Die Liga Der Gewöhnlichen Gentlemen - Egg Benedict

Tapete / Indigo
VÖ: 09.05.2025
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10

Auf ein Wort, Online-Versand
Kaum wird es Frühling, kommen sie alle aus ihren Löchern gekrochen. Flaneure, Hagestolze, Tim, Struppi und sogar die berühmte Schauspielerin Hedy Lamarr. Letztere drei allerdings nur auf dem siebten Album von Die Liga Der Gewöhnlichen Gentlemen, das – na klar – im Frühling erscheint. Darauf ein "Egg Benedict", sofern die pochierte Eierspeise mit Kochschinken und Sauce Hollandaise ein der Jahreszeit angemessener Snack sein sollte. Ansonsten knospt es bei den Hamburgern jedenfalls wieder aufs Schönste: herzliche hanseatische Beat-Popmusik mit klassisch durchexerziertem Songaufbau aus Strophe, Bridge und Refrain, textliche Schulterschlüsse mit armen Teufeln und leicht bizarren, aber freundlich zugewandten Gestalten und pointierte Beobachtungen vom Kampfstern Alltag um die Ecke. Und nimmt sich die groteske Dame mit dem leicht alkoholgeschwängerten Atem den Sänger Carsten Friedrichs für ein tröstendes "Es ist immer Sommer irgendwo" zur Seite, ist das fast zu schön, um wahr zu sein. Aber nur fast.
Denn die Gute hat natürlich Recht – wie Die Liga Der Gewöhnlichen Gentlemen mit diesem freudig trötenden und menschelnden Schunkler, dem auch keine Winter-Impressionen Marke "Dämmern tut's ab 16 Uhr / Regen, Stürme, scheiß Natur" etwas anhaben können. Und da ohnehin alles grünt und blüht, lassen sich die Hamburger nicht lange bitten und legen mit "Song für die ALU" direkt so etwas wie den ersehnten Nachfolger des Upbeat-Knüllers "Rock-Pop national" aus "Alle Ampeln auf Gelb!" nach. Aber Vorsicht: Geehrt wird hier nicht etwa das Zeug, das man nicht zusammenknüllen soll, bevor es in die Gelbe Tonne wandert, sondern die erste Gewerkschaft, die beim Versandriesen Amazon die Rechte der Angestellten vertritt. Zwar gilt wie in Superpunks "Auf ein Wort, Herr Fabrikant" weiterhin der Grundsatz "Die herrschende Klasse zu schlagen, ist streng verboten", aber auch der Aufruf "Wir haben nichts zu verlieren, lasst uns organisieren!". Ein Genuss – nicht nur für die Genossen.
Herzlich egal also, dass das stilistische Terrain von Die Liga Der Gewöhnlichen Gentlemen überschaubar bleibt, solange "Wenn Du ein Problem hast" Bud Spencer zitiert oder das "Picknick auf Schloss Mühlenhof" inmitten von Hergés Comic-Universum besonders rauschend gerät. Aus der Boombox scheppern dabei Northern Soul, Sixties-naher Indie-Rock und ab und zu auch schluffig-schwerzüngiger Roots-Reggae. Noch unschlagbarer jedoch: der Gründerzeit-Brit-Popper "Ich geh lieber allein", der "You'll never walk alone" listig zu einem Plädoyer für die Freiheit des Individuums umdeutet, sowie "Hedy Lamarrs siebter Mann", in dem Friedrich und ein fröhlich mitträllernder Andreas Dorau die Leinwand-Legende zu einem croonigen Schmatz-Hit anhimmeln. Kein Wunder, denn schließlich wäre jeder gerne mit der vielseitigen Diva verbandelt, die einst eine Art Vorläufer der Bluetooth-Technologie erfand. Wussten Sie auch nicht? Da haben wir's: "Egg Benedict" macht nicht nur schön, sondern auch klug. Eine echte Alternative zu Eiersalat Hawaii.
