Ventura - Superheld

Vitesse
VÖ: 07.03.2025
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10

Kurz vor knapp
Manchmal muss man auch als Autor mal Abbitte leisten. Das soll an dieser Stelle passieren, denn trotz einigen Jährchen auf dem Musikbuckel hatte der Rezensent bis zu diesem Album rein gar nichts von der 2003 in Lausanne gegründeten Band Ventura gehört. Kann passieren, aber es geht weiter: Fast wäre auch das fünfte Album "Superheld" nach einem Durchlauf in den Äther voller Alben geschossen worden, die zwar völlig in Ordnung sind, aber jede Woche beim Aussortieren auf der Strecke bleiben. Die Mail war sogar schon geschrieben, aber dann zuckte vor dem Absenden der Finger. Was war das da für ein seltsames Echo im Kopf? Einen kurzen Moment abwarten und ordnen. Dann die Erkenntnis: Das ist ein Song von Ventura! Und dahinter hallte noch einer, dann noch einer. Also schnell ab in den Papierkorb mit dem Entwurf.
Das Schweizer Trio hatte es auf clevere Art geschafft, die wohl unaufdringlichsten Ohrwürmer seit langem in den Kopf zu spielen. Das lässt sich gut anhand "Most arts" erklären, das sich mit einem Wortspiel zu vergnügen scheint und es einige Male wiederholt und verwurstelt, bis man selbst nicht mehr weiß, was genau man da hört. Später heißt es dann: "We're still looking for the head." Und plötzlich stellt sich mit einfachster Lyrik und hypnotischer Wiederholung die Erkenntnis ein, dass hier aus Kunstkritik ein Song über sterbliche Überreste gebaut wird. Genauer gesagt jene der ermordeten Influencerin Abby Choi. Gruselig und faszinierend. Post-Rock kann man die zehn Songs auf "Superheld" nennen, die nicht unbedingt an eingängigen Melodien, dafür aber an fortgeschrittenen Rhythmiken interessiert sind. Zum Beispiel "Advertiser", das nervige Werbung verbieten will, sich über vier Minuten völlig geduldig aufbaut und dann den Donnerhagel erklingen lässt.
Es ist diese Art unaufgeregtes Dranbleiben und An-die-Idee-Glauben, die es schwer macht, sich nicht immer wieder nach den Songs von Ventura umzudrehen. Die Texte des Albums passen insgesamt womöglich auf eine einzige DIN-A4-Seite, aber dafür hallen sie eben immer wieder in den Schädelwänden wider. Und auch besonders zurückhaltend können Ventura sein, wenn sie in "Bubbles" ebenjene blasen, bis daraus eine Art Schaumlawine wird. Oder sich "Freeze in hell" eigentlich nur um ein paar Tonfolgen dreht, die gerade so als Melodie durchgehen, während im Hintergrund aber ein verlorener Effekt zu jaulen scheint und latent beunruhigt. Plattentests.de-Ultras sei vor allem eine Referenz ans Herz gelegt: A Whisper In The Noise. Die brauchten mit ihren Alben auch immer einen zweiten Durchlauf und einen dritten und einen vierten, bis man endlich bei ihnen angekommen war. "Superheld" ist eines dieser Alben, die wachsen, wenn man nicht vorschnell aussortiert. Gerade noch mal gutgegangen!
Highlights
- Dwell
- Advertiser
- Most arts
Tracklist
- Dwell
- Advertiser
- Most arts
- Bubbles
- Freeze in hell
- Patron saint
- Optimistic
- Obviously
- In me, there are three
- From evil
Gesamtspielzeit: 35:08 min.
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Vive Postings: 1133 Registriert seit 26.11.2019 |
2025-04-10 07:44:48 Uhr
gerade beim song optimistic fallen mir noch blackmail und scumbucket als referenzen ein. |
Vive Postings: 1133 Registriert seit 26.11.2019 |
2025-04-10 07:40:42 Uhr
coole band, ich kenn die seit ultima necat. superviel understatement und augenzwinkern, dabei ne schöne portion melancholie und schrägheit. |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 28473 Registriert seit 08.01.2012 |
2025-04-09 20:28:05 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert. Meinungen? |
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Referenzen
A Whisper In The Noise; Mogwai; A Silver Mt. Zion; Crippled Black Phoenix; Aereogramme; The Unwinding Hours; Neverending White Lights; The Notwist; Slowdive; Godspeed You! Black Emperor; Low; Tool; A Perfect Circle; Arab Strap; Twin Sister; Ioana Iorgu; Rude Films; Kazea; This Is Nowhere; Th Da Freak; Cassels; Another Heaven; Tape/Off; Klämp; Wolfer; Autre Part; Onioroshi; Ampulre; New Confusion; Skloss
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