Masters Of Reality - The archer

Mascot / Tonpool
VÖ: 11.04.2025
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10

Die Wüste lebt
In vielen Genres gibt es zwei Typen von Pionieren: die einen, die als Erfinder wahrgenommen werden, und die anderen, die es eigentlich waren. Wenn man beispielsweise die Bezeichnungen "Desert-Rock" oder "Stoner-Rock" hört, denkt man unweigerlich an zwei Bands, nämlich Kyuss und ihre Quasi-Nachfolgeband Queens Of The Stone Age. Die Basis für diesen Sound legte jedoch ein anderer, und zwar Chris Goss mit seiner Band Masters Of Reality, der vor allem mit seinem selbstbetitelten, von niemand Geringerem als Rick Rubin produzierten Debütalbum den Wüstensand aus den Lautsprechern rieseln ließ – und lustigerweise als Produzent besagter beider Bands nicht völlig unbeteiligt an deren Erfolg war. Um Goss hingegen wurde es nach dem letzten Album "Pine / Cross Dover" aus dem Jahr 2009 still. Sehr still. Insofern stellt sich wie so oft die Frage, ob und wie der mittlerweile 64-Jährige mit "The archer" an die alte Magie anknüpfen kann.
Der eröffnende Titeltrack allerdings wirft zunächst mehr Fragen als Antworten auf. Düster wabern psychedelische Soundteppiche, irgendwo darüber singt ein entrückter Goss. Und doch hat genau diese Mischung einen morbiden Reiz und zieht in die Album-Stimmung hinein, sofern man sich auf diese einlassen möchte und nicht den schnellen Klick bevorzugt. Denn das folgende "I had a dream" belohnt mit blubberndem Bass, hypnotischem Groove und dieser unvergleichlichen Melancholie in Goss' Stimme. Plötzlich wieder die Bremse. Hieß es eben, der Opener gleite dickflüssig aus den Boxen? Dann herzlich willkommen zu "Chicken little": Blues braucht keine Sümpfe, es reichen ein nach permanenter Inspiration suchender Songwriter, ein satter Groove und mit Alain Johannes ein Gitarrist mit dem richtigen Gefühl für das richtige Solo.
Die Klasse im Songwriting zeigt sich dabei weniger innerhalb der Songs selbst, sondern darin, dass diese Vielfalt eben wirklich wie eine Vielfalt klingt und nicht etwa wie der Versuch, alle möglichen Inspirationen in einen Topf zu werfen. "Mr. Tap n' go" zitiert gar rotzfrech Queens Of The Stone Age, während "Barstow" erneut diverse Jahrzehnte in die Vergangenheit springt und irgendwo zwischen den Beatles, Pink Floyd und den Doors landet. Einzig die Ballade "Powder man" mäandert einigermaßen unentschlossen vor sich hin, doch dieser kleine Fauxpas wird durch das sensationelle "It all comes back to you" mehr als wett gemacht, bei dem zu Beginn gar der späte David Bowie kurz vorbeischaut.
So wie "Powder man" der einzige Song bleibt, der nicht wirklich zünden will, bleibt "It all comes back to you" allerdings auch das einzige nominelle Highlight. Was in diesem Fall überhaupt kein Nachteil ist. Denn "The archer" verweigert sich den heutigen Hörgewohnheiten insofern, dass es eben keine Ansammlung einzelner Songs bleibt, auch überhaupt nicht bleiben will, sondern mit Stimmungen spielt, mit Erwartungen, die langsam geschürt und zunächst enttäuscht, dann aber doch erfüllt werden. Wer Riffs galore erwartet, wie sie noch das Vorgängeralbum geboten hat, dürfte vordergründig enttäuscht sein. So einfach macht es Chris Goss uns natürlich nicht. Und wenn das erste Album nach 16 Jahren Pause nur knapp 39 Minuten lang ist, dann muss das Entdeckerpotenzial innerhalb der Songs liegen. Und das gelingt Goss ganz hervorragend. Willkommen zurück.
Highlights
- I had a dream
- It all comes back to you
Tracklist
- The archer
- I had a dream
- Chicken little
- Mr. Tap n' go
- Barstow
- Sugar
- Powder man
- It all comes back to you
- Bible head
Gesamtspielzeit: 38:53 min.
