Troubadix hätte fesseln und knebeln sollen. Ja gibt's denn gar keinen Hardcore mehr?
Doch doch, zumindest wenn man kein Hardcore-Genre-Paragrafenreiter ist. Da darf gleich nochmal "Sunshower" genannt werden, nur eben vor dem kuriosen Break. Turnstile können ihrer Hörerschaft immer noch die Haare mit Gebrüll nach hinten föhnen. Mal platt wie in "Dull", mal das Moshpit umpflügend wie in "Birds". Aber eigentlich viel lieber mit Melodie dazu. Ein, zwei, drei, "Sole", fantastisch. Doch nur ein Genre pro Song, das ist meistens nicht so ihr Ding. Lieber brettert "Look out for me" in knapp sieben Minuten von Rage Against The Machine über Billy Talent zu einer Szene aus der Kultserie "The Wire" – mit vom Originaldarsteller neu eingesprochenem Zitat – und einem elektronisch davontrommelnden Outro. Am Ende ist die Schublade doch völlig egal, das hier ist mit Liebe hergestellte Musik, die wie schon der Vorgänger mit jedem Durchlauf mehr Spaß macht. Oder wie das Forum sagt: "astreine, gute Popmusik".
Highlights
- Sole
- I care
- Light design
- Seein' stars
Tracklist
- Never enough
- Sole
- I care
- Dreaming
- Light design
- Dull
- Sunshower
- Look out for me
- Ceiling
- Seein' stars
- Birds
- Slowdive
- Time is happening
- Magic man
Gesamtspielzeit: 45:14 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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nörtz User und News-Scout Postings: 16340 Registriert seit 13.06.2013 |
2025-07-10 11:36:08 Uhr
Einfach weiterhören, bis es dir gefällt. Echt krasser Flow. |
javra Postings: 229 Registriert seit 29.07.2014 |
2025-07-10 11:08:21 Uhr
Jetzt hab ich dem auch mal ein paar Durchläufe gegeben, so ganz mein Ding ist es nicht. Sollte in den Referenzen nicht noch Snapcase auftauchen? |
Lichtgestalt User Postings: 7047 Registriert seit 02.07.2013 |
2025-07-03 18:05:33 Uhr
@The Libertine:Ja. Hier in München sind meine Favoriten Muffat- und Freiheitshalle, was so diese Größenordnung angeht. Palladium ist schon speziell. ^^ Das soundmäßig schlimmste Konzert hatte ich allerdings in der Münchner Theaterfabrik - und dann auch noch bei den Manics. :-( |
The Libertine Postings: 279 Registriert seit 29.08.2022 |
2025-07-03 17:31:33 Uhr
Zenith ist wohl mit dem Palladium in Köln zu vergleichen. Ähnliche Größe, ähnlicher schlauchartiger Aufbau und Baumasten, die je nach Platz die Sicht versperren. Dennoch: Wie die Vorredner bereits anmerkten. Es gibt auch dort gute bis sehr gute Konzerte. Und wenn man möglichst mittig steht und insgesamt nicht zu weit hinten geht das schon klar. Wobei ich sagen muss, das meine Lieblingsgröße so bei maximal 2.000 Personen liegt. Das ist intim und trotzdem bekannte Bands vorhanden. Da ist in Köln vor allem das Carlswerk und das E Werk zu nennen. |
Lichtgestalt User Postings: 7047 Registriert seit 02.07.2013 |
2025-07-03 17:13:43 Uhr
> Aber IMO ist das Zenith besser als der> verheerende Ruf... den "Zenith = mieser > Sound" Automatismus gibt es so nicht.... Perfekt zusammengefasst. Auch das mit Seitenplatz vs. vorne mittig. Hinten stand ich noch nie, bin fast immer der Vornesteher, was natürlich im Milla leichter klappt als bei größeren Hallen. ^^ Bin aber stolz auf mich, im O2-London die dritte Reihe Mitte erkämpft zu haben. War allerdings brutal laut, Ohren haben 2 Tage lang gefiept. :D |
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Referenzen
Angel Du$t; Diamond Youth; Egg Men; Trapped Under Ice; Bad Brains; Boysetsfire; At The Drive-In; Refused; Big Cheese; Chubby And The Gang; Rotting Out; Inside Out; Madball; Backtrack; Drug Church; Titlefight; Breakdown; Knocked Loose; Mindforce; Watching Tides; Sick Of It All; Faith No More; One Step Closer; Higher Power; Anti-Flag; Billy Talent; No Use For A Name; While She Sleeps; Blink-182; Rage Against The Machine; NOFX; Rancid; Green Day; Nirvana; Foo Fighters; Jane's Addiction; The Cure; Duran Duran; The Police; Band Of Horses; Paramore; Dev Hynes; Blood Orange; Shabaka Hutchings; Badbadnotgood
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