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Kaffeehausmusik. Musik zum Abschalten – also der lästigen Sorgen, nicht des Wiedergabegeräts. Klanggewordene Blutdrucksenker. Antistresstherapie. Mit solchen gesundheitsförderlichen Attributen wurden Morcheeba die meiste Zeit ihrer Karriere bedacht. Und die dauert nun auch schon 30 Jahre, dazu herzlichen Glückwunsch! Diese Beschreibungen sind positiv gemeint – aber nicht ausschließlich. Denn diese sanften Downbeats, dieser Chillout-Sound, dieser Trip-Hop aus der manchmal nicht ganz obersten Schublade – das war nicht immer nur spannend. Von den bisherigen zehn Alben dürften einige nach erster Wiederhörensfreude nicht allzu oft den Rückweg auf den Plattenteller gefunden haben. Dann doch lieber der Griff zur Erfolgsphase zwischen 1998 und 2002, zu "Big calm", "Fragments of freedom" und "Charango", als Skye Edwards und die Brüder Paul und Ross Godfrey in Höchstform waren. Nach der unschönen Trennung von Sängerin Skye trudelte die Karriere dahin, zum Glück vertrugen sich die drei wieder, und "Blood like lemonade" klang noch einmal frisch. Nachdem Paul dann doch genug hatte, versuchten es die Verbliebenen als Skye & Ross, letztlich schüttelten sie die Zweifel ab und machten als Morcheeba weiter, die Alben wirkten zuletzt aber eher wie reine Promo für die nach wie vor erfolgreichen Tourneen.

Nun also "Escape the chaos", was sich schon mal als perfekte Ergänzung der eingangs erwähnten Attribute einfügt. Chaos herrscht an allen Ecken und Enden der Welt, da sollte ein Pulskühler willkommen sein. Und obwohl sie frühe Karrierehighlights auch hier nicht erreichen, ist positiv zu vermelden, dass Morcheeba hier so sehr bei sich klingen wie seit 15 Jahren nicht. Es groovt gleich mit der ersten Auskopplung "Call for love" typisch relaxt los, und Edwards‘ Stimme ist immer noch der pure, samtige Schönklang. Die Soul-Elemente sind ebenfalls noch da, ganz leichte Spuren von Pink Floyd finden sich ebenfalls. Die Nachfolgesingle "We live and die" ist noch prächtiger, eine verwegene Prise James Bond weht durch den Raum.

Apropos Raum: Die Songs wurden wieder mehr gemeinsam im Studio aufgenommen, was ihnen hörbar guttut. Gelegentliche familiäre Unterstützung inklusive. So singt Ross‘ Frau Amanda Zamolo bei "Pareidolia", während Skyes Ehemann und Sohn auf mehreren Stücken Bass und Drums spielen. Große Features gibt es sonst nicht, lediglich einen Gastrap von Oscar #Worldpeace, der im dunkel bassgrummelnden "Peace of me" einen erfrischenden Kontrast setzt. Auch das düstere und elektronisch pulsierende "Bleeding out" erfreut mit einer Abweichung vom Üblichen. Ansonsten jedoch regiert der klassische Morcheeba-Sound mit allen Stärken und Schwächen. Gegen ein "Far we come", das wie eine Blaupause des Bandsounds klingt, ist wenig einzuwenden, Ähnliches gilt für "Molten" oder "Elephant clouds". Ein paar andere Tracks plätschern nur leidlich durch, aber wenn es der Flucht vorm alltäglichen Chaos dient, dann trotzdem her damit.

(Thomas Bästlein)

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Highlights

• Call for love
• We live and die
• Bleeding out

Tracklist

1. Call for love
2. Elephant clouds
3. Peace of me (feat. Oscar #Worldpeace)
4. We live and die
5. Far we come
6. Molten
7. Bleeding out
8. Cooler heads prevail
9. Hold it down
10. Dead to me
11. Pareidolia
12. Escape the chaos

Gesamtspielzeit: 47:59 min.

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Referenzen

Skye & Ross; Skye; Portishead; Massive Attack; Air; Goldfrapp; Moloko; Róisín Murphy; Sade; Lamb; Neneh Cherry; Beth Orton; The Cardigans; Catatonia; Dido; Gorillaz; Everything But The Girl; Cultured Pearls; Garbage; Björk; Trentemøller; Lemon Jelly; Zero 7; De-Phazz; Lauryn Hill; Nina Simone; Diana Ross; Pink Floyd; David Gilmour; Kosheen; Gabrielle; Lambchop; Kevin Shields; Amanda Zamolo; Oscar #Worldpeace

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