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Bosse - Bosse 2005 - 2025

Bosse- Bosse 2005 - 2025

Vertigo / Universal
VÖ: 18.04.2025

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 4/10

In die Vergangenkunft

"So viel schönes Neues hält die Zukunft bereit / Und was hängst Du dann doch so oft in der Zeit?" Berechtigte Frage in der neuen Single "Vergangenheit" von Axel Bosse. Ach was: Freund*innen, Radiomoderator*innen, die den Norddeutschen für seine Nahbarkeit loben, und im Grunde auch wir sagen nur Aki zu ihm. Auch wenn auf dem jüngsten Longplayer "Übers Träumen" klar wurde: Selbst ausgewiesene Sympathen können mitunter ganz schön langweilen – oder sogar Schlimmeres. Wenigstens sprang dabei mit "Der letzte Tanz" ein ohrwurmiger, wiewohl leicht generischer Hit heraus, wie diese Best-Of-Compilation schon früh ins Gedächtnis ruft. Moment: Best-Of-Compilation? Von jemandem, der für ein Abschließen mit Vergangenem plädiert? Irgendwie eine treffliche Inkonsistenz für einen Musiker, der auf ein leicht wechselhaftes Gesamtwerk zurückblicken kann.

Wobei auch der Titel "Bosse 2005 - 2025" nicht ganz korrekt ist: Das aktuelle Datum gehört vielmehr an die erste Stelle, da die Fahrt auf dieser Zusammenstellung rückwärts geht und in der Tracklist auf dem Backcover fein säuberlich nach Jahreszahlen sortiert ist. Eigentlich auch egal – nur mit dem Makel behaftet, dass ausgerechnet das unschöne, mit klebrigen Harmonien und Chören zugekleisterte "Ein Traum" am Anfang steht. Sicher kein "All-Time-Favourite". Zum Glück rückt das gleichnamige, recht plakativ losklatschende Stück die Verhältnisse im Anschluss wieder so weit gerade, dass etwaige Neulinge Bosse nicht für einen Angehörigen der Menschen-Leben-Tanzen-Welt-Blase halten mögen. Statt 80 reichen ihm "3 Millionen", und anstelle von schmierigem Rotations-Mampf erfreut flockiger Indie-Rock, der zwischendurch auch mal etwas wilder lospoltert.

Zumindest war das 2009 auf "Taxi" so, wo "Alter Strand" einen trockenen Reverb-Effekt nach Vorbild von The Smiths auffuhr und das Ganze noch amtlicher rockte als mittlerweile. Was man Bosse zumeist aber nicht krummnehmen kann, denn auch ein lebensbejahender kleiner Klopfer wie "Alles ist jetzt" hat einen genauso feinen Charme wie "Augen zu Musik an", das die Kraft der Töne als ständigen Begleiter feiert, dabei angenehm semi-elektronisch groovt und mit einer New-Order-Bassfigur hantiert. Formidabel nach wie vor auch das nervös vor sich hin zweifelnde "Steine", das ständig eines befreienden Ausbruchs harrt, oder die pointierte Melancholie des "Wartesaal"-Titelstücks, launig konterkariert vom darauffolgenden, latent betüdelten "Frankfurt / Oder" im Duett mit Anna Loos, das umso mehr Tempo macht. Da kann man durchaus schon mal "Yipi" rufen.

Gilt oft auf "Bosse 2005 - 2025", wenn auch nicht durchgängig. Immerhin lassen diese 21 Songs aber immer mal wieder wie im frühen Rocker "Kraft" oder im schleifenden Breakbeat des leidlich aktuellen "Das Paradies" alle Fünfe gerade sein und geben sich abgesehen von ins Bräsige lappenden Klage- und Selbstreflexions-Liedern wie "Ich warte auf Dich" oder "Vier Leben" nur gelegentlich eine Blöße. Außerdem erhellend: "Schönste Zeit", das mehr oder weniger deutlich der guten alten Kettcar-Schule zunickt: Streiche das Toastbrot im Regen aus "Landungsbrücken raus" und setze ein Polaroid, ein Tattoo zitiert Kurt Cobain statt "We're gonna live forever". Und so bleibt Aki Bosse unser Freund – nach diesen 72 Minuten weiß man endgültig, warum.

(Thomas Pilgrim)

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Highlights

  • Alles ist jetzt
  • Augen zu Musik an
  • Steine
  • Wartesaal
  • Kraft

Tracklist

  1. Ein Traum
  2. All-Time-Favourite
  3. Der letzte Tanz
  4. Sunnyside
  5. Das Paradies
  6. Alles ist jetzt
  7. Augen zu Musik an
  8. Ich warte auf Dich
  9. Dein Hurra
  10. Steine
  11. Schönste Zeit
  12. So oder so
  13. Vier Leben
  14. Wartesaal
  15. Frankfurt/Oder (feat. Anna Loos)
  16. Yipi
  17. 3 Millionen
  18. Alter Strand
  19. Guten Morgen Spinner
  20. Kraft
  21. Niemand vermisst uns

Gesamtspielzeit: 72:32 min.

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Armin

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2025-05-07 21:02:34 Uhr - Newsbeitrag
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