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These New Puritans - Crooked wing

These New Puritans- Crooked wing

Domino / GoodToGo
VÖ: 23.05.2025

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

The world's turned upside down

Eine Sopranstimme und Orgeltöne laden uns ein. Nicht zum Gottesdienst, sondern zum neuen Album von These New Puritans. Wobei das eine das andere nicht ausschließt: Ob "Waiting" auf das Warten auf den Herrn der Herrlichkeit rekurriert und somit die ursprünglich ironische Komponente des Bandnamens ad absurdum führt, wird anhand der kryptischen Lyrics nicht deutlich. Sehr wohl deutlich wird hingegen, dass Jack und George Barnett auf "Crooked wing" keine halben Sachen machen. Sechs Jahre nach "Inside the rose" fahren sie nicht nur ihr neues Lieblingsinstrument, eine Pfeifenorgel, sondern ein halbes Orchester auf. Der Aufwand lohnt sich, wie bereits der gänsehautfördernde Opener unmissverständlich zeigt.

Vom Glockenschlag einer griechisch-orthodoxen Kirche wurde Jack Barnett zur fünften LP seiner Band inspiriert. Dementsprechend sphärisch-meditativ fällt der Großteil der Tracks aus. "Bells" kombiniert Pianoakkorde mit Vibraphonklängen, ätherischem Gesang und einem Loop, fasziniert sieben Minuten lang fernab des Strophe-Refrain-Strophe-Schemas mit seiner tranceartigen Stimmung. Einige der schönsten Momente erschaffen die Barnett-Brüder jedoch in der vergleichsweise konventionellen Ballade "The old world", deren zum Niederknien schöne Hook Patricia Auchterlonie und Ephyra Ana veredeln. Nicht nur das Titelstück, in dem gekonnter Gesang auf klassische Musik und dezente Elektronik trifft, erinnert in seinen besten Passagen an Talk Talks Jahrhundertalbum "Spirit of Eden". Der Genregrenzen sprengende Geist des 1988er-Meisterstücks bleibt auf "Crooked wing" allgegenwärtig. In "Wild fields (I don't want to)", angetrieben von Percussion und einem düster brummenden Vocoder, orientiert sich Jack Barnett hörbar an Mark Hollis' Timbre. "A season of hell" setzt hingegen auf die meditative Grundstimmung aufbrechende Düstersynthies, E-Drums und lasziven Sprechgesang im Stil von Massive Attacks Robert Del Naja. Die einmal mehr von Graham Sutton superb coproduzierte Kombination aus vielen Ambient-Tracks, wenigen flotten Synthie-Songs und klassischen Balladen geht voll auf. 

Kleinigkeiten verhindern ein Meisterwerk. So hängt der Mittelteil des Albums ein wenig durch. Im "Industrial love song" versuchen sich die Barnetts daran, die – nun ja – Gedankenwelt verliebter Baukräne wiederzugeben. Als Audio-Bewerbung für den nächsten Pixar-Soundtrack geht das schon in Ordnung. Einzig Gastsängerin Caroline Polachek trägt ein wenig arg dick auf. Auch "I'm already here" stellt sich selbst ein Bein, indem es nach Glockenspiel-, Keyboard- und Horneinsatz eine unnötige Extrarunde dreht und sechs Minuten lang schön sphärisch, aber eben auch ziellos vor sich hin mäandert. Doch alles, was folgt, entschädigt dafür allemal. Etwa das fast vierminütige, mit Vocodergebrabbel, Kontrabass, Vibraphon und Trompete äußerst stilvoll in den Schlaf wiegende instrumentale Outro von "Goodnight". Bevor man glücklich wegdämmert, setzt "Return" noch eine meditative Klammer um das bei allem kontemplativen Übergewicht bisher abwechslungsreichste Album der Band um die Brüder aus Southend-on-Sea. Das endet, wie es begann: "I am waiting / I am waiting / I am deep underground", tiriliert Alex Miller vom Southend Boys' Choir zu Orgelklängen. Worauf das lyrische Ich wartet? Angesichts des aufrichtigen Pathos ist nicht ausgeschlossen, dass die Barnetts es ernst meinen mit ihrer Hinwendung zu himmlischen Sphären. Oh yeah, the world's turned upside down!

(Dennis Rieger)

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Highlights

  • A season in hell
  • The old world
  • Goodnight

Tracklist

  1. Waiting
  2. Bells
  3. A season in hell
  4. Industrial love song (feat. Caroline Polachek)
  5. I'm already here
  6. Wild fields (I don't want to)
  7. The old world
  8. Crooked wing
  9. Goodnight
  10. Return

Gesamtspielzeit: 47:18 min.

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User Beitrag

Old Nobody

User und News-Scout

Postings: 4057

Registriert seit 14.03.2017

2025-06-02 18:52:49 Uhr
Hätte den Orgelsound bzw. generell die Art und Weise des Openers gerne auf Albumlänge gehabt. Den Beat Anteil brauche ich an sich weniger. Dennoch ein sehr gutes Album, was auch bei mir an der 8/10 kratzt. Finde die zweite Hälfte etwas besser

Filip

Postings: 388

Registriert seit 29.09.2024

2025-05-31 22:21:14 Uhr
Extrem dichtes, fokussiertes Album, das die Vorabeindrücke bestätigen kann. 8/10.

Lichtgestalt

User

Postings: 6853

Registriert seit 02.07.2013

2025-05-23 13:08:55 Uhr
Okay, das liest sich echt übel.

Lichtgestalt

User

Postings: 6853

Registriert seit 02.07.2013

2025-05-23 13:04:40 Uhr
> Das war hier eine Diskussion

Danke Dir. :)

Klaus

Postings: 10979

Registriert seit 22.08.2019

2025-05-23 12:00:33 Uhr
Das war hier eine Diskussion: https://www.plattentests.de/forum.php?topic=95895&seite=46

Zum Album: Einiges an kitschigem Leerlauf im ersten Durchgang, "A Season in hell" und "Wild Fields" sind aber super.
Zum kompletten Thread

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