Sleep Token - Even in Arcadia

RCA / Sony
VÖ: 09.05.2025
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10

Gleisstörung
Im April 2025 ließ das Online-Magazin Rock Feed die Katze aus dem Sack: Hinter den Masken von Sleep Token stecken die NuMetal-Urgesteine Limp Bizkit! Natürlich handelte es sich bei der Nachricht um einen Aprilscherz. Es lässt sich daraus jedoch ableiten, welchen Aufwand die Band seit ihrer Gründung im Jahr 2016 betreibt, um die Identitäten der einzelnen Bandmitglieder geheim zu halten. Auch die Promophase für ihr viertes Werk "Even in Arcadia" wurde von Versteckspielen und Rätseln begleitet. Die zahlreichen Fans mag das begeistern, den Vorwurf der Überinszenierung müssen sich Sleep Token aber gefallen lassen. In der Vergangenheit rechtfertigten sie diese Scharade mit großartigen Veröffentlichungen. Spätestens seit dem 2023 erschienenen "Take me back to Eden" rauscht der Hypetrain von London aus ungebremst um die Welt. "Even in Arcadia" bringt den Zug nicht zum Erliegen. Eine kleine Gleisstörung bedeutet das neue Album aber schon.
Woran das liegt, kann nicht in einem Satz beantwortet werden. Der Bandsound ist noch immer ein ungewöhnlicher, ziemlich einzigartiger Parforce-Ritt durch Genres wie Metal, R'n'B und Indierock. Der Opener "Look to windward" zeigt die komplette Bandbreite, die Sleep Token zu bieten haben. Der Song klingt zu Beginn wie aus Radioheads "Kid A" entliehen. Die Stimme von Sänger Vessel schält sich aus den elektronischen Sounds heraus und Geigen setzen ein. Nach einer geflüsterten Passage lassen Sleep Token mit heftigen Riffs das Inferno losbrechen, schlagen dann jedoch abrupt den nächsten Haken mit einem Trapbeat. Die häufigen Richtungswechsel nehmen nicht nur diesem Song ein wenig die Dringlichkeit. Auch Tracks wie "Dangerous" und "Damocles" haben eine ähnliche Dramaturgie: Sie beginnen mit ruhigem Gesang, eskalieren kurzzeitig, nur um dann schlagartig runtergepegelt und dadurch ausgebremst zu werden. "Emergence" wiederum ist ein Beispiel für einen nahezu perfekten Song der Band, bei dem der Drummer mit dem schönen Pseudonym II einen dreckigen Off-Beat abliefert und der mit einem smoothen Saxofon-Solo endet.
Trotz aller Rätsel im Vorfeld und dem poetischen Albumtitel sind die Lyrics auf "Even in Arcadia" wesentlich weltlicher und konkreter, als das bei früheren Releases der Fall war. "Damocles" beschäftigt sich mit der eigenen Unzulänglichkeit: "What if I can't get up and stand tall? / What if the diamond days are all gone? / And who will I be when the empire falls? / Wake up alone and I'll be forgotten." In "Caramel" beklagt Vessel die zunehmende Erschöpfung durch den steigenden Bekanntheitsgrad. Der bereits vorab als Single veröffentlichte Track überrascht mit einem poppigen Reggaeton-Beat, welcher jedoch durch einen Breakdown-Part abgewürgt wird. Das wirkt nicht besonders homogen und klingt ein bisschen nach Effekthascherei. "Past self" hingegen wird konsequent als poppige R'n'B-Nummer durchgezogen. Beim abschließenden "Infinte baths" ziehen Sleep Token nochmal alle Register. Der Song kulminiert in dem härtesten Djent-Part des ganzen Albums. Das wirkt nach 56 Minuten wie ein reinigendes Gewitter und lässt die Hörer*innen mit der vagen Hoffnung zurück, dass sich Sleep Token beim nächsten Album wieder ein bisschen mehr Metal gönnen.
Highlights
- Look to windward
- Emergence
- Infinite baths
Tracklist
- Look to windward
- Emergence
- Past self
- Dangerous
- Caramel
- Even in Arcadia
- Provider
- Damocles
- Gethsemane
- Infinite baths
Gesamtspielzeit: 56:00 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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8hor0 Postings: 1402 Registriert seit 14.06.2013 |
2025-06-08 23:19:42 Uhr
Jetzt gibt es schon einige Live-Vids, die neuen Songs Caramel und Damocles zB finde ich immer noch recht langweilig. |
tjsifi Postings: 892 Registriert seit 22.09.2015 |
2025-06-03 10:34:10 Uhr
Pitchfork: 2.3 Das Album war aber tatsächlich auf PLatz 1 der Billboard 200. Finds immer noch sehr gut! |
tjsifi Postings: 892 Registriert seit 22.09.2015 |
2025-05-27 16:25:51 Uhr
Ich finde das neue Album sogar deutlich atmosphärischer und in sich konsistenter.Gefällt mir ausserordentlich gut bisher! |
8hor0 Postings: 1402 Registriert seit 14.06.2013 |
2025-05-21 21:05:29 Uhr
Exakt! |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 28834 Registriert seit 08.01.2012 |
2025-05-21 19:57:38 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert. Meinungen? |
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Referenzen
Bad Omens; Wage War; Beartooth; Currents; Northlane; Architects; Bring Me The Horizon; Imminence; Dayseeker; Pierce The Veil; Biffy Clyro; Asking Alexandria; Catch Your Breath; Thirty Seconds To Mars; Deftones; Meshuggah; Veil Of Maya; Spiritbox; Novelists; Jinjer; Ghost; Sleep Theory; Lorna Shore; Motionless In White; Landmvrks; While She Sleeps; Linkin Park
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