Rialto - Neon & ghost signs

Fierce Panda / Cargo
VÖ: 25.04.2025
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Ihm gehört die Nacht
"I am the hound of London town / Where the streets are stained with gold." So lautet der erste Satz auf "Neon & ghost signs" – und träumt sich in eine Zeit zurück, als die glamourösen Brit-Popper Rialto voll im Saft standen und es noch eine Weile dauern sollte, bis der Brexit das Etikett Cool Britannia ablöste. "Night on Earth" und das wunderbar dramatische selbstbetitelte Debüt bemühten ausladende, romantische Gesten und eine orchestral hochfahrende Wall of sound, Hits wie "Monday morning 5:19", "Untouchable" oder "Anyone out there?" schickten sich an, mit ganz großem Besteck die Erhabenheit seinerzeit im Zerfallen begriffener Bands wie Suede oder My Life Story ins 21. Jahrhundert zu retten. Hochwertiger Versuch, der aber nicht lange vorhielt: 2003 war Schluss mit Rialto, doch statt sich als mutmaßlicher Erbe des Earl Of St Germans auf den Familienwohnsitz zurückzuziehen, ging Frontmann Loius Eliot als Teil von Grace Jones' Band auf Tour und gab sich mit der Begleitband The Embers bedeutend folkiger. Bis jetzt.
Vom Begriff Comeback sollte man beim dritten Rialto-Album und dem ersten seit 2001 dennoch lieber absehen: Eliot schmeißt den Laden inzwischen alleine, und nicht einmal der einst mit der Produktion betraute Gitarrist Jonny Bull ist noch am Start. Somit präsentiert sich "Neon & ghost signs" merklich abgespeckt, aber oft auch ungemein knackig und mit Gespür für die Macht der Nacht. Blinkende Lichter, kühl befunzelte Tanzflächen, Taxifahrten im Regen, bei denen man entweder trübselig aus dem Fenster schaut oder heftig auf der Rückbank rummacht – beides möglich beim schnittigen Opener "No one leaves this discotheque alive", der aus Bass und Handclaps einen unwiderstehlichen Popowackler auf die Beine stellt und Eliot mit der eingangs zitierten Zeile als schmachtenden Disco-Bowie im dezenten, aber feinen Zwirn etabliert. "I want you" legt in Sachen unterschwelliger Laszivität noch einen drauf – der Mann lässt nichts anbrennen, nachdem er 2019 dank einer Notoperation dem Tod noch einmal von der Schippe gesprungen ist.
"Remembering to forget" gelingt dem Briten also zum Glück nicht immer. Zum Beispiel, wenn das gleichnamige Stück eine herrlich verschwommene Dream-Pop-Ballade in die Luft zeichnet, die es beinahe mit dem Herzreißer "Summer's over" vom Erstling aufnehmen kann. Ganz erreicht "Neon & ghost signs" diese Opulenz nämlich nicht und ersetzt potenziell Sinfonisches in den leichtgängigen Ohrwürmern "Taking the edge of me" und "Put you on hold" durch sirrende Synth-Streicher – charmant, wiewohl nicht aus dem obersten Regal. Dafür macht das mit souliger Schmalztolle und pointiertem Twang-Riff aufstampfende "Car that never comes" fidel auf elektrifizierten Rockabilly, und im Titelstück möchte Eliot gar kurz Billy Idol sein, der sich mit dem Achtziger-Softrock-Wattestäbchen "Eyes without a face" im Ohr herumpult. Etwas cheesy, aber auch (auf)reizend kuschelig und eine von vielen Leuchtröhren in einem zuweilen dunklen Tunnel des Herzens, an dessen Ende das tröstliche "Gone" wartet. Aber Vorsicht: Manchmal kommen sie wieder.
Highlights
- No one leaves this discotheque alive
- Remembering to forget
- Car that never comes
Tracklist
- No one leaves this discotheque alive
- I want you
- Neon and ghost signs
- Taking the edge off me
- Remembering to forget
- Car that never comes
- Sandpaper kisses
- Cherry
- Put you on hold
- Gone
Gesamtspielzeit: 36:48 min.
Album/Rezension im Forum kommentieren
Teile uns Deine E-Mail-Adresse mit, damit wir Dich über neue Posts in diesem Thread benachrichtigen können.
(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
---|---|
RickyFitts Postings: 63 Registriert seit 04.07.2020 |
2025-04-27 11:08:58 Uhr
Ich hoffe, dass erste Album wird demnächst endlich mal auf Vinyl nachgepresst |
Kaelka77 Postings: 1 Registriert seit 25.04.2025 |
2025-04-25 17:57:24 Uhr
Ui, da bin ich aber gespannt. Hab das Album vor 20 Jahren rauf und runter gehört. |
MickHead Postings: 4960 Registriert seit 21.01.2024 |
2025-04-25 10:25:52 Uhr
Komplette Playlist bei YouTube:https://www.youtube.com/playlist?list=OLAK5uy_l46H_DIgtQCvsAYv-8fcbOK7Wnceckj-g Rolling Stone 4/5 https://www.rollingstone.de/reviews/rialto-neon-ghost-signs/ |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 28588 Registriert seit 08.01.2012 |
2025-04-23 20:46:54 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert. Meinungen? |
MickHead Postings: 4960 Registriert seit 21.01.2024 |
2025-04-21 11:49:28 Uhr
Die Fachwelt spricht in höchsten Tönen über das Album.Mojo 4/5 UNCUT 4/5 RECORD COLLECTOR 4/5 Hi-Fi+ 4.5/5 Classic Pop 4/5 CULT FOLLOWING 4/5 Platten vor Gericht: https://plattenvorgericht.blogspot.com/2025/04/rialto-neon-ghost-signs.html |
Hinterlasse uns eine Nachricht, warum Du diesen Post melden möchtest.
Referenzen
Louis Eliot And The Embers; Kinky Machine; My Life Story; ExileInside; Fosca; Suede; Brett Anderson; David Bowie; The Tears; Bernard Butler; Pulp; Jarv Is...; Space; Boy Kill Boy; Doves; The Frank And Walters; Kent; The Divine Comedy; Babybird; Franz Ferdinand; The Killers; Brandon Flowers; Keuning; Spector; The Ritualists; The Bravery; White Rose Movement; VHS Or Beta; Hard-Fi; Ian Brown; Spearmint; Strangelove; New Order; Electronic; Bad Lieutenant; Monaco; ShadowParty; Embrace; Athlete; Menswear; Mansun; Shed Seven; Marion; Geneva; Delays; Melody Club; The Fine Arts Showcase; Weeping Willows; Slut; Depeche Mode; Hot Chip; Years & Years; Pet Shop Boys; Tears For Fears; Simple Minds; A Flock Of Seagulls; The Psychedelic Furs; Billy Idol
Bestellen bei Amazon
Weitere Rezensionen im Plattentests.de-Archiv

Threads im Plattentests.de-Forum
- Rialto - Neon & ghost signs (9 Beiträge / Letzter am 27.04.2025 - 11:08 Uhr)
- Rialto (15 Beiträge / Letzter am 13.01.2025 - 10:53 Uhr)