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Blond - Ich träum doch nur von Liebe

Blond- Ich träum doch nur von Liebe

Butter Für Alle
VÖ: 23.05.2025

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Wehrt Euch, klatschet in die Hand

Im Frühjahr 2024 schallte der Kanon "Wehrt euch, leistet Widerstand" durchs Land, als Menschen in vielen deutschen Städten gegen Rechtsextremismus auf die Straßen gingen. Die Melodie, die dem Volkslied "Hejo, spann den Wagen an" entstammt, darf auch für das lobpreisende "Intro" des neuen Blond-Albums herhalten: "Blond sind unsre Götter, Blond sind unsre Götter", skandieren hier die Fans der drei sympathischen Chemnitzer*innen.

Stadiongesänge als Ein- und Ausstieg in ein Album des Trios, das kennt man schon vom Vorgänger "Perlen". Und auch sonst bietet "Ich träum doch nur von Liebe" viel Bekanntes. Blond spielen weiter ihren Mix aus New Wave, Punk und Indiepop und arbeiten sich an Alltags- und Gesellschaftsthemen ab. Den drei Musiker*innen gelingt es dabei ein weiteres Mal, den Spaßfaktor auf knapp 33 Minuten hochzuhalten. Das knackig-punkige "Girl boss", zusammen mit Dream-Wife-Gitarristin Alice Go, nimmt den Wohlfühl-Aktivismus der eigenen Bubble auf die Schippe. So manche Konzertbesucher*innen dürfte sich beim Mitschreien des Refrains ertappt fühlen: "Komm, fick das Patriarchat / Kauf Dir 'Girl Power'-Schals / Titten-Tassen und 'Viva la vulva'-Wein / Aktivismus kann so einfach sein."

Die Sprache von Frontfrau Nina Kummer ist gewohnt krass, die Texte provokativ. Als pompöse Schmuseballade verpackt, erzählt "Geile Bitch" von der Objektifizierung von Frauen. "So hot" ist eine poppige Indienummer, die sich sexueller Selbstbestimmung widmet, "Ich wär so gern gelenkiger" eine Liebeserklärung an die Klitoris. Female Empowerment wird bei Blond weiter großgeschrieben, und das Trio trifft mit seinen Ansagen meist ins Schwarze. Die Versuche, thematisch ein bisschen Variation reinzubringen, funktionieren nicht immer. Die schrille Antikapitalismus-Ansage "SB-Kassen lover" stampft mit einem Mallorca-Bumstechno-Beat durch den Porzellanladen, "Wie Du" ist ein ganz nettes Indiepop-Liebeslied. "Lotta und Nina" liefert eine gewöhnungsbedürftige Beschreibung der Geschwisterbeziehung von Sängerin und Drummerin: "Ich knie über Dir und tu als ob ich Dich anspuck' / Den Speichelfaden nah an Deinem' Gesicht / Zieh ihn wieder zurück in meinen Mund / Weil Du doch meine Schwester bist." Um es mit dem Namen des gemeinsamen Podcasts der beiden Musikerinnen zu sagen: Da muss man dabei gewesen sein.

Einen besonderen Platz auf "Ich träum doch nur von Liebe" nimmt "Fliederbusch" ein, weil sich Blond hier jede witzige Pointe verkneifen. Nina Kummer singt von einer Freundschaft aus Kindertagen und hadert mit nicht eingehaltenen Treueschwüren ihrerseits. Auch das treibende "16 Jahr, blondes Haar" kommt ohne Klamauk aus und rechnet mit Männern ab, die sich als junge Erwachsene an pubertierenden Mädchen vergreifen. In diesem Kontext gewinnt der seicht klingende Albumtitel an Substanz. War "Immer lustig" auf dem Vorgängeralbum der einzige seriöse Ausreißer, liefern Blond mit den beiden letztgenannten Tracks immerhin den Beweis, dass es ein Leben nach den augenzwinkernden Schenkelklopfern geben kann. Bis es so weit ist, klatschen "alle Blondinator" beim "Outro" auf die Melodie von "If you're happy and you know it" in die Hand. Die drei sächsischen Rampensäue werden auf den acht Stationen ihrer Festivaltournee zumindest zwischenzeitlich dafür sorgen, dass dieser Chant durchs Land schallt.

(Andreas Rodach)

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Highlights

  • Girl boss (feat. AliceGo)
  • Wie Du
  • 16 Jahr, blondes Haar

Tracklist

  1. Intro
  2. Girl boss (feat. AliceGo)
  3. So hot
  4. Bare minimum
  5. SB-Kassen lover
  6. Wie Du
  7. Fliederbusch
  8. Ich wär so gern gelenkiger
  9. Geile Bitch (feat. Ankathie Koi)
  10. Lotta und Nina
  11. 16 Jahr, blondes Haar
  12. Outro

Gesamtspielzeit: 33:19 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

Kontermutter

Postings: 450

Registriert seit 04.03.2023

2025-05-23 16:27:21 Uhr
Auch wenn man mit dieser Band wenig anfangen mag:

Fliederbusch ist ein wirklich, wirklich schöner Song und ich bin überrascht, dass er nicht in die Highlights der Rezi gekommen ist. Mein Jahresfavorit bisher.

Restliches Album mit drei/vier schönen Powerpop-Nummern, geht für ein Festival schon klar.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 28834

Registriert seit 08.01.2012

2025-05-21 19:55:05 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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