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Dope Lemon - Golden wolf

Dope Lemon- Golden wolf

BMG / Universal
VÖ: 02.05.2025

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

Tantra mit dem Dude

Wir alle hatten doch in unserer Schulzeit diesen einen Typen in der Klasse, der sich einfach immer durchmogelte und ohne aufwändiges Pauken in Klausuren eine solide Zwei Minus absahnte. Dummerweise war dieser Typ meistens auch noch charmant und bauernschlau, sodass man ihm selbst die eine oder andere Schummelei nicht verübeln konnte. Nach dem Abschluss verwandelten sich diese Typen fast immer in gutgelaunte Opelfahrer mit gewisser Lockenpracht; Lebenskünstler, die auch im späteren Leben fast immer eine zufriedene Existenz führten, ohne sich mit merkwürdigen Phänomenen wie "Quality Time", "Achtsamkeit" oder dem Gehen der berühmten "Extrameile" herumzuärgern. Genau so ein Typ ist der Australier Angus Stone, der mit seinem Indie-Pop-Projekt Dope Lemon regelmäßig chamante Alben raushaut, die offenbar ohne jede Mühe erzeugt wurden, trotzdem aber für jede Menge Hörspaß bürgen.

Ja, wenn man es genau betrachtet, ist Angus Stone der musikgewordene Big Lebowski, der Dude. Das wird schon nach dem ersten Track klar, der passenderweise einem Schauspieler mit exzessivem Drogenkonsum gewidmet ist: John Belushi. Die extrem relaxed schaukelnde Nummer kommt mit Twang-Gitarren, näselndem Gesang und einer ebenso simplen wie unwiderstehlichen Folge aus drei Akkorden, die sich durch die erste Strophe zieht. Was freut man sich da erst auf den Refrain! Das kann ja nach dem furiosen Auftakt nur noch besser werden. Aber? Pustekuchen: Dope Lemon ziehen die drei Akkorde geschlagene fünfeinhalb Minuten ohne jede Abwechslung durch. Und genau wie bei dem komischen Typen damals in der Schulklasse kann man es Angus Stone einfach nicht übelnehmen. Man merkt außerdem später, dass dieser kompositorisch eher dürre Track ein Stilmittel ist: Erst mal die Latte niedrig hängen, dann lässt es sich alsbald wesentlich kommoder drüberspringen. So kommt beispielsweise "Electric green Lambo" (vermutlich der Zweitwagen zum "Rose pink Cadillac") mit überbordend-metrosexueller Gesangskunst und herrlichen Marvin-Gaye-Anleihen. Im weiteren Verlauf des Stücks meint man fast, hier hätten sich die Bee Gees unter dem Dirigat von Prince neu zusammengefunden: Das ist so stilsichere Entspannungsmusik, dass man beim Hören wie ein sattgefressener Garfield in den Sonnenuntergang blinzelt. <ü>Etwas experimenteller geht es nur in zwei Stücken zu: "Yamasuki" vereint lustige Orchesterpauken, Einwürfe japanischen Frauengesangs, eine krass angefuzzte Tremologitarre à la Vietnam Veterans, später pfeift auch jemand eine lustige Melodey. Und der Rausschmeißer "Dust of a thousand stars" ist eine hochbekiffte Jamsession, die sich so anhört, als wäre in einem Konzert von The Brian Jonestown Massacre der Sänger einfach bewusstlos umgefallen, während die Restband ungerührt weiterdaddelt. Ansonsten ist "Golden wolf" im besten Wortsinne Easy Listening, das gerne auch mal in die Vergangenheit schaut (Klangwelten der Sechziger, Siebziger und Achtziger) und sich von überall ein bisschen Glanz, Gefunkel und Wohlgefühl abholt. Wollte man Kritik üben, könnte man Angus Stone und den Seinen vorwerfen, dass an der einen oder anderen Stelle etwas mehr Sorgfalt oder kompositorische Abwechslung erfreut hätten. Das konsequente Nichterfüllen solcher Wünsche evoziert zuweilen fast das Gefühl, in einer allzulangen Tantra-Massage zu hängen. Aber hey: Wenn Stone sich jetzt plötzlich Arm und Bein ausreißen würde, mehr täte als unbedingt nötig, ja dann wäre er ja eben auch nicht mehr der Dude.

(Jochen Reinecke)

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Highlights

  • John Belushi
  • Electric green Lambo
  • Yamasuki

Tracklist

  1. John Belushi
  2. Sugarcat
  3. Electric green Lambo
  4. Golden wolf
  5. Yamasuki - yama yama
  6. We solid gold
  7. She's all time
  8. Maggie's moonshine
  9. On the 45
  10. Dust of a thousand stars

Gesamtspielzeit: 43:08 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

Vive

Postings: 1179

Registriert seit 26.11.2019

2025-05-10 17:34:31 Uhr
is wie ne mischung aus elvis depressedly und mac demarco

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 28671

Registriert seit 08.01.2012

2025-05-07 21:03:16 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

Meinungen?

Jochen Reinecke

Postings: 65

Registriert seit 22.12.2023

2025-05-02 18:29:39 Uhr
Warte mal ab, welche Metapher ich gefunden habe. Die gesamte Popjournaille wird mich beneiden!

musie

Postings: 4119

Registriert seit 14.06.2013

2025-05-02 17:45:02 Uhr
für Angus wurde die Bezeichnung Coole Socke erfunden…. Goldene Socke…. das Album ein bekiffter Sommerrausch. grossartig

Jochen Reinecke

Postings: 65

Registriert seit 22.12.2023

2025-05-02 10:43:58 Uhr
Meine Rezi dürfte im nächsten Update durchkommen.
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