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Andy Bell - Ten crowns

Andy Bell - Ten crowns

Crown / PIAS / Rough Trade
VÖ: 02.05.2025

Unsere Bewertung: 5/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Wie viel macht das in Euro?

Andy Bell ist ein totaler Sympath. Im Interview und auf der Bühne. Überhaupt, die Bühne: Wer den Irrwisch einmal live – bevorzugt natürlich mit Erasure und begleitet vom ewig stoischen Vince Clarke – erlebt hat, verbindet für immer positive Erinnerungen mit ihm. Aber das alles darf eine Plattenrezension nicht beeinflussen. Tough life as a Musikschreiberling. Mitleidsbekundungen bitte an nunstellteuchnichtsoan@plattentests.de. Wenn eine Besprechung so anfängt, lässt das nichts Gutes erwarten. Andererseits: Wer die Noten betrachtet, welche die geschätzten Kollegen hier für manches Erasure-Album verteilt haben ... Nun ja, Musikbewertung ist eben subjektiv. Der Rezensent dieser Platte ist bekennender Erasure-Fan und hätte hier und da einige Punkte mehr verteilt, insbesondere für das sträflich unterschätzte "World be gone".

Umso schwieriger ist es dann, sich in "Ten crowns" hineinzukämpfen. Dass Bells Solosachen sich von Erasures Synthiepop unterscheiden, ist dabei nicht unbedingt das Problem. Das soll so sein und ist ja auch der Sinn von Solopfaden. Wobei er, oberflächlich betrachtet, dieses Mal gar nicht so weit entfernt von den Beats aus Clarkes Soundschmiede scheint. Keine Oper weit und breit, auch Bells Alter Ego Torsten The Bareback Saint ist nirgends in Sicht. Stattdessen hat er mit seinem guten Freund Dave Audé ein schillerndes, hedonistisches Album mit dem Hang zur Partyhymne aufgenommen, das durch die finalen Aufnahmen in Nashville noch eine Spur Soul und Gospel abbekommen hat.

Letzteres findet sich eher in den Texten – und im Finale "Thank you", in dem Bell dramatisch das Licht kommen sieht und fühlt. Was aber nicht als Abgesang zu interpretieren ist, denn die nächste Erasure-Platte ist schon in Planung. Vielleicht sollte man "Ten crowns" sowieso vom Ende her hören, denn die Stärken liegen eindeutig in den hinteren Regionen des Albums. Doch dann müsste man ja am Schluss dieses fade Auftakttrio ertragen. Nee. Bringen wir jenes lieber schnell hinter uns. Den interstellaren Durchbruch, dessen Autotune-Massaker höchstens Fans von Chers "Believe" gefallen dürfte. Okay, davon gibt es einige. Auch das clubbige "Lies so deep" nervt eher, als zum Tanzen anzuregen. Und das Duett mit Debbie Harry, hmhm. Sie ist ein Idol des Künstlers, also sei ihm die Freude gegönnt. Skip.

Das robotische "For today" bringt dann erstmals Positives, stabil erwachsenen Elektro-Pop. Richtiges Hitpotenzial hat "Dance for mercy", ein strahlender, fett produzierter Discostampfer. Nachdem über den schlimmen Schlagerbeat von "Don't cha know" der Mantel des Schweigens geworfen wurde, fährt eine mächtige Orgel ins Gebein, und "Dawn of heaven's gate" erzielt mit Italopop-Anklängen und Bond-Zitat einen Volltreffer. Auch das eingängig groovende und stark gesungene "Godspell" landet bei den Highlights, bevor es noch einmal eine Spur seifig wird. Aber da hat Andy Bell ja auch schon wiederholt "Go away, please!" gesungen. Also hört auf den Meister!

(Thomas Bästlein)

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Highlights

  • Dance for mercy
  • Dawn of heaven's gate
  • Godspell

Tracklist

  1. Breaking thru the interstellar
  2. Lies so deep (feat. Sarah Potenza)
  3. Heart's a liar (feat. Debbie Harry)
  4. For today
  5. Dance for mercy
  6. Don't cha know
  7. Dawn of heaven's gate
  8. Godspell
  9. Put your empathy on ice
  10. Thank you

Gesamtspielzeit: 36:24 min.

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