A-Z - A2Z²

Metal Blade / Sony
VÖ: 06.06.2025
Unsere Bewertung: 8/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10

War was?
Es gibt ein paar Gesetzmäßigkeiten, die sich irgendwann zur Folklore entwickeln. Brian Johnson war noch "der Neue" bei AC/DC, als er schon länger dabei war als sein verstorbener Vorgänger Bon Scott, um nur mal ein Beispiel zu nennen. Im Progressive Rock wird bei jeder Platte von Spock's Beard hinterfragt, wie sie denn wohl klänge, hätte Neal Morse die Band nicht 2002 verlassen. Und wann immer irgendjemand aus dem Umfeld von Fates Warning ein Album veröffentlicht, muss zwingend die Frage gestellt werden, ob "Long day good night" 2020 nun wirklich der Schwanengesang der Prog-Metal-Pioniere war. Was wiederum so engstirnig wie unfair ist, denn zum einen verweist jeder auf den Hauptsongwriter Jim Matheos, der offensichtlich der Band überdrüssig ist, zum anderen zeigen die Wohl-dann-doch-Ex-Kollegen immer wieder, dass sie auch ohne Matheos hochklassige Musik produzieren können.
Schlagzeuger Mark Zonder gehört ohne Zweifel dazu. Fürs nötige Kleingeld sorgten schon länger gut dotierte Session-Jobs, und im Jahr 2022 tat sich der Drummer mit Frontmann Ray Alder zusammen und veröffentlichte unter dem Namen A-Z – was für "Alder thru Zonder" stehen sollte – ein überaus gelungenes Album, das vor starken Hooks nur strotzte und lediglich einen Nachteil hatte: Es erschien nahezu zeitgleich mit dem Comeback-Album von Journey und ging – stilistisch durchaus ähnlich gelagert – in dessen Hype ein wenig unter. Nun hat Zonder mit seinen 67 Jahren mitterweile so ziemlich alles erreicht, was man im Genre so erreichen kann, aber wenn der Ehrgeiz packt und die Muse küsst, darf's gerne etwas mehr von allem sein. Angefangen damit, dass Nick van Dyk, seines Zeichens Kopf von Redemption, für das überaus einprägsam betitelte Nachfolgealbum "A2Z²" nicht nur zur Gitarre griff, sondern auch als Co-Songwriter verantwortlich zeichnete. Und ganz nebenbei wieder auf seinen früheren Sänger Ray Alder traf, aber das nur am Rande.
Denn glücklicherweise hält "A2Z²" das schon durch das schiere Namedropping gegebene Versprechen. "Nothing is over" heißt die erste vorab veröffentlichte Single, und der Titel könnte programmatischer kaum sein. Schon im Intro duelliert sich van Dyk mit Simone Mularoni, seinem Kollegen an den sechs Saiten, lässt gemeinsam mit Zonder den Song leichtfüßig marschieren. "Nothing is over / Until I say", singt Alder im Refrain, und dieses Ausrufezeichen kommt an. Denn schon der Opener "Fire away" hatte es zuvor mächtig krachen lassen, begeistert mit großartigem Refrain – wahrlich nicht zum letzten Mal auf diesem Album. "A wordless prison" hingegen tritt etwas auf die Bremse, erinnert dabei vor allem in der Anfangsphase an die Soloalben von Ray Alder und stellt dem Frontmann genau deshalb die große Bühne bereit, bis der Song nach etwa zwei Minuten in ein Prog-Metal-Gewitter hinein eskaliert.
Bei Supergroups besteht oft die Gefahr, dass die jeweiligen Mitglieder eher gegen- als miteinander arbeiten, um auch ja der staunenden Öffentlichkeit zu zeigen, dass sie ja auch dabei sind. Natürlich bekommt auch bei A-Z jeder Musiker seinen Freiraum, bleibt allerdings songdienlich. So darf Keyboarder Jimmy Waldo, der schon mit ganz anderen Egos wie beispielsweise Yngwie Malmsteen gearbeitet hatte, einige feine Keyboards beisteuern, während Mularoni zwischendurch auf Guitar-Hero-Pfaden wandelt, ohne sich in Frickeleien zu verlieren. Ganz im Sinne des Leitbilds, die Atmosphäre der Fates-Warning-Alben der Neunziger mit den Hooks von Journey zu verbinden. Exakt das gelingt A-Z sogar noch besser als auf dem Debüt, da vor allem Zonder den Kollegen nahezu freie Hand ließ. Diese Stimmung, die sich bei den Aufnahmen wie ein Klassentreffen angefühlt haben muss, überträgt sich auf "A2Z²" und sorgt für ein unbeschwertes, geradezu leichtfüßiges Prog-Metal-Album, das dennoch aufzeigt, aus welch begnadeten Einzelkönnern Fates Warning bestand. Während aber jene Platten zum Kanon des Prog Metal gehören, lassen Alben wie "A2Z²" die Rufe nach einer Reunion immer mehr verstummen.
Highlights
- Fire away
- Nothing is over
- I am numb
Tracklist
- Fire away
- Running in place
- Nothing is over
- A wordless prison
- Reaching out
- The remedy
- I am numb
- This chaotic symphony
- Learning to fly
- Now I walk away
Gesamtspielzeit: 48:57 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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joseon Postings: 1069 Registriert seit 04.09.2023 |
2025-06-07 20:11:49 Uhr
Tolles Album wieder, gefällt mir sogar noch einen Ticken besser als das Debüt. Ray Alder klingt immer noch als wäre 20. |
AliBlaBla Postings: 8562 Registriert seit 28.06.2020 |
2025-06-07 18:27:51 Uhr
Ja, dafür ein lustiges ... :) |
JanSpe Postings: 39 Registriert seit 13.03.2025 |
2025-06-07 18:25:05 Uhr
Spotify unter der Rezension zeigt ein ganz anderes Album an. |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 28794 Registriert seit 08.01.2012 |
2025-06-04 21:11:57 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert. Meinungen? |
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Referenzen
Fates Warning; Ray Alder; Kings Of Mercia; Rush; Evergrey; Enchant; Arch / Matheos; OSI; Tool; Engine; Redemption; A Perfect Circle; Storm Corrosion; Steven Wilson; Porcupine Tree; The Gathering; Riverside; Haken; Blackfield; Katatonia; Marillion; Muse; Karnivool; Oceansize; The Pineapple Thief; Vanden Plas; Psychotic Waltz; Shadow Gallery; Pain Of Salvation; Queensrÿche; Poverty's No Crime; Subsignal; Thought Chamber; Everon; Threshold; Symphony X; Sieges Even; Toto; Kansas; Journey