Rýr - Dislodged

Moment Of Collapse / Broken Silence
VÖ: 11.04.2025
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10

Keine Worte notwendig
Die alte Leier: "Ja, die Musik deiner Empfehlung gefällt mir schon, aber der Gesang, also dieses Geschrei, das geht gar nicht. Müssen die immer so aggressiv sein?!" Grundsätzlich gilt natürlich: Ja, müssen sie. Aber klar, nicht jede Person kommt damit klar, wenn zum Beispiel der Sänger von Amenra sein doch gewöhnungsbedürftiges, markerschütterndes Jammergeschrei loslässt oder Cult Of Luna, Neurosis oder wie sie alle heißen ihr donnerndes Growlen in Gang setzen. Rýr aus Berlin schaffen da Abhilfe. Ihr Gesang ist weder fies noch hart, denn es gibt einfach keinen. Ihr Werk lebt allein vom Instrumentalen. "Dislodged" ist nun schon der dritte Aufguss ihres heftigen Sounds, der – ganz entsprechend dem Logo des Trios – Bäume ausreißen kann.
Den dafür nötigen Sturm entfachen die drei dann auch schnell im Opener "Flung". Kurzes, grollendes Intro, eine feine Gitarrenspur des Gründers Marius Jung bahnt sich ihren Weg durchs Dickicht. Bassist Florian Fricke deutet schon mal an, was im Laufe des Albums – ja, eigentlich der ganzen Diskografie dieser Band – den besonderen Touch gibt und beispielsweise in "Lapsed" herausragend wirkt. Rýr stehen zwar mit einem Fuß im Post-Rock, der Rest neigt sich jedoch rhythmisch zu harten Riffs vorwärts. Dritter im Bunde ist Eric Knoop, der die Dynamik des Sounds schlagend untermauert. Genretypisch geben Rýr ihren Kompositionen Zeit, reihen ausladende Aufbauten aneinander. Deren Härte und Tiefe ist jedoch beeindruckend und muss sich selbst vor bekannten Vorbildern wie Russian Circles nicht verstecken, zumal etwa "Lapsed" oder der Titeltrack in ihrer Brachialität sehr frisch daherkommen.
Die fetten Jahre sind vorbei? Nicht mit Rýr. Ihre Produktion ist satt, voll, raumgreifend. Das Konzept der vielzitierten "Wall of Sound", der vielschichtigen Aufbauten und Überlagerungen: Dieses Trio steht sinnbildlich für jene Begriffe. Quasi die Blaupause so einiger Sounds im Post-Metal, was Stärke, aber auch minimal Schwäche der drei ist. Handwerklich fein, die bewährten Standards umgesetzt. Die musikalischen Landschaften, die sie schaffen, erzeugen tonnenweise Bilder im Kopf. Stürmische, einpeitschende See, zerklüftete Bergmassive, Vulkanausbrüche – also quasi die täglichen Erlebnisse vom großen Müggelsee bis zum Teufelsberg (die Wildschweine dort sind wirklich nicht ohne). Lediglich die Entsprechung der fragilen Lichtungen, der Momente der Ruhe, muss wohl von anderen Orten stammen. In insgesamt fünf Abschnitte ist "Dislodged" unterteilt, notwendig wäre das nicht gewesen. Der Mahlstrom dieser vierzig Minuten ist so stimmig, es hätte auch ein einzelner, langer Track sein können. Ein einziges, langes Erlebnis, das keine donnernden Vocals braucht, aber haben könnte. Ist dieser Einstieg geschafft, können die Empfehlungen schrittweise in Richtung von stimmlichem Ausdruck gehen. Es lohnt sich.
Highlights
- Dislodged
- Lapsed
Tracklist
- Flung
- Winded
- Dislodged
- Lapsed
- Foiled
Gesamtspielzeit: 40:11 min.
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2025-04-16 20:42:44 Uhr - Newsbeitrag
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Referenzen
Russian Circles; Cult Of Luna; Amenra; Omega Massif; Red Sparowes; A Swarm Of The Sun; Minsk; The Evpatoria Report; Pelican; Mogwai; Intronaut; Maserati; Mono; Explosions In The Sky; Jesu; A Storm Of Light; Ostinato; Collapse Under the Empire; Tephra; The Ocean; Envy; LLNN; Year Of No Light; Rosetta; Downfall Of Gaia