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Peter Murphy - Silver shade

Peter Murphy- Silver shade

Metropolis / Soulfood
VÖ: 09.05.2025

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Erkenne Dich selbst

Manche sind der Ansicht, wenn es den Begriff Aura noch nicht gäbe, müsste man ihn für Peter Murphy erfinden. Wogegen im Grunde gar nicht viel zu sagen ist. Hat man das arg klebrige Etikett "Godfather of Goth", das der Brite wohl oder übel mit sich herumträgt, nämlich erst einmal abgepult, kommt immer noch genug Ikonisches zum Vorschein. Die frühe Paraderolle als untoter Bauhaus-Frontmann im Klassiker "Bela Lugosi's dead", den die Band sogar im David-Bowie-Vampirfilm "Begierde" performen durfte, sein leicht brüchiger, aber immer wieder aufbegehrender Bariton, den er auf zahlreichen Soloplatten perfektionierte, oder ein Gastauftritt in der Blutsauger-Saga "Twilight". Mit einer Bewährungsstrafe für Fahrerflucht unter Drogeneinfluss und einem Herzinfarkt, dem eine Bypass-Operation folgte, überstand Murphy auch die weniger rühmlichen Passagen seiner Laufbahn – und steht auf Studioalbum Nummer zehn da wie aus dem Ei gepellt. Noch mehr als auf dem bereits hinreichend entspannten Vorgänger "Lion".

Was daran liegen könnte, dass der 67-Jährige längst nichts mehr beweisen muss und namhafte Mitstreiter um sich versammelt: Tool-Bassist Justin Chancellor ist ebenso mit von der Partie wie Trent Reznor bei der angestochenen, funky Uptempo-Wuchtbrumme "Swoon", die zumindest Bauhaus-Jünger auch als Update des 1981er-Hits "Kick in the eye" hören dürfen. Im Titelstück gibt sich der Nine-Inch-Nails-Mann als zweite Stimme nochmals die Ehre, ehe dieser düsterlich schleifende, sich an einem fantastischen Refrain entlanghangelnde Rocksong belegt, dass ein "La la la"-Finale nicht gleichbedeutend mit der gefürchteten Coldplayisierung sein muss. Dass Produzent und Ex-Killing-Joke-Bassist Martin Glover einst das Trance-Projekt Zodiac Youth unterhielt, kommt hingegen der steifen Sequenz von "Hot Roy" zugute, und die Jugenderinnerung "The artroom wonder" verknotet sich fast so kosmisch die "Wagging tongue" wie Depeche Mode auf "Memento mori". Ungewohnt? Vielleicht. Astrein? Auf jeden Fall.

Trotzdem bleibt genug Platz für Murphys Kernkompetenz in Sachen waviger Indie-Rock mit Schmackes und maßvollen Goth-Implantaten. Vor laut abgemischten Gitarren strotzende, nach vorne preschende Dreieinhalbminüter wie "Sherpa" oder "Soothsayer" beherrscht er nach wie vor im Schlaf, um die getragene Selbsterkenntnis von "The meaning of my life" windet sich seine Stimme mit würdevoller Eleganz, und mit "Time waits" schafft es auch eine musikalische Referenz an die Wahlheimat Türkei auf "Silver shade" – ohne die Schläfrigkeit, an der 2002 das Ethno-selige "Dust" krankte. Gründerzeitlicher scheppert der spröde Post-Punker "Cochita is lame", wird dank feinsinniger Keyboard-Line aber bald zum melodlösen Prachtstück. Auch die aufgeräumte One-Off-Single "Let the flowers grow" nehmen wir samt Boy-George-Feature als Bonus-Track gerne mit – und vergessen zugunsten dieses blitzsauberen Albums schnell das jüngste, dubiose Bauhaus-Lebenszeichen "Drink the new wine". Schadet nur der Aura.

(Thomas Pilgrim)

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Highlights

  • Swoon
  • Hot Roy
  • Silver shade
  • Cochita is lame

Tracklist

  1. Swoon
  2. Hot Roy
  3. Sherpa
  4. Silver shade
  5. The artroom wonder
  6. The meaning of my life
  7. Xavier new boy
  8. Cochita is lame
  9. Soothsayer
  10. Time waits
  11. The sailmaker's charm
  12. Let the flowers grow (feat. Boy George) (Bonus track)

Gesamtspielzeit: 52:06 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

Mann 50 Wampe

Postings: 4341

Registriert seit 28.08.2019

2025-05-20 14:17:11 Uhr
@ oldschool

genau so!

oldschool

Postings: 791

Registriert seit 27.04.2015

2025-05-20 09:13:33 Uhr
bestenfalls solide - trotz der spannenden und informativen Worten des Herrn Rezensenten Thomas Pilgrim.
Murphy ist ein begnadeter Sänger und Performer. Doch wie bei Morrissey braucht er immer tatkräftige Unterstützung beim Songwriting und der Produktion. Ein Murphy-Album wirkte selten aus einem Guß, immer etwas zerfahren und orientierungslos. Das Duet mit Boy George am ende ist ganz ganz schlimm. Wohin soll die Reise denn gehen, Herr Murphy? Ein Solo-Album muss nicht zwangsläufig an Bauhaus erinnern, aber letztendlich ist Bauhaus der Grund, wieso sich Fans für Peter Murphy interessieren.

Herr

Postings: 2901

Registriert seit 17.08.2013

2025-05-14 21:24:44 Uhr
Ein Pflichtprogramm für mich.
Erst recht, nach den spannenden und informativen Worten des Herrn Rezensenten Thomas Pilgrim.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 28834

Registriert seit 08.01.2012

2025-05-14 20:36:08 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

Meinungen?

Klaus

Postings: 10979

Registriert seit 22.08.2019

2025-05-09 11:48:56 Uhr
Danke fürs erinnern!
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