Little Simz - Lotus

Forever Living Originals / AWAL / Sony
VÖ: 06.06.2025
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Buntes Grau
Lotosblüten polarisieren. Für an Trypophobie leidende Menschen sind sie der Horror – und dann gibt es diejenigen, die von ihnen fasziniert sind. Zum Beispiel Little Simz, die ihr sechstes Album nach dieser Blume benennt – laut eigener Aussage, weil sie ihre sich entwickelnde Kunstfertigkeit perfekt beschreibt. Und weil die Londonerin ein Händchen für Konzeptalben hat, entfaltet sich der "Lotus" metaphorisch durch die Platte; auch musikalisch bleibt Simbi Ajikawo gewohnt unkonventionell. Vor allem hinten raus liefert sie zahlreiche gut gepickte Features, facettenreiche Vocal-Varianten sowieso – und diese schöne Erhabenheit, originelle Instrumentals noch lebendiger zu machen.
Okay, manchmal ist die musikalische Inszenierung zwar qualitativ stark, in den Details aber Geschmackssache – wie bei "Enough" und dem eigentlich interessant beginnenden "Flood", dessen hektische Drums jedoch irgendwie mit der auf Dauer zu sehr ins Leere laufenden Bassgitarre kollidieren. Aber viel mehr gibt es auf dieser Platte nicht wirklich zu monieren – selbst "Young" macht trotz der Albernheit was her. Insgesamt ist der Anspruch des Sounds nämlich ziemlich hoch, wie die beste Single "Free" unterstreicht. Die bestärkenden Lyrics und der umarmende Beat sind das eine – doch wirklich nachhaltig bleiben hier das Timing, die Pausen und der mit einem Sample spielende Flow hängen.
"Peace" klingt etwas minimalistischer, lädt aber noch mehr zum Versinken ein. Die Worte von Ajikawo bewahren uns jedoch – durch teils mahnende, allerdings durchgängig wohlwollende Einwürfe, mal als Spoken Word und an den genau richtigen Stellen gesungen –, ehe der Part von Moses Sumney den Abschluss wundervoll einleitet. Beim Titeltrack stehen die Gastbeiträge mehr im Fokus, doch Little Simz füllt die knapp sechseinhalb Minuten am eindringlichsten – nirgendwo auf der Platte klingt sie aggressiver. Und moderner Rap klingt überhaupt nur selten noch so episch – im besten Sinne des Wortes.
Hinsichtlich des Storytellings finden wir in so gut wie jedem Song kleine Handlungsstränge; "Blood" ist davon am fesselndsten – eine gesungene Unterhaltung, die nur in der Hook ihre Metaebene immer mal kurz verlässt. Obwohl es ein Streitgespräch ist, fällt die Stimmung nie wirklich in Traurigkeit – auch nicht beim zarten Closer "Blue" oder dem ohnehin zu heiteren "Only", trotz mitunter Lyrics, die aus viel Aufarbeitung bestehen. Was auch immer mit der Lotus-Metapher gemeint war, wird im Laufe des Albums durch die vielschichtigen Emotionen deutlich – welche nirgends eindeutig oder klar verständlich wirken. Jeder der Tracks, die passend zum Konzept jeweils nur aus einem Wort bestehen, erzählt von Grautönen. Dass es hier aber so betont schön klingt – das ist nun mal große Kunst.
Highlights
- Free
- Peace (feat. Moses Sumney & Miraa May)
- Blood (feat. Wretch 32 & Cashh)
- Lotus (feat. Michael Kiwanuka & Yussef Dayes)
Tracklist
- Thief
- Flood (feat. Obongjayar & Moonchild Sanelly)
- Young
- Only (feat. Lydia Kitto)
- Free
- Peace (feat. Moses Sumney & Miraa May)
- Hollow
- Lion (feat. Obongjayar)
- Enough (feat. Yukimi Nagano)
- Blood (feat. Wretch 32 & Cashh)
- Lotus (feat. Michael Kiwanuka & Yussef Dayes)
- Lonely
- Blue (feat. Sampha)
Gesamtspielzeit: 54:42 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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zeckezichter Postings: 553 Registriert seit 07.11.2021 |
2025-06-13 10:08:50 Uhr
Eigentlich garnicht meine Musikrichtung, aber das Album gefällt mir echt gut. |
Thomas Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion Postings: 111 Registriert seit 12.06.2013 |
2025-06-07 01:01:03 Uhr
Platte ist ganz, das zweite "Lion" heißt jetzt "Blue". :) |
myx Postings: 5593 Registriert seit 16.10.2016 |
2025-06-06 21:57:37 Uhr
Tja, briedel, du hast vollkommen recht, das Album ist wirklich ziemlich grossartig, sagen meine Instant-Geschmacksnerven. Aber jetzt erst einmal schön weiterhören und weiterfreuen und dann irgendwann die freche Note raushauen. ;-) |
Enrico Palazzo Postings: 6112 Registriert seit 22.08.2019 |
2025-06-06 07:35:58 Uhr
Bei Tidal ist es auch "Blue" |
briedel Postings: 18 Registriert seit 08.07.2022 |
2025-06-06 06:46:54 Uhr
Je häufiger ich das Album höre, desto frecher wird die Wertung ;)Aber was anderes. Der letzte Song bei meinem Album heißt Blue. Bei plattentests.de ist es dann ein zweites mal Lion nur diesmal feat. Sampha... Ist meine oder euere Platte kaputt? |
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Referenzen
Obongjayar; Miles James; Sault; Moses Sumney; Lydia Kitto; Moonchild Sanelly; Cleo Sol; Sampa The Great; Rapsody; Jamila Woods; Yukimi Nagano; Yussef Dayes; Janelle Monáe ; Noname; Wretch 32; Erykah Badu; Loyle Carner Dave; Cashh; Sampha; Stormzy; Ghostpoet; 808ink; Slowthai; Kojey Radical; Ghetts; Denzel Curry; Lupe Fiasco; Nas; Mos Def; Black Star; A Tribe Called Quest; Tierra Whack; Greentea Peng; Sudan Archives; Young M.A.; Azealia Banks; Michael Kiwanuka; Ezra Collective; Sunday Service Choir
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