Highlights
- Es ist immer Sommer irgendwo
- Song für die ALU
- Ich geh lieber allein
- Hedy Lamarrs siebter Mann
Tracklist
- Es ist immer Sommer irgendwo
- Song für die ALU
- Picknick auf Schloss Mühlenhof
- Ein Dienstag in Dur (Es ist Frühling)
- Sonniges Süd Schwabing
- Wenn Du ein Problem hast
- Ich geh lieber allein
- Ist Gunther da?
- Paare vorm Kino
- Hedy Lamarrs siebter Mann
- Chez Delmonico's
Gesamtspielzeit: 31:24 min.
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Armin Plattentests.de-Chef Postings: 28634 Registriert seit 08.01.2012 |
2025-05-07 21:04:11 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert. Meinungen? |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 28634 Registriert seit 08.01.2012 |
2025-04-30 19:07:24 Uhr - Newsbeitrag
Nachdem sie Liga ihre erste Auskopplung „Ein Dienstag in Dur (Es ist Frühling)“ zum Frühlingsbeginn am 20.03. veröffentlicht hat, erscheint nun am heutigen 30.04. mit "Wenn du ein Problem hast" der zweite Streich. Hier ist das begleitende Video zu sehen: |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 28634 Registriert seit 08.01.2012 |
2025-03-20 19:15:20 Uhr - Newsbeitrag
DIE LIGA DER GEWÖHNLICHEN GENTLEMENNeues Album "Egg Benedict" VÖ: 09.05.2025 (Tapete/Indigo) Erste Single "Ein Dienstag in Dur (Es ist Frühling)" - out now! Tourdaten Die Liga der gewöhnlichen Gentlemen, vulgo DLDGG, 2012 aus den Ruinen der verblichenen Superpunk entstanden, bestechen auf ihren nun sieben regulären Alben (+ einer Best Of) mit ihrer Version von Popmusik, an der sie mit einer erfrischenden Sturheit festhalten. Beherzt setzen sie sich seitdem zwischen alle Stühle. Beseelt von der Idee des ursprünglichen Punks (Man muss kein Virtuose sein um tolle Musik zu machen), veröffentlichen sie seit Jahren großartige Popsongs, stark beeinflusst von den drei großen „M“s (Madness, Motown, Modern Lovers). Mit einer herzerfrischenden Kompromisslosigkeit Umarmen und Zementieren sie ihren Außenseiterstatus gleichermaßen. Die erste Single aus ihrem am 09.05. erscheinende neuen Album „Egg Benedict“ heißt „Ein Dienstag in Dur (Es ist Frühling)“. Sie erscheint nun zum heutigen Frühlingsbeginn am 20.03.2025. Da es mit dem Sommerhit für die Liga bisher nicht geklappt hat versuchen sie es nun mit einem Frühlingshit. Da ist die Konkurrenz nicht so groß. In „Ein Dienstag in Dur“ schaut der Protagonist durch die ungeputzt-schlierigen Fenster seiner vermufften Mietwohnung und sieht das Licht. Dann träumt er sich weg. In andere Länder und in ein anderes Ich, „ein freier Geist mit guter Frisur“ wäre er gern. Tja, wer nicht? Vielleicht langt es ja diesen Frühling zumindest für ein kleines Stück vom Glück. „Ein Dienstag in Dur“ ist sonnendurchfluteter Liga-Pop mit Bläsern, Sitar und bittersüßer Melancholie. Wäre man jetzt so Schreiber von Promotexten könnte man fast sowas wie „der Track ist Vitamin D für Ohr und Hirn“ zu Papier bringen. Aber nur fast. „Egg Benedict“ wiederum möchten wir als einen musikalischen Film Noir in Bunt beschreiben, als einen Dienstag in Dur, Agit-Pop zum Tanzen auf Schloss Mühlenhof. Wer den DLDGG-Mischmasch aus DIY-Northern-Soul, (Indie-)Pop, 60s und was auch immer, den mit Horns, Banjo, Flöten, Sitar und Kinderinstrumenten angereicherten Wide-Eyed-Gitarren-Pop