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Meese X Hell - Gesamtklärwerk Deutschland

Meese X Hell- Gesamtklärwerk Deutschland

Buback / Indigo
VÖ: 11.04.2025

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Kunst non stop

Boing Boom Tschak. Es fing damit an, dass der Künstler Jonathan Meese für den Musiker Helmut Geier, besser bekannt als DJ Hell oder nur Hell, das Artwork für dessen "House music box" kreierte. Im Anschluss entstand vor vier Jahren "Hab keine Angst, hab keine Angst, ich bin Deine Angst", eine minimalistische Platte, in der Hell durch die Sounds der elektronischen Musikgeschichte wandert, irgendwo zwischen Electroclash, DAF, Kraftwerk und House Music, während Meese dazu dadaistische und improvisiert wirkende Texte monoton einspricht. Man hätte nicht gedacht, dass es zu diesem Kuriosum einen Nachfolger geben würde. Und dass dieser deutlich besser funktionieren würde. Warum? Weil Hell dieses Mal konsequent einem konkreteren Soundbild nachforscht. Weil Meeses Sprechgesang weniger penetrant in den Vordergrund gemischt und außerdem durch düsseldorfige Robotergesänge ergänzt wird. Und wegen Meeses Mutti. Obwohl, die war auch schon letztes Mal dabei.

Das Plattencover, kongenial von Kunststar – und Buback-Labelboss – Daniel Richter designt, macht es mit dem berühmten Pylonen deutlich: Hier geht es um Kraftwerk, von vorne bis hinten. Hoffentlich haben sie das mit Ralf Hütter und seinen Anwälten vorher abgesprochen. Denn die Referenzen sind so subtil wie ein D-Zug, nee, ICE, nee Trans-Europa Express. Wobei jener Klassiker von 1977 eher am Rande auftaucht, im Kern ist ein späteres Kraftwerk-Album Hauptorientierungspunkt – "Electric Café" von 1986, von Hütter bei der Wiederveröffentlichung 2009 in "Techno Pop" umbenannt. Aber selbstverständlich tauchen auch die berühmten Roboter aus "Die Mensch-Maschine" von 1978 auf, in Intonation, Sound und Bild. Zu Letzterem sehe man sich bitte das irre Referenzenbingo an, das im Video zum Titeltrack abgefeuert wird.

Auf ganze sechs Stücke haben sich die beiden Künstler für "Gesamtklärwerk Deutschland" konzentriert, 31 Minuten Androidentanz genügen, um auf den Punkt zu kommen. Meese erklärt Deutschland vieldeutig zum Gesamtklärwerk, und klärungsbedürftig ist hierzulande ja wohl so einiges. Ob Meese als "Dr. Deutschland" Reparatur beziehungsweise Heilung bringen kann? Zweifel sind angebracht, und bei den Texten ist ohnehin nicht immer klar, sind die nun clever oder dada oder gar gaga? Aber die Beats wummern so herrlich, während der "Kampf um Kunst" tobt. Und es ist ein guter Punkt, die Kunst als Thema nach vorn zu bringen, die im allgemeinen Ausgaben- vs. Sparwahnwitz gerne geopfert wird. Herrlich auch, wie der "Apokalyptiker" Meese böse die Teufelshörnchen ausfährt, während Mutter Meese ihm mit ihren stolzen 95 Jahren als Lady Toleranz und "das Gute im Menschen" die Stirn bietet und letztlich den Sieg für die Humanität davonträgt. Anschließend sind beide "Müde" und wollen ins Bett. Doch die Maschinen sind es nicht, die tanzen weiter zum "Gesamtkunstwerk Deutschland". Die brauchen keinen Schlaf. Nur Wartung, Updates, Wasserkühlung. Und Strom, ganz viel Strom.

(Thomas Bästlein)

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Highlights

  • Gesamtklärwerk Deutschland
  • Kampf um Kunst
  • Apokalyptiker

Tracklist

  1. Gesamtklärwerk Deutschland
  2. Dr. Deutschland
  3. Kampf um Kunst
  4. Apokalyptiker
  5. Müde
  6. Gesamtkunstwerk Deutschland

Gesamtspielzeit: 31:03 min.

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Armin

Plattentests.de-Chef

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Registriert seit 08.01.2012

2025-04-09 20:27:16 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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