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2025-04-16 20:42:10 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert. Meinungen? |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 28588 Registriert seit 08.01.2012 |
2024-05-09 18:54:08 Uhr - Newsbeitrag
Masters of Reality kehren mit ihrer ersten neuen Musik seit 15 Jahren zurück! Am 09.05. veröffentlichen sie ihre neue Single "Sugar" auf Mascot Records. Außerdem werden sie im Mai Shows in ganz Europa spielen - in Eindhoven (Niederlande), Utrecht (Niederlande), Leuven (Belgien), Bielefeld (Deutschland), Rüsselsheim (Deutschland) sowie auf dem Desertfest London und Berlin. "Sugar" ist ab jetzt hier zu hören: https://lnk.to/mastersofreality Lyric Video zu "Sugar": "Sugar" ist hypnotisch und ergreifend. Es baut sich aus einer mitreißenden Melodie zu einer großen, orchestrierten Gefühlswallung auf, über der Goss' ätherische und doch gefühlvolle Stimme schwebt. "Sugar" selbst stammt aus dem Jahr 2006, obwohl es seither viele Inkarnationen und Veränderungen durchlaufen hat, bevor Goss einen Refrain hinzufügte, der schon seit 1995 in seinem Hinterkopf herumschwirrte. "Im Laufe der Entwicklung offenbarte Sugar einen inneren Willen, weniger esoterisch und direkter persönlich zu werden", sagt er. Chris Goss ist eines der schwer fassbaren Genies der amerikanischen Musik. Als Sänger, Gitarrist und treibende Kraft hinter Masters Of Reality hat er mehr als 40 Jahre damit verbracht, seine eigene musikalische Reise anzutreten, die ihn von mystischem Blues über Desert Rock bis hin zu psychedelisch angehauchter Schönheit an allen Punkten dazwischen führte. Wo andere der Meute folgen, hat der gebürtige Wüstenbewohner aus Kalifornien eine Karriere hingelegt, die ihresgleichen sucht. Der Wunsch, seiner eigenen künstlerischen Muse zu folgen und sich nicht dem Druck von außen zu beugen, hat zu einer Reihe von Alben geführt, die wie keine anderen als Masters Of Reality klingen und die Generationen von Musikern, die sie gehört haben, auf subtile und doch unauslöschliche Weise geprägt haben. Dies führte ihn zu einer Gruppe von Kids aus Palm Desert namens Kyuss. Goss arbeitete mit der Band in den frühen 1990er Jahren an drei bahnbrechenden Alben und trug dazu bei, die Saat für die so genannte Desert Rock-Bewegung zu legen. Mit dem Gitarristen der Band, Josh Homme, verband ihn eine lebenslange Freundschaft. Dieser bat Goss um Hilfe, als es darum ging, seine Nach-Kyuss-Band Queens Of The Stone Age auf die Beine zu stellen, indem er ihre ersten beiden Alben mit produzierte und mit Homme an seinem Projekt Desert Sessions arbeitete. Die Liste der Bands und Künstler, mit denen er in der Funktion als Godfather des Desert Rocks zusammengearbeitet hat, ist lang und illuster: Queens Of The Stone Age, Kyuss, Mark Lanegan, Foo Fighters, The Cult, UNKLE, Stone Temple Pilots-Sänger Scott Weiland, die ehemalige Hole-Bassistin Melissa Auf Der Maur und sogar Hollywoodstar Russell Crowe. Dave Grohl erzählte ihm, dass die Grunge-Band Goss als Produzent für den Nachfolger von Nevermind in Betracht gezogen hatte. "Sie hörten damals Masters Of Reality und Kyuss in ihrem Van", sagt Goss. Jetzt, 15 Jahre nach seiner letzten Veröffentlichung, ist Goss mit Masters Of Reality endlich zurück. Wie alles, was sie seit ihren Anfängen vor über 40 Jahren veröffentlicht haben, ist es ein weiterer Schritt auf einer Reise, die sich kontinuierlich nach vorne bewegt hat. Über Sugar sagt er: "Es ist eine komplette, emotionale Geschichte anstelle meiner üblichen, heimlich geflüsterten Aufzählung dessen, was an der tragischen Entwicklung der Welt falsch ist. Schließlich entstand der Text, in dem es um intelligente Frauen geht, die versuchen, ihren Platz in diesem Chaos zu finden. Nicht in den sozialen Schichten der modernen Medien als prozentuale Zahl, um Einschaltquoten zu erzielen, sondern als reales Bild dessen, was echte Menschen fühlen. Die innere emotionale Realität eines Lebens und seine Relevanz für viele Leben". Sugar - das von Goss und Alain Johannes co-produziert wurde und an dem auch Schlagzeuger John Leamy und Bassist Paul Powell mitwirkten - läutet die Rückkehr von Masters Of Reality ein. "Wir können daraus schließen, dass die Band nach einer langen Stille von 15 Jahren bereit ist, sich erneut der Welt zu stellen", sagt er. "Wenn die Leute wirklich bereit sind für echte Musik, die aus dem Herzen heraus gespielt wird. Ich habe einige Zeit auf den richtigen Moment gewartet, innerlich und äußerlich. Jetzt ist es einfach an der Zeit, und dieser neue Song ist das persönlichste Stück, das wir je gemacht haben." Tour Daten: 16 Mai - Eindhoven, Effenaar – NETHERLANDS | SOLD OUT 17 Mai - London, Electric Ballroom, DesertFest – UK | TICKETS 19 Mai - Utrecht, Tivoli Pandora – NETHERLANDS | TICKETS 21 Mai - Leuven, Het Depot – BELGIUM | TICKETS 23 Mai - Bielefeld, Forum – GERMANY | TICKETS 24 Mai - Rüsselsheim, Das Rind – GERMANY | TICKETS 26 Mai - Berlin, Columbia Hall, DesertFest – GERMANY | TICKETS |
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Referenzen
Led Zeppelin; Queens Of The Stone Age; Goon Moon; Kyuss; Unida; Screaming Trees; Brant Bjork; Fatso Jetson; Yawning Man; Desert Sessions; Nebula; Karma To Burn; Slo Burn; Fu Manchu; Scott Reeder; Five Horse Johnson; Black NASA; The Atomic Bitchwax; Mark Lanegan; Che; Eagles Of Death Metal; Clutch; Secret Machines; The Jimi Hendrix Experience; Hermano; S.P.Q.R.T.; We; Spirit Caravan; Cream; Eleven; Amplifier; The Grateful Dead; Witch; Year Long Disaster; Rose Hill Drive; The Obsessed; The Hidden Hand; Ten East; Melissa Auf Der Maur; Earthlings?; Orquesta Del Desierto; Goatsnake; Lowrider; Colour Haze; The Company Band; Leadfoot; 35007; Eleven; dEUS; Millionaire
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