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Lik - Necro

Lik- Necro

Metal Blade / Sony
VÖ: 18.04.2025

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Keine Effekthascherei

Als ein gewisser Leif Cuzner im Jahr 1988 in Stockholm eine kleine Metallbox zu Demo-Aufnahmen mitbrachte, um den Klang eines kompletten Marshall-Verstärker-Stacks reproduzieren zu können, wusste er vermutlich nicht, dass er damit Geschichte schreiben würde. Beim Experimentieren mit diesen Effekten stellte sich nämlich heraus, dass der Gitarrensound eine ganz besondere sägende Charakteristik bekommt, wenn man nur Höhen- und Tiefenregler bis zum Anschlag aufdreht. Das Demo sollte die letzte Studioaufnahme der Band sein, doch Gerät und Sound blieben. Aus den Überbleibseln jener Gruppe namens Nihilist entstanden bekanntermaßen Entombed, und deren Debütalbum "Left hand path" wurde durch jenes Effektgerät namens "Boss HM-2" zur Blaupause für ein ganzes Genre, nämlich den liebevoll "Elchtod" genannten schwedischen Death Metal. Cuzner, der 2006 durch eigene Hand aus dem Leben schied, war da schon nicht mehr Mitglied, den Ruhm erntete vor allem Produzent Tomas Skogsberg.

Für schwedische Death-Metal-Bands ist es somit quasi historische Verpflichtung, diesen Gitarrensound zu verwenden, und Lik machen da keine Ausnahme. Und da die Stockholmer neben den Veteranen des Genres wenig bis keine Kompromisse eingehen, ist auch das neue Album "Necro" kein Feuerwerk von Innovationen, sondern eine Zeitreise in die Neunziger. Nicht ewig gestrig, sondern auf positive Weise nostalgisch. Und mit einem gewissen Augenzwinkern, denn der Opener "Deceased" ist eine einzige Hommage an Entombed und zitiert mehr als nur einmal den Titeltrack des erwähnten Debüts – gerade Schlagzeug-Nerds dürften hier erstaunliche Parallelen entdecken.

Doch natürlich sind Lik alles andere als eine Coverband. Schon das folgende "War praise" begeistert mit einem wahnwitzigen Nackenmörder im Mittelteil und überraschend feingliedrigem Gitarrensolo. "Morgue rat" hingegen tritt auf die Bremse, reißt unweigerlich alles mit in die Hölle, wo schon Gastsängerin Linnea Lindstedt mit gar fiesen Vocals wartet. Im direkten Gegensatz dazu stehen "Shred into pieces" und "The Stockholm massacre", die dermaßen erbarmungslos marschieren, dass man befürchten muss, das arme HM-2 würde rotglühend sein Leben aushauchen. Erst beim abschließenden "Rotten inferno" gönnen Lik sich und anderen noch einen Moment relativer Ruhe, die aber lediglich das Tempo, nicht etwa die Intensität betrifft.

Im Grunde genommen machen Lik so ziemlich alles falsch. Sie huldigen einer musikalischen Ära, die über 30 Jahre zurückliegt, verehren die Helden von damals, statt nach vorne zu sehen, und klingen, als wären sie aus einem der stickigen Proberäume gekrochen, die damals in Stockholm und Göteborg dank staatlicher Förderung Bands im Überfluss hervorbrachten. Oder? Nein. Denn die Wahrheit ist, dass Lik momentan so ziemlich alles richtig machen. Sie nähern sich dem unbestreitbaren musikalischen Erbe mit Würde, ohne eine blinde Kopie zu sein, verneigen sich vor den großen Protagonisten und drücken dank einer immensen Musikalität einem Genre ihren ganz eigenen Stempel auf. Vom HM-2 gibt es seit ein paar Jahren ein Nachfolgemodell, das HM-2W, das ähnliche Eigenschaften aufweist wie das Original und dabei punktuelle Verbesserungen mitbringt. Übertragen auf die Musik ist genau diese Qualität das Verdienst von Bands wie Lik.

(Markus Bellmann)

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Highlights

  • Deceased
  • Morgue rat
  • Shred into pieces

Tracklist

  1. Deceased
  2. War praise
  3. They
  4. Worms inside
  5. Morgue rat
  6. Shred into pieces
  7. In ruins
  8. The Stockholm massacre
  9. Fields of death
  10. Rotten inferno

Gesamtspielzeit: 39:32 min.

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Armin

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2025-04-30 20:52:32 Uhr - Newsbeitrag
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