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Nell Smith - Anxious

Nell Smith- Anxious

Bella Union / Rough Trade
VÖ: 11.04.2025

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 9/10

Diesseits der Stille

Das Traurige vorweg: Nell Smith ist 2024 bei einem Autounfall gestorben. Mit gerade einmal 17 Jahren. Zum Zeitpunkt ihres Todes hatte sie nur eine echte Session für ihr Debüt "Anxious" absolviert. Die kanadisch-britische Sängerin war 2022 durch ihr Nick-Cave-Coveralbum "Where the viaduct looms" mit Wayne Coyne von The Flaming Lips einer breiteren Öffentlichkeit bekannt geworden und wurde kurz darauf von Bella Union unter Vertrag genommen. Jetzt erscheint postum ihr erstes Album mit Eigenkompositionen. Dass so viele prominente Namen mit Smith in Verbindung stehen, ist kein Zufall. Denn beim Hören von "Anxious" wird schnell klar, dass die Welt ohne sie ein bisschen trister geworden ist. Gerade weil die zehn Stücke oft nur wie Skizzen klingen, gewinnt das Werk an Intimität. Mit schüchterner Stimme singt Smith ihre Songs, die irgendwo zwischen schrammeligem Indie-Pop und zahmer Psychedelia zu verorten sind.

Schön sind sie, charmant sogar. Wenn sie im Titelsong über die kleinen und großen Ängste des Alltags sinniert, während die Musik angenehm vorbeischlingert, dann kommt man trotz der traurigen Umstände nicht an einem Lächeln vorbei. Glücklicherweise haben die Beteiligten nicht übertrieben – trotz vieler hübscher Produktionsideen steht stets Smiths unscheinbare, aber angenehme Stimme im Mittelpunkt des Geschehens. Und so vergehen die 40 Minuten wie im Flug. Es ist erstaunlich, wie souverän Smiths Melodien mit den verspielten Arrangements interagieren, besonders das beschwingte "Daisy fields" sowie der verträumte Closer "Split in the sky" ragen diesbezüglich heraus. Wer so viel Understatement zulässt, weiß um seine Stärken. Selbst ein eher braver Track wie "The worst best drug" gefällt dank gewitzt platzierter Glockenspiel-Elemente und Chorpassagen.

Unbestrittener Höhepunkt des Albums ist jedoch "Boy in a bubble", ein ausufernder Trip durch Schall- und Weltraum, der fröhlich beginnt, ehe er nach der Hälfte ins Ungewisse kippt, um dann in herrlicher Schräglage ins Ziel zu taumeln. So eingängig kann Dissonanz sein. Deutlich versöhnlicher geht es in "Splash" zu, das mit seinem Schunkel-Rhythmus Erinnerungen an Jahrmarktbesuche weckt, die nur in Filmen stattgefunden haben. Im "Service song" kommt schließlich die Akustikgitarre zum Einsatz. Die Stimme der Sängerin klingt hier weit weg, fast entrückt. Mit jedem Wort, das sie ins Mikrofon haucht, verstärkt sich das Ziehen in den Magengegend. Nell Smith hätte noch so viel zu erzählen und zu geben gehabt. "I am gone", haucht sie in "I know nothing" und liefert damit das ebenso lapidare wie schmerzhafte Fazit. Wenn Sternschnuppen verglüht sind, bleiben nur Wünsche übrig.

(Christopher Sennfelder)

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Highlights

  • Anxious
  • Service song
  • Boy in a bubble

Tracklist

  1. Anxious
  2. Daisy fields
  3. Bubba
  4. The worst best drug
  5. Service song
  6. Boy in a bubble
  7. Splash
  8. I know nothing
  9. Billions of people
  10. Split in the sky

Gesamtspielzeit: 40:11 min.

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User Beitrag

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 28588

Registriert seit 08.01.2012

2025-04-30 19:29:14 Uhr
Ah, danke für den Hinweis.

Hierkannmanparken

Postings: 2174

Registriert seit 22.10.2021

2025-04-30 08:44:40 Uhr
Danke, so hab ich es jetzt auch verstanden. Dann müssten wahrscheinlich noch zwei Textstellen in der Rezi bearbeitet werden:

"Glücklicherweise haben Coyne und seine Mitstreiter nicht übertrieben – trotz vieler hübscher Produktionsideen steht stets Smiths unscheinbare, aber angenehme Stimme im Mittelpunkt des Geschehens."

"Im "Service song" packen Smith und Coyne schließlich die Akustikgitarre aus."

Service Song geht mir übrigens nicht mehr aus dem Kopf. Der Höhepunkt ab ca 2:00 ist wunderschön.

Huhn vom Hof

Postings: 8042

Registriert seit 14.06.2013

2025-04-29 22:41:21 Uhr
Zumindest Wikipedia erwähnt Coyne nicht:

https://en.wikipedia.org/wiki/Anxious_(album)

"Announced on 6 February 2025, by Bella Union,[7] the album precedes Smith's collaborative project with the Flaming Lips, Where the Viaduct Looms.[8] It was recorded in the label's studio in Brighton, and produced by sibling duo, Jack and Lily Walter."

Hierkannmanparken

Postings: 2174

Registriert seit 22.10.2021

2025-04-29 16:09:54 Uhr
Völlig unbedarft auf die Rezi geklickt und reingehört, um dann auf so ne Story zu stoßen, krasse Sache.

Sehr einfühlsam verfasste Rezi mitsamt Überschrift, Musik gefällt mir auch, insbesondere das Pumpkins-mäßige Gitarrenthema in Service Song, das auch ne schön detailverliebte Geschichte erzählt.

Aber dass Coyne am Album beteiligt war, steht immer noch im Text, oder hab ich was missverstanden?

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 28588

Registriert seit 08.01.2012

2025-04-17 18:44:13 Uhr
Irrtümlich war in dem Text leider zu lesen, dass Wayne Coyne an dem Album beteiligt gewesen sei. Dem ist nicht so. Wir haben den Fehler korrigiert und bitten um Entschuldigung.
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