Cosmic Cathedral - Deep water

InsideOut / Sony
VÖ: 25.04.2025
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10

Gläubige Gelassenheit
Ein Mann auf einer Mission, darauf aus, eine Art eigene Schöpfungsgeschichte zu kreieren? Kaum ein Jahr vergeht, in dem der ehemalige Spock's-Beard-Sänger Neal Morse nicht irgendein musikalisches Werk veröffentlicht. Meist sind es mehrere jährlich. Sei es unter eigenem Namen, im Rahmen der selbstbenannten Band oder als Mitwirkender bei diversen Projekte, von denen Transatlantic das bekannteste ist und Cosmic Cathedral das neueste. Und wie fast immer mit von der Partie: Gott oder dessen Sohn. Wo Neal Morse ist, da ist Jesus nicht weit. Auch auf diesem Debüt fällt mehrmals der Name des Heilands. Atheisten mögen das nervig finden, aber solange der Messias Morse und Kollegen zu musikalischen Meisterleistungen inspiriert, gebührt ihm wohl ein Platz auf ihren Alben.
Und was sich inhaltlich gleicht, das ist bei Morse traditionell auch stilistisch sehr ähnlich. "Deep water" unterscheidet sich in dieser Hinsicht kaum einen My von den meisten anderen Werken, bei denen der mittlerweile 64-Jährige seine Finger im Spiel hat. Es stellt sich die Frage, warum es überhaupt so vieler verschiedener Bands und Projekte bedarf, wenn letztlich ohnehin alles sehr vertraut klingt. Sei's drum: So weiß die treue Fangemeinde immerhin genau, was sie bekommt, kann die ein oder andere Platte auslassen und sich voll und ganz auf die echten Highlights konzentrieren, zu denen "Deep water" zweifellos gehört.
Zusammen mit drei eher unbekannten, aber altgedienten Musikern hat Morse hier nämlich ein durchgängig starkes Retro-Prog-Album aufgenommen, bei dem erstaunlich ist, dass es zum Großteil aus einer gemeinsamen Jam-Session hervorging, was bekanntlich eher durch Spontaneität und Improvisation geprägt ist. "Deep water" wirkt nämlich nur in wenigen Momenten wie ein experimentelles, mehr oder weniger zielloses Ausprobieren, sondern kommt ungeachtet mancher Keyboard-Sperenzchen verhältnismäßig schnell zum Punkt und zeichnet sich durch eine angenehme Eingängigkeit aus. Das ist vor allem den durchweg schönen, wie etwa in "I won't make it" und "Walking in daylight" mitunter auch mitreißenden, Gesangslinien zu verdanken. Morse selbst bezeichnet es als "Prog meets Yacht Rock meets The Beatles", was zumindest die Stimmung dieser Platte ziemlich gut beschreibt, während die stilistischen Versatzstücke, wie gesagt, nahezu 1:1 dem altbekannten "morse of the same"-Muster folgen.
Somit wird sich hiervon niemand bekehren lassen, der mit dem Wirken des Amerikaners bislang nichts anzufangen wusste. Es muss aber auch niemand befürchten, im tiefen Wasser unterzugehen oder besonders vom titelgebenden Mammut-Longtrack weggespült zu werden. Dank eines starken wiederkehrenden Grundthemas in Form der "Launch out"-Abschnitte ist hier stets ein dicker roter Faden erkennbar, zudem weist das Stück mit "New revelation" sogar eine regelrechte Rock-Hit-Passage auf. Und spätestens das abschließende "The door to Heaven" dürfte auch unreligiöse Menschen zur Himmelfahrt anregen. Die gesamten 38 Minuten sind – so wie die Platte an sich – ein spiritueller Mutmacher, der aller Glaubenslitanei zum Trotz eine erfreuliche Leichtigkeit versprüht. Und vielleicht liegt darin dann doch der Sinn dafür, dass diese Inkarnation morsescher Musik unter dem Banner einer neuen Band erscheint: dass sie trotz inhaltlicher und stilistischer Altlasten eine gewisse Frische und Unbeschwertheit ausstrahlt.
Highlights
- Walking in daylight
- Deep water suite VII: New revelation
- Deep water suite IX: The door to Heaven
Tracklist
- The heart of life
- Time to fly
- I won't make it
- Walking in daylight
- Deep water suite I: Introduction
- Deep water suite II: Launch out - Part one
- Deep water suite III: Fires of the sunrise
- Deep water suite IV: Storm surface
- Deep water suite V: Nightmare in paradise
- Deep water suite VI: Launch out - Part two
- Deep water suite VII: New revelation
- Deep water suite VIII: Launch out - Part three
- Deep water suite IX: The door to Heaven
Gesamtspielzeit: 71:25 min.
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Dorfnerd Postings: 3 Registriert seit 22.09.2020 |
2025-04-26 11:34:18 Uhr
Ach du gute Güte. Grundsärtlich musikalisch meine Baustelle aber *eindeutig* zu viel Jesus. |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 28588 Registriert seit 08.01.2012 |
2025-04-23 20:45:02 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert. Meinungen? |
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Referenzen
Neal Morse; The Neal Morse Band; Transatlantic; Neal Morse & The Resonance; Spock's Beard; Yes; Flying Colors; The Tangent; Big Big Train; Magic Pie; Sylvan; Mystery; IQ; Kino; Asia; Arena; Marillion; Everon; Steve Hackett; Blind Ego; Kansas; Genesis; Saga; Subsignal; Phideaux; RPWL; Frost; Beardfish; Pendragon; The Flower Kings; Rush; Enchant; Emerson, Lake & Palmer; Camel; Gentle Giant; Riverside; Mostly Autumn; The Alan Parsons Project; Fish; Peter Gabriel; Styx; Boston; Focus; The Moody Blues; Rick Wakeman; Barcley James Harvest; Journey
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- Cosmic Cathedral - Deep water (2 Beiträge / Letzter am 26.04.2025 - 11:34 Uhr)