Matt Berninger - Get sunk

Concord / Universal
VÖ: 30.05.2025
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10

Schaukel es heim
Auf die Schnelle: Wie unterscheidet sich ein Album von The National von einer Matt-Berninger-Soloplatte? Zeit läuft ... und eins ... und zwei ... und drei! Und? Da wäre der andere Name auf dem Cover, richtig. Das Personal an Stift und Instrumenten, denn die Dessner-Brüder, die bei The National hauptsächlich die Musik stellen, sind bei Berningers Alleingängen weitgehend abwesend. Und dann? Dann wird die Luft dünn. Machen wir uns nichts vor – nachdem bereits das Solodebüt "Serpentine prison" das Licht der Hauptband höchstens leicht gebrochen reflektierte, könnte auch Berningers Zweitwerk "Get sunk" stilistisch mühelos das fortsetzen, was zuletzt auf "First two pages of Frankenstein" und "Laugh track" passierte. Auch wenn der erste Vorbote bei manch alteingesessenen Fans durchaus kurz Schnappatmung verursachte.
Jenes "Bonnet of pins" macht nämlich ordentlich Dampf, vor allem wenn der Song auf der Zielgeraden die Bläser noch mehr in den Vordergrund schubst und Berninger über dem zunehmenden Lärm atemlos seine Zeilen ins Mikro ächzt: "Take the stairs to the bottom where the lights are out / And I'll be there with a lighter and a Nabokov cocktail." Fantastisch. Wenn auch nicht viel mehr Radau als bei den jüngeren "Eucalyptus" oder "Deep end (Paul's in pieces)". Wer nun denkt, dass "Get sunk" zum 20-jährigen "Alligator"-Jubiläum endlich wieder richtig auf die Kacke haut, ist allerdings auf dem Holzweg. Berninger begnügt sich weitgehend mit bekanntem und beruhigtem Terrain, Soft Rock mit viel Klavier, manchen orchestralen Tupfern und der ein oder anderen verzerrten Gitarre. Was nicht heißt, dass insbesondere die erste Albumhälfte nicht ein tolles The-National-Werk bereichern könnte.
Der verrauschte Drumloop von "No love" untermalt nämlich einen astreinen Hit mit einer wirklich schönen Melodie. Hier wie auch im reduzierten Opener "Inland ocean" machen die Backingvocals von Julia Laws eine tolle Figur – mehr vom Gleichen ist eben auch mehr vom Guten. "Isn't there anything I can do? / Everything ends before I want it to." Was Berninger tut, ist mit Meg Duffy alias Hand Habits ein sehr hübsches Duett namens "Breaking into acting" aufzunehmen, das die dramatischen Eskapaden einer Person mit gekonnter Ironie aufs Korn nimmt: "You'll do anything to be discovered / It's getting out of hand / Your mouth is always full of blood packets / You're breaking into acting / You're gonna make me a fan." Das besonnene "Frozen oranges" wirkt auch nur solange unspektakulär, bis man die Hook nicht mehr aus dem Ohr bekommt.
Manche sagen ja, dass Berninger auch das Telefonbuch vorlesen könne und es klänge gut – ein wenig wirkt das Gebrabbel der Strophen in "Nowhere special" über rastloser Percussion tatsächlich so, ein Song, der ansonsten nothing special ist und die etwas schwächere zweite Hälfte einleitet. Auch dort finden sich immer noch das kitschig-schöne "Little by little" oder der angenehm herzmassierende Closer "Times of difficulty", der sogar einen lyrischen Link zum Opener des The-National-Debüts herstellt: "Where is the bread, where is the butter? / Can't you use your beautiful head for me?" Berninger schwimmt in bekannten Gewässern, aber wer will ihm angesichts "Get sunk" schon einen Strick daraus drehen?
Highlights
- No love
- Bonnet of pins
- Breaking into acting (feat. Hand Habits)
Tracklist
- Inland ocean
- No love
- Bonnet of pins
- Frozen oranges
- Breaking into acting (feat. Hand Habits)
- Nowhere special
- Little by little
- Junk
- Silver Jeep (feat. Ronboy)
- Times of difficulty
Gesamtspielzeit: 43:28 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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musie Postings: 4134 Registriert seit 14.06.2013 |
2025-06-02 16:02:53 Uhr
Frozen Oranges mein Highlight vom Album. Wahnsinnig schöner Song. |
NeoMath Postings: 2389 Registriert seit 11.03.2021 |
2025-05-31 12:23:23 Uhr
Joa, Album ist ganz nett geworden; kein Überflieger, aber hörbar. The National "light" würde ich sagen.Gute 6 isses wohl. |
Hornrabe 1 Postings: 260 Registriert seit 14.05.2018 |
2025-05-30 12:59:34 Uhr
Ich finde es absolut großartig. Ein richtig gutes NATIONAL Album, nach einer leichten Frischzellenkur. Inland Ocean ist ein super Opener. Die Breakbeats von No Love sind richtig geil. So etwas hätte mehr eingesetzt werden sollen. Frozen Oranges ist wunderschön und mein Favorit ist Silver Jeep, zusammen mit Ronboy ist auch das wunderschön. |
MickHead Postings: 5472 Registriert seit 21.01.2024 |
2025-05-30 11:51:57 Uhr
Jetzt komplett bei Bandcamp:https://mattberninger.bandcamp.com/album/get-sunk Gaesteliste.de: Platte der Woche https://gaesteliste.de/2025/05/30/review/matt-berninger-get-sunk/ Musikexpress 4/6 https://www.musikexpress.de/reviews/matt-berninger-get-sunk/ Rolling Stone 4/5 https://www.rollingstone.de/reviews/matt-berninger-get-sunk/ |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 28792 Registriert seit 08.01.2012 |
2025-05-28 20:27:21 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert. Meinungen? |
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Referenzen
The National; El Vy; Big Red Machine; Marble Sounds; Clogs; Frightened Rabbit; The Slow Show; Sufjan Stevens; Radiohead; Wolf Parade; Tindersticks; Stuart A. Staples; Lambchop; Shearwater; Okkervil River; Absentee; I Am Kloot; The Walkabouts; Sophia; Jens Lekman; The Go-Betweens; The Decemberists; Red House Painters; Grizzly Bear; Nick Cave & The Bad Seeds; Elbow; Wilco; Lana Del Rey; Taylor Swift; Kacey Musgraves; American Music Club; Mark Eitzel; My Morning Jacket; Destroyer; Arcade Fire; The Boxer Rebellion; Bear's Den; The Antlers; Guillemots; Death Cab For Cutie; Gravenhurst; The Twilight Sad; Noah And The Whale; Other Lives; Bon Iver; Pfarmers; LNZNDRF; Songs Without Words
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