Landrose - Brut

Hyperjungle
VÖ: 14.03.2025
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 2/10

Eiter weiter
Mal ehrlich: Ständig nur Noise-Punk ist auch irgendwie langweilig. Zumal man als Drummer meist einen eher eingeschränkten Wirkungsbereich beackert. Denkt sich David Temprano aus Brüssel vielleicht auch und verlässt immer mal wieder kurz seine Band Cere, um unter dem Alias Landrose so richtig auszuspannen. Aber bitte nicht fälschlicherweise annehmen, der Belgier mache Schluss mit dem Krach. Im Gegenteil: Er legt sogar noch eine ganze Schippe drauf. Mit dem Unterschied, dass Gitarren bei Landrose nicht in die Tüte oder allenfalls in den Häcksler kommen. Im Zentrum stehen vielmehr fleischfressende Transistoren, kreischende Electronics, die mit Karacho aus der Kurve fliegen, und natürlich Tempronos Schlagzeug, das nach 24 Minuten maximal malträtiert aussieht. Länger dauert das dritte Landrose-Album genau wie seine Vorgänger nämlich nicht, und die arme Schießbude ist froh, wenn alles vorbei ist. Für alle anderen heißt es: Gabber Gabber hey und renn, was Du kannst. Es wird Dir nichts nützen.
Vor manchen Dingen gibt es nämlich kein Entkommen. Vor allem nicht, wenn sie so hyperaktiv und teils blindwütig durchdrehen wie "Brut". Und wem das Setup bekannt vorkommt, hat nicht Unrecht: Dieses circa achtarmige perkussive (Zer-)Fetzen zu scharfzahniger Distortion und allem Lärm der Welt erfüllt so ziemlich alle Merkmale dessen, was Black Pus beziehungsweise Lightning Bolt auf ihren Platten verunstalten. Und tatsächlich sprenkelt der Geist von deren Mastermind Brian Chippendale hier aus allen schreckensfarbenen Ritzen. Es spricht nur für den planvollen Wahnsinn von Landrose, dass sich Temprano außerdem noch zusätzliche Sprengkraft aus einer wildgewordenen Rhythmusmaschine im Gnadenlos-Modus draufschafft. Wer fleht da "No no no"? Ohnehin zwecklos beim gleichnamigen Stück, in dem sich ein aufgeregt achtelnder Synth-Loop und potenziertes Metall-Knirschen so lange gegenseitig auf die Figur steigen, bis man dazu tanzen kann. Der nächste Halt heißt zwar Zwangsjacke statt Bar, dennoch: Respekt.
Weitere Volltreffer der zahnschmelzsprengenden Art lassen nicht lange auf sich warten: "Watch your jet" etwa donnert los wie das geistesverwandte Extrem-Duo The Body im Highspeed-Teilchenbeschleuniger und kracht dann in sich zusammen, nur um sich wenig später mit Hilfe abgesägten Hardcore-Techno-Geballers zum herrlich nervigen Brecher zu mausern. "Total chrome" glänzt in etwa so prächtig wie ein durchgerostetes Kanonenrohr, an dem ein vorsintflutlicher Taschenrechner baumelt, ehe "Dead in Europa" unter infernalischem Splittern sich selbst vor den Gerichtshof zerrt und dort einen formvollendeten Veitstanz für androide Knallköpfe aufführt. Von der 30-sekündigen "Lecture" aus einem halbkaputten Sprachprozessor sollte man sich dabei nicht ins Bockshorn jagen lassen: Der nächste "Gros kick" geht wieder so zielsicher in die Weichteile, dass der großartige, ansatzweise melodiöse Closer "Fired up 24" sechs Minuten braucht, um sich aufzurappeln – was für ein tolles Getöse. Bisschen Noise-Punk zur Erholung gefällig?
Highlights
- No no no
- Watch your jet
- Fired up 24
Tracklist
- Rear fire rocket
- No no no
- Watch your jet
- Total chrome
- Dead in Europa
- Angel OP
- Lecture
- Gros kick
- Fired up 24
Gesamtspielzeit: 24:18 min.
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Referenzen
Cere; Black Pus; Mindflayer; Lightning Bolt; Melt-Banana; Brian Gibson; Dan Friel; Fuck Buttons; Blanck Mass; Psychic Graveyard; Black Dice; Upper Wilds; MSTRKRFT; Raketkanon; Cocaine Piss; Dÿse; Boredoms; Zeni Geva; The Skull Defekts; The Locust; Zulus; No Spill Blood; Full Of Hell; Intensive Care; Industrial Hazard; Brutalismus 3000; SHXCXCHCXSH; Paranoid London; Rathauz; Euromasters; E-De-Cologne; Ec8or; Atari Teenage Riot; Speedy J; Greater Than One; Dame Area; Manslaughter 777; Sightless Pit; The Body; OAA; Dead Times; Persher; Alitila; Pharmakon; Uboa; Bo Ningen; Afrirampo; Nisennenmondai; Guerilla Toss; Fantômas; Painkiller; Naked City; Marnie Stern; Yonatan Gat; Battles; Don Caballero; Zach Hill; Hella; Shit And Shine; Liars; HEALTH
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