Güner Künier - Yaramaz

Flirt 99
VÖ: 21.03.2025
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 3/10

Schnell gelaufen
Die beste Gebrauchsanleitung zu ihrem zweiten Album "Yaramaz" gibt Güner Künier im Interview mit dem kleinen, aber feinen Magazin Offkey gleich selbst: "Wenn du das Album das erste Mal anhörst, mach das draußen, vielleicht beim Spazieren. Das ist kein Album, um es zu Hause bei Kerzenlicht zu hören. Du musst in Bewegung sein." Der Mix aus Post-Punk und Synthwave ist voller Energie, Künier bellt darüber mit rotziger Attitüde, zieht die Schubladen aus den Schränken und bringt sie durcheinander. Der ein oder andere könnte sie schon auf Andreas Doraus "Im Gebüsch" auf Englisch singen gehört haben. Das tut sie häufig, dieses Mal aber noch häufiger auf Türkisch, denn die 1990 zur Welt gekommene Wahlberlinerin ist in Izmir geboren. Und auch darum geht es auf "Yaramaz".
Der Albumtitel, der ungefähr als "Taugenichts" übersetzt werden kann, als Adjektiv aber auch "frech" oder "aufmüpfig" bedeutet, ist Programm. Künier springt auf Drumloops, bellt emanzipatorische Texte, lässt ihre Gitarre jaulen und gönnt sich kaum Pausen, als hätte sie zu wenig Zeit, um sich mit Bullshit aufzuhalten. Der Opener "Ne var" erinnert mit seinen Synthesizern ein wenig an eine Lo-Fi-Version von M.I.A.. An anderen Stellen hat Küniers Attitüde ein bisschen etwas von Amy Taylor, ohne dass es eine besonders große musikalische Schnittmenge gäbe – wenn, dann in "Cash cash exercise", würde man die Riffs von Amyl & The Sniffers gegen elektronische Instrumente austauschen. Der Coolness-Faktor ist auf jeden Fall der gleiche.
Die von Künier und Producer Sid Vision in Berlin-Tempelhof eingespielten Songs haben eine unverkennbare Kantigkeit, greifen eher zum Megafon-Effekt als zum Glattbügeleisen. Peaches ist eine weitere Referenz für die Powersongs auf "Yaramaz", die sich mit ganz viel Selbstbewusstsein präsentieren. "Sen sen ben" bildet mit seinem langsameren Beat den Unterbau für Küniers starke Artikulation. Hier wird proklamiert. Nur einmal wird es auf dem gerade mal 22 Minuten langen Album deutlich leiser. Im Closer "Fresh cut" wird das Megafon eher zum Telefonhörer, der etwas Distanz simuliert. Dabei klingt ihre Stimme hier zerbrechlicher als vorher. Kein Wunder bei der Kraft, die sie in alle vorherigen Stücke gesteckt hat. Wenn man der Gebrauchsanleitung von Künier folgt und zu "Yaramaz" spazieren geht, dann riskiert man Muskelkater.
Highlights
- Ne var
- Cash cash exercise
- Fresh cut
Tracklist
- Ne var
- Eye shadow
- Cash cash exercise
- Sabahlar
- Ses sen ben
- Down down
- Akşam vakti
- Yanıma yat
- Fresh cut
Gesamtspielzeit: 21:55 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
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Arne L. Postings: 1686 Registriert seit 27.09.2021 |
2025-04-14 15:36:18 Uhr
Auch wenn ich das Album selbst eh schon besprochen habe. Hab's letzte Woche noch mal viel beim Spazieren gehört und es passt einfach so gut dafür. Wirklich starke 7 für mich. |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 28473 Registriert seit 08.01.2012 |
2025-04-09 20:26:49 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert. Meinungen? |
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Referenzen
Le Tigre; Cosey Mueller; Das Kinn; Karl Kave; Badtime; Chris Imler; Twin Noir; Spill Gold; M.I.A.; Peaches; DAF; Maria Violenza; Le Prince Harry; Devo; The Slits; Badtime; Ulla Suspekt; ÖPNV; Andreas Dorau; Jens Friebe; Marie Möör; Noga Erez; PeterLicht; Heinz Strunk; Venim Armin; Schnallo; Plattenbau; Wet Man; Amyl & The Sniffers; Pussy Riot; Yeah Yeah Yeahs; Grimes
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- Güner Künier - Yaramaz (2 Beiträge / Letzter am 14.04.2025 - 15:36 Uhr)