Gong Wah - The healing volume

Tonzonen / Cargo
VÖ: 11.04.2025
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Fuzzt wie damals
Gong Wah sind manchmal mieser gelaunt, als es bei ihrem schwungvollen, aufs Wesentliche heruntergebrochenen Indie-Rock den Anschein hat. Pardon: Fuzzwave nennt das Kölner Quintett seinen Sound, den Sängerin Inga Nelke, Gitarrist Thorsten Dohle und Kollegen auf dem selbstbetitelten Debüt und dem starken Nachfolger "A second" mit leichter Hand und fluffigen Schaltkreisen inszenierten. Aber auch mit etwas Wut im Bauch, was in besorgter bis zorniger Aufruhr begriffene Stücke wie "I hate you" oder "Consolation" nahelegten. Und auch Longplayer Nummer drei gluckst nicht ausschließlich vor Seligkeit, sondern genehmigt sich die Zeilen "I want you to leave me / Every single part of your body should hate me now" oder "Eat my love and burn my heart, leave me in despair / Isn't that what love means to you?". Zum Glück gibt es "The healing volume", auf dass alle Seelenpein bald musikalisch gesunden möge. Dabei bedeutet Fuzz nach vorne gemischte Gitarren und Wave beweglichen, düsteren Pop-Appeal.
Und Gong Wah stehen einmal mehr für tolle Songs mit akzentuierten Arrangements und emotionaler Tiefenschärfe, die insgeheim der Überzeugung sind, dass am Ende alles gut werden wird. Der dritte Artikel des Rheinischen Grundgesetzes lautet nun mal nicht von ungefähr: Et hätt noch emmer joot jejange. Auch auf diesem Album, wo schon der Opener "Smile (Can't wait to live another day)" den Optimismus auf der Zunge trägt. Der Bass wummert und die Riffs setzen abgezirkelt verhallende Akzente, bis Nelke leichtherzig ihre Lebenslust herausprustet. Sozusagen Riot Grrrl ohne Riot, dafür mit freudiger Neunziger-Aufgekratztheit und Keyboards aus dem Abholmarkt für neuzeitliche Bodenbeläge, die meist für eine kuschelige Grundierung sorgen, aber auch einen bedrohlichen Unterton annehmen können. Das beweisen angesäuerte Grummler wie "What love means" oder "Innocent smile", während die swingenden Klirr-Tanzbömbchen "Savage" und "Hallowed ground" weder im Indie-Club noch im Goth-Schuppen lange alleine bleiben würden.
Doch auch samtige Akustik-Miniaturen und raue Momente mit kühlem Klirrfaktor beharken sich zuweilen: Auf das unruhig mit den Füßen scharrende Vereinzelungs-Rütteln von "Inside" folgt mit "Emily" direkt ein bang geklampfter Zweieinhalbminüter, der seiner unseligen Protagonistin ähnlich einfühlsam nachspürt wie "Heartache Jean" von "A second". Genauso zu funktionieren scheint zunächst das in der gerafften Umgebung von "The healing volume" beinahe überlange "Ashes", ehe ein grollender Basslauf die Harmonie zerreißt, der Song zusehends aufbegehrt und schließlich in einer donnernden Noise-Installation kumuliert. Schnell sind die qualmenden Trümmer aufgesammelt, sodass es das versöhnliche "We are friends" erneut planvoll scheppern lässt – zumindest bis auf weiteres, denn im unterschwellig rumorenden Closer "Paranoia, friends" mischt sich schon wieder leichter Überdruss am modernen Dasein in eine wunderbar luftige, wiewohl chronisch zweifelnde halbe Stunde. Aber miese Laune? Kommt hier gar nicht in die Tüte.
Highlights
- Smile (Can't wait to live another day)
- Savage
- Ashes
- Hallowed ground
Tracklist
- Smile (Can't wait to live another day)
- What love means
- Savage
- Inside
- Emily
- Ashes
- Hallowed ground
- We are friends
- Innocent smile
- Paranoia, friends
Gesamtspielzeit: 32:35 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
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Lichtgestalt User Postings: 6379 Registriert seit 02.07.2013 |
2025-04-12 03:59:39 Uhr
Yo, schließe mich der bunten Kuh an. |
BunteKuh Postings: 253 Registriert seit 17.07.2022 |
2025-04-11 09:16:52 Uhr
Das Album ist genau mein Ding. Ea hat drive....und so gut wie keine Ausfälle. Guter Sound.7-8/10 und mein Album der Woche |
BunteKuh Postings: 253 Registriert seit 17.07.2022 |
2025-04-09 23:34:50 Uhr
Kling ein bisschen wie Metric. Bin sehr gespannt..,Von alle Rezensionen gefällt mir diese Band am besten. |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 28473 Registriert seit 08.01.2012 |
2025-04-09 20:26:10 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert. Meinungen? |
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Referenzen
Hole; Sally Crewe & The Sudden Moves; Warpaint; Honeyblood; Wolf Alice; Crumb; Mild High Club; Sleater-Kinney; Corin Tucker Band; Mary Timony; Helium; Ex Hex; Kratzen; Smile; Wild Flag; Sløtface; Mecca Normal; I Heart Hiroshima; Pixies; The Breeders; Kim Deal; The Amps; The Kelley Deal 6000; The Primitives; Lush; Miki Berenyi Trio; Mazzy Star; Slowdive; My Bloody Valentine; Unrest; Air Miami; Isoscope; The Mynabirds; Chastity Belt; Porridge Radio; Hop Along; The Joy Formidable; Garbage; Metric; Yeah Yeah Yeahs; Kelly Lee Owens; Jehnny Beth; Savages; Sonic Youth; Danielle Dax; Xmal Deutschland; Anja Huwe; Rays; Horsegirl; Been Stellar; The Velvet Underground; Pink Turns Blue; Escape With Romeo; Kid Wave; Desperate Journalist; Dream Wife; Fazerdaze; Parfum Brutal; Courtney Barnett; Jen Cloher; Waxahatchee; Allison Crutchfield; Juliana Hatfield; Liz Phair; Throwing Muses; Belly; 50 Foot Wave; Velocity Girl; The Vaselines; Superchunk; That Dog; Magnapop; Letters To Cleo; Veruca Salt; Bettie Serveert; Rainbirds; Nirvana
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