Valerie June - Owls, omens, and oracles

Concorde / Universal
VÖ: 11.04.2025
Unsere Bewertung: 8/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10

Ein geschenktes Lächeln
Es gibt so Menschen, die immer und überall aufdringliche gute Laune haben. Die selbst in den schlimmsten Situationen mit dem Ratschlag um die Ecke kommen: "Versuch's positiv zu sehen!" Oder noch schlimmer: "Hey, nach dem Regen folgt die Sonne." Leute, die ein lächelndes Emoji benutzen, weil sie es völlig ernst und nicht passiv-aggressiv meinen. Leute, die einem mit ihrer ständigen scheißguten Laune gehörig auf den Keks gehen. Zum Glück ist Valerie June aus Memphis, Tennesse nicht eine dieser Personen. Ihre gute Laune ist nämlich tatsächlich ansteckend.
Für ihr sechstes Album "Owls, omens, and oracles" gibt es ein großes, zunächst banal klingendes Mantra, nämlich die Dinge einfach positiv zu sehen. In den Händen der Grammy-nominierten Sängerin und ihres Produzenten M. Ward fühlt es sich aber möglich an. Da ist direkt zu Beginn die vor Lebensfreude strotzende Single "Joy, joy!", der sich auch der düsterste Schlechtwettermensch nicht entziehen kann. Die Mischung aus Folk und Soul haucht mit einem bauchigen Bass und dezenten Bläsern neue Energie in die Seele. Und auch die andere Single "Endless tree" lädt zum ausgelassenen Tanz ein und empfängt am Ende alle Menschen mit offenen Armen, selbst wenn sie sich nicht immer einig sein mögen.
Nicht einig sein mag man sich auch darüber, ob die Hippie-Vibes, die sich durch Ästhetik und Mindset des Albums ziehen, jedermanns Sache sein müssen. Aber mit dem ständigen sympathischen Lächeln auf dem Lippen, fällt es schwer, Valerie June zu widerstehen. Auch wenn's ein bisschen Eso ist, von ihr würde man sich allein aus Lust und Laune die Karten legen lassen. Das liegt auch an ihrer – respektvoll gemeint – kindlichen Freude am Gesang, die sie manchmal stimmlich in eine Ecke mit Joanna Newsom stellt. Besonders in "Trust the path", das sein Gute-Nacht-Lied am Klavier unter einem kristallklaren, beruhigten Himmel zu singen scheint. Mühelos mischt die US-Amerikanerin Elemente aus Folk- und Indie-Rock, aber genauso aus Blues und Country. Letzteres beweist sie im selbsterklärenden "My life is a country song" und behauptet ganz dem Mantra entsprechend, dass Country-Musik nicht immer traurig sein muss.
Dazwischen findet sie im Duett "Sweet things just for you" mit Norah Jones perfekte Harmonie und glaubt an die Kraft der Musik. Oder sie verlässt sich in "Calling my spirit" nur auf ihre Stimme, summt sicht selbst in einer hintergründigen Spur die Melodie zu und singt darüber in mehreren weiteren Spuren. "Love me any ole way" drückt mit Bläsern dafür doppelt und ist am ehesten mit den Blues-Wurzeln verbunden. Und rock'n'rolliger wird's ohne großes Brimborium in "Inside me". Auch wenn die zweite Albumhälfte von "Owls, omens, and oracles" etwas ruhiger ausfällt, weiß man in einem zurückgelehnten, meditativen Moment wie "Superpower", dass June eigentlich nur Kraft für den gewaltfreien Widerstand sammelt. Es gibt halt diese Menschen, deren Energie ansteckend ist. Valerie June zuzuhören, ist wie Ronaldinho beim Fußballspielen zu beobachten. Manchmal hilft's vielleicht wirklich, Dinge positiv zu sehen.
Highlights
- Joy, joy!
- Endless tree
- Sweet things just for you
Tracklist
- Joy, joy!
- All I really wanna do
- Endless tree
- Inside me
- Trust the path
- Love me any ole way
- Changed (feat. The Blind Boys Of Alabama)
- Superpower
- Sweet things just for you
- I am in love
- Calling my spirit
- My life is a country song
- Missin' you (Yeah, yeah)
- Love and let go
Gesamtspielzeit: 43:05 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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vincent92 Postings: 145 Registriert seit 22.11.2016 |
2025-04-23 13:14:16 Uhr
Bin sehr positiv überrascht von dieser VÖ. Sehr abwechlungsreich, vielseitig und irgendwie multikulti. Ne 8/10, auf jeden Fall. Schönen Gruß an "O Brother, Where Art Thou?" ;-) |
Grizzly Adams Postings: 5911 Registriert seit 22.08.2019 |
2025-04-17 18:56:55 Uhr
Bin noch unschlüssig. Eine sehr gute 7/10 ist es mindestens und reiht sich damit nahtlos in alle vorherigen VÖ, die ich von ihr kenne, ein. Die sehe ich alle bei 7-8/10. schönes Album. Wird schwer in nächster Zeit häufiger laufen. |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 28588 Registriert seit 08.01.2012 |
2025-04-16 20:41:51 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert. Meinungen? |
Otto Lenk Postings: 798 Registriert seit 14.06.2013 |
2025-04-16 20:41:20 Uhr
Die 8 ist absolut verdient. |
ijb Postings: 7025 Registriert seit 30.12.2018 |
2025-04-14 01:17:24 Uhr
Bei "AllMusicGuide" bekommt das Album 9/10!https://www.allmusic.com/album/owls-omens-and-oracles-mw0004464810 Als Randbemerkung: Dort werden auch die fünf Alben ais ihre (fünf) Alben in der Diskografie geführt, die ich als solche kenne und einordne: https://www.allmusic.com/artist/valerie-june-mn0002129410#discography |
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Referenzen
Amethyst Kiah; Rhiannon Giddens; Allison Russell; Margo Price; Gillian Welch; Joanna Newsom; Hurray For The Riff Raff; Norah Jones; M. Ward; Tyler Childers; Trevor Hall; Brandi Carlile; Gary Clark Jr.; John Prine; The Staple Singers; She & Him; Supremes; John Hurt; John Fahey; Billie Holiday; Mirel Wagner; Michael Kiwanuka; Bella Sun; Alela Diane; Bob Dylan; Neil Young; Corinne Bailey Rae; Alicia Keys; Nina Simone; Aretha Franklin; Anna Ash; Samantha Crain; Bonny Light Horseman; Basia Bulat; The Be Good Tanyas; Laura Marling; Damien Jurado
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