bisher mochte, wird ihn jetzt lieben. Und warum eigentlich „Egg Benedict“? Ja, warum denn nicht? Vielleicht weil’s gut klingt? Darum. Um tieferen Sinn dürfen sich gerne andere ab- und bemühen. Und warum eigentlich „Egg Benedict“ und nicht „Eggs Benedict“? Egal, zu spät. Ist schon Presswerk, die Platte. Einfach mal Fünfe gerade sein lassen. So ist ja auch die Liga, das ist Musik für Leute, die auch mal Fünfe gerade sein lassen. Nach dem Motto: Wenn Du ein Problem hast – scheiß drauf! Hat doch außerdem auch das Zeug zum Klassiker, der Titel. Je länger man drüber nachdenkt: Ist nicht der Sound der Liga eventuell die Entsprechung zum Eiergericht, quasi ein bunt zusammengewürfeltes, musikalisches Katerfrühstück? Zudem zergeht der Titel auf der Zunge. „Nach ‚Gschichterln aus dem Park Café‘ veröffentlicht dLdgG nun ihren neuesten Longplayer ‚Egg Benedict‘!“ könnte es aus dem Radio schallen. Das hat doch Gesicht! „Hör mir mit den Eiern auf!“ Na gut, also: Vom Guten, vom Wahren und vom Schönen handelt auch dieses Liga-Album, von Kinos, Sommer, Bud Spencers Lebensmotto, Hedy Lamarr, Partys und Gewerkschaften. Die Liga selbst neigt ja zur Tiefstapelei, „zwölftbeste Band West-Hamburgs“ und so ein Quatsch. Sagen wir doch, wie es ist: Wie öde wäre Musicland hier ohne die 5 Gewöhnlichen? Öde wär’s! Und warum ist da Inspektor Clouseau von der Sûreté auf dem Eier-Cover? Einfach nur weil’s cool ist oder hat das einen tieferen Sinn? Natürlich weil er cool ist. Aber vielleicht steckt in der Liga und ihrem Pop doch ein tieferer Sinn, den man auf Anhieb nicht entdeckt, weil die so schlau sind? Findet es selber raus. Guten Appetit! Auf Anbiederung an den Zeitgeist zwecks Erfolgsmaximierung haben sie entweder keine Lust oder, was auch sein kann, da haben sie einfach noch nicht drüber nachgedacht. Ziel der Liga war und ist es immer, dass jeder Albumtrack auch eine Single sein kann. Auf „Egg Benedict“ haben sie es eigentlich geschafft. Immer wenn ein neues Liga-Album erscheint ist es so, als würde in einer etwas vermufften Wohnung am ersten warmen Frühlingstag das Fenster geöffnet werden und eine herrlich leichte Brise weht herein. Toll, dass es sie gibt! DLDGG sind Carsten Friedrichs (Gesang/Gitarre); Gunther Buskies (Keyboard u.v.a.m), Tim Jürgens (Bass), Heiko Franz (Drums) und Fabio Papais (Gitarre) und sind aus Hamburg und Berlin. Tracklisting: 01 - Es ist immer Sommer irgendwo 02 - Song für die ALU 03 - Picknick auf Schloss Mühlenhof 04 - Ein Dienstag in Dur (Es ist Frühling) 05 - Sonniges Süd Schwabing 06 - Wenn du ein Problem hast 07 - Ich geh lieber allein 08 - Ist Gunther da? 09 - Paare vorm Kino 10 - Hedy Lamarrs siebter Mann 11 - Chez Delmonico's Tourdaten: 08.05.25 Hamburg – Goldener Salon 09.05.25 Münster – Gleis 28.05.25 Hannover – Lux 29.05.25 Dortmund – Ska im Westpark 12.06.25 Göttingen – Nörgelbuff 13.06.25 Stuttgart – Goldmarks 14.06.25 Mainz – Schon Schön 11.09.25 Karlsruhe – Kohi 12.09.25 München – Live/Evil 13.09.25 Nürnberg – Club Stereo 17.10.25 Flensburg – Volksbad 18.10.25 Kiel – Hansastraße 22 10.05.25 Köln – Gebäude 9 27.12.25 Bremen – Lagerhaus 28.12.25 Hamburg – Knust 29.12.25 Berlin – Bi Nuu |
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Referenzen
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