Preoccupations - Ill at ease

Born Losers / Membran
VÖ: 09.05.2025
Unsere Bewertung: 8/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10

Der Patient tanzt
Nanu, was ist denn bei Preoccupations passiert? Da stürmt "Focus", der erste Song auf "Ill at ease", dermaßen, nun, fokussiert in Richtung (Indie-)Popfirmament hinauf, melodisch und mitreißend, ja geradezu positiv. Wo ist dieses Maulige, Mumbelige, Mieslaunige hin, das sich noch durch den Vorgänger "Arrangements" zog? Der düstere, dystopische Post-Punk? Die klirrend-kargen Sounds von "New material"? Ist Calgary etwa gar nicht das Manchester Kanadas? Und dann klingt der nächste Track fast eher nach modernen New-Wave-Jüngern wie Nation Of Language – was keineswegs eine schlechte Referenz wäre – als nach Joy Division oder wenigstens New Order.
Aber keine Sorge, der Titel jenes zweiten Songs lässt es ahnen: Die "Bastards" sind keineswegs zu Li-La-Launebären geworden. "There’s nothing left here to enjoy, I think we’re ready for the asteroid", singt Matt Flegel da. Und betrachtet man beim musikalisch so erbaulichen "Focus" dann doch mal den Inhalt, leidet das futuristische Ich dort mit seinen Roboterarmen und der eisernen Lunge unter den Fehlern, die die Menschheit tausend Jahre früher begangen hat. Also jetzt. Alles beim Alten: Die Herren Flegel, Wallace, Munro und Christiansen bleiben in Bandbesetzung und Haltung auch auf ihrem fünften Album – das Debüt lief noch unter dem Namen Viet Cong – stabil und mit den Fingern in den Wunden der Gesellschaft.
Mit dem Titelsong an dritter Stelle unter den wieder einmal nur acht neuen Stücken – aber mit ihrer gewohnt sparsamen Songauswahl liegen Preoccupations ja im Trend – erhöht sich dank der Bassarbeit der Post-Punk-Anteil wieder. Auch ein leicht lärmiges Gitarrensolo genehmigen sie sich hier. Die Eingängigkeit bleibt jedoch erhalten, und das macht auch nichts, denn wir sind ja nicht bei Swans hier. Obwohl das spukige "Retrograde" im Anschluss die Kantigkeit doch mal nach oben schraubt, auch weil die wandlungsfähige Produktion den Gesang hier stärker in den Hintergrund mischt. Das unbestimmt Neblige wischt aber ausgerechnet "Andromeda" wieder weg, hier geht es mit geradliniger Gitarrenriffs und schwelgerischen Synthesizern durch den melodiösen Sternenhimmel.
Auch "Panic" beschäftigt sich lediglich inhaltlich mit selbiger, neben ähnlich fröhlichen Themen wie altersbedingtem Gedächtnisverlust. Die Drums wummern dazu direkt nach vorn – noch mehr dann im folgenden Endzeitsong "Sken" –, die Gitarren perlen, und Flegel geht in den Gesangsmelodien so richtig auf. Mit "Krem2", einer Erinnerung an einen regionalen US-Fernsehsender, den die vier Kanadier in ihrer Jugend häufig schauten, endet die Platte auf einer nostalgischen Note. Jedoch nicht ohne diesen Sender aus einer unbestimmten Zukunft von einer Invasion berichten zu lassen. "I don’t know why we even try." Doch, das müssen wir, immer weiter.
Highlights
- Focus
- Bastards
- Ill at ease
Tracklist
- Focus
- Bastards
- Ill at ease
- Retrograde
- Andromeda
- Panic
- Sken
- Krem2
Gesamtspielzeit: 38:14 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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NeoMath Postings: 2365 Registriert seit 11.03.2021 |
2025-05-14 00:29:46 Uhr
Das Konzert im Molotow war soundmäßig total Kacke. |
AliBlaBla Postings: 8252 Registriert seit 28.06.2020 |
2025-05-13 19:27:55 Uhr
@FilipIch war 2018 in Hamburg (Molotow) bei Preoccupations, sehr gutes Konzert, haben den Sound besser auf die Bühne tranportiert als ich dachte, jederzeit wieder gerne.... |
Filip Postings: 334 Registriert seit 29.09.2024 |
2025-05-13 19:04:40 Uhr
Ich muss auch eher denen zustimmen, die das Album enttäuschend finden. Ja, das ist auf Albumlänge zu glattpoliert.War eigentlich noch jemand vor zehn Jahren beim Konzert im West Germany/ Berlin? Nicht, dass das jetzt das beste Konzert aller Zeiten gewesen wäre oder mega Abriss stattgefunden hätte; war aber extrem leidenschaftlich und laut & wird mir in Verbindung mit der Location wohl ewig in Erinnerung bleiben. |
cargo Postings: 763 Registriert seit 07.06.2016 |
2025-05-11 15:09:59 Uhr
Mir gefällt das Album besser als die letzte Platte. Hat für mich einfach mehr tolle Momente zu bieten wie z.B. das großartige Ende von "Krem2". Der Sound der Anfangstage ist mir auch noch mal liebsten, freunde mich aber immer mehr mit der Stiländerung an. |
MrMan Postings: 247 Registriert seit 05.09.2019 |
2025-05-11 13:54:07 Uhr
Ich vermisse den rauen Sound auch etwas, aber es ist trotzdem ein gutes Album. |
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Referenzen
Viet Cong; Women; Bauhaus; The Sisters Of Mercy; Girls Names; The Horrors; Liars; Iceage; Protomartyr; New Model Army; The Psychedelic Furs; Ought; Disappears; A Place To Bury Strangers; Algiers; Interpol; Joy Division; New Order; The Cure; The Chameleons; Television; The Birthday Party; Mission Of Burma; Bambara; Holograms; Holygram; Autobahn; Eagulls; The Soft Moon; The Twilight Sad; I Like Trains; Fontaines D.C.; Shame; Exploded View; Just Mustard; Savages; Priests; Dry Cleaning; Desperate Journalist; Simple Minds; Inchtabokatables; David Bowie
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