Σtella - Adagio

Sub Pop / Cargo
VÖ: 04.04.2025
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Kurztripsommer
Neun Songs, 27 Minuten, nicht mehr und nicht weniger. "Adagio", das inzwischen fünfte Studioalbum der griechischen Singer-Songwriterin Σtella (lies: Stella) verwehrt sich auf angenehm-vorbildliche Weise zwei leicht überdrüssigen LP-Trends: aufgeblähte Tracklists und Füllmaterial auf der einen, bemüht luftleere Songskizzen als Untermalung für TikTok-Trends auf der anderen Seite. Das schon mal vorweg. Aber der Reihe nach: Stella Chronopoulou ist schon seit einigen Jahren eine bekannte Größe in der überschaubaren griechischen Indie-Szene, erst 2022 kam mit Label-Wechsel und dem Album "Up and away" ein bisschen internationaler Schwung ins Karriere-Karussell. "Adagio" schließt hier direkt an, glänzt als wundersames Kompaktwerk aber vor allem durch eine klare Vision, die in genau richtigem Maß musikalisch umgesetzt wird.
"Adagio" trägt seine mediterranen Einflüsse durchaus offenkundig zur Schau und gibt sich betont tiefenentspannt, in sich ruhend. Ein Ruhepol, der irgendwo auf kristallklarem Meer in Richtung Sonnenuntergang driftet. Das macht schon der eröffnende Titeltrack unmissverständlich klar: Fluffige Rhythmen, ein dezent perkussives Arrangement und die melancholisch-sehnsüchtige Stimme von Σtella verschmelzen zu einem charmanten Stück, das seinen Pathos genau richtig einstreut und genau deswegen berührt, statt zu ermüden. "Omorfo Mou" ist eines von zwei auf griechisch gesungenen Stücken und geht deutlich dynamischer, forscher nach vorne – und erinnert dabei in seiner Aufmachung hier und da an Rhythmuspassagen aus dem Altin-Gün-Fundus. Auch hier vollendet der hymnische Refrain die Gratwanderung zwischen Epos und Schmonz in voller Indie-Pop-Perfektion. Irgendwie angenehm, irgendwie wohlig. Und sympathisch, denn Σtella scheint ganz genau zu wissen, wie weit sie ihren Sound ausreizen kann – neu erfunden oder revolutioniert wird auf "Adagio" mit Ansage rein gar nichts, das Album möchte zu keinem Zeitpunkt mehr sein, als es ist. Erfrischend.
Gleichermaßen ist es auch der hervorragenden Produktion zu verdanken, dass "Adagio" auch abseits der Highlights nicht zum Easy-Listening-Fluff für überteuerte Strandbars verkommt. "80 days" etwa brilliert als Ruhepunkt in der zweiten Albumhälfte. Akustikbegleitung, ein bisschen Hall über die Stimme getränkt, mehr braucht es an dieser Stelle nicht für ein dichtes Stimmungsbild. Auch das Instrumental "Corfu" setzt seine leicht kitschigen 80er-Jahre-Vibes effektiv und nicht anbiedernd ein – angenehm verspielt, schön sehnsüchtig. Σtella zeigt auf "Adagio", dass auch ein kompaktes Gesamtwerk gehaltvoll sein kann, wenn die Vision klar umrissen ist. Vielleicht nichts für die Ewigkeit, aber für einen schönen Ausflug jederzeit. Und Genügsamkeit tut doch auch mal gut.
Highlights
- Adagio
- Omorfo Mou
- Corfu
Tracklist
- Adagio
- Ta Vimata
- Omorfo Mou
- Baby Brazil (feat. Las Palabras)
- Can I say
- 80 days
- Too poor
- Corfu
- Caravan
Gesamtspielzeit