Die ganze Attitude ist Rap

Die Deutschrap-Szene liefert so zuverlässig Dramen und große Emotionen wie das "Sommerhaus der Stars". Ständig hat irgendwer mit irgendwem Beef, und auffallend oft ist der West-Berliner Rapper Fler involviert. Nachdem er sich schon seit Jahren an Shirin David abarbeitet, hatte er sich im Frühjahr 2025 die nächste weibliche Künstlerin ausgeguckt. Diesmal war es die gehypte Ikkimel, die vom Maskulin-Labelgründer via Instagram angezählt wurde. Sein zentraler Vorwurf: "Die ganze Attitude ist nicht Rap." Die österreichische Rapperin Kitana muss, was das angeht, nicht auf der Hut sein. Sie schreibt seit frühester Jugend ihre eigenen Texte, hat sich ihre Sporen durch Rap-Battles verdient und damit ihre Kredibilität ausreichend bewiesen. Mit ihrem zweiten Album rammt sie nun eindrucksvoll ihre Fahne in die deutschsprachige Hip-Hop-Landkarte.

Die 29-Jährige und ihr Produzent Vittoria PS scheinen ein Faible für die Neunziger zu haben. Auf "Fatality" finden sich sowohl Eastcoast-Beats alter Schule als auch elektronische Breakbeat-Salven à la The Prodigy. Deutlicher als beim knallenden "Kitana firestarter" kann man Keith Flint und Co. kaum ein Denkmal setzen. "Vienna state of mind" dagegen ist bereits im Titel eine Hommage an den New Yorker Rapper Nas. Bei "Projekt" wird Kitanas Stimme durch Effekte zerhackt, ein verzerrter Gitarrenpart geht in einen pumpenden Housebeat über. Für "Doechii Type Beat (Lohnen)" hat Vittoria PS ein lässiges Kopfnicker-Instrumental gebaut, mit einer schmatzende Snare und einem wummernden Bass. "Ich will die Krone in meiner Stadt / Glätt' keine Wogen, ich will mein Hak", rappt die gebürtige Kärtnerin. und mit "ihrer Stadt" meint sie vermutlich nicht ihren beschaulichen Geburtsort Villach, sondern die Wahlheimat Wien. Dort hat es sie bereits vor zehn Jahren hingezogen, unter anderem für einen Job als Investmentbankerin.

Der Lebenslauf von Kitana beweist ihren Ehrgeiz und ihre Zielstrebigkeit. Als Tochter bosnischer Kriegsflüchtlinge wuchs sie mit einer depressiven Mutter und einem traumatisierten Vater auf, wie sie bei "Hell on Earth" erzählt. "Alte Geister" richtet sich mit Rachegedanken an einen Peiniger aus der Kindheit, bei "Boombap & heartbreaks" beschreibt Kitana als vermeintlich Außenstehende eine zerrüttete Familie. Auch beim Track "Rotwein" wird die Rapperin persönlich und erzählt von einer Liebesbeziehung, die unter Drogenkonsum und Gewaltausbrüchen gelitten hat. Die emotional gesungene Hook konterkariert ihre oft distanziert wirkende Art zu rappen.

Im echten Leben ist Kitana als Key Account Managerin bei einem IT-Unternehmen angestellt. Das ist der Deutschrap-Szene, in der man sein Geld gefälligst mit der Kunst oder mit kriminellen Nebengeschäften zu verdienen hat, naturgemäß suspekt und bietet Angriffsfläche. 2024 versuchte der Rapper Ilhan damit in einem Battle gegen die Österreicherin zu punkten. Sie machte ihrer Namensgeberin aus dem Videospielklassiker Mortal Kombat alle Ehre, und Ilhan verließ den Platz wie ein geprügelter Hund. Damit lieferte Kitana einen weiteren eindrucksvollen Beweis ihrer Rap-Attitüde. In Westberlin wird man das sicher wohlwollend zur Kenntnis nehmen.

(Andreas Rodach)

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Highlights

• Doechii type beat (Lohnen)
• Parisienne
• Kitana firestarter

Tracklist

1. Serena Williams freestyle
2. Projekt
3. Doechii type beat (Lohnen)
4. Rainbows
5. Hell on Earth
6. Rotwein
7. Vienna state of mind
8. Parisienne
9. Kitana firestarter
10. Boombap & heartbreaks (feat. Melik)
11. Dust
12. Alte Geister

Gesamtspielzeit: 32:00 min.

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Referenzen

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• Kitana - Fatality (1 Beiträge / Letzter am 07.05.2025 - 21:03 Uhr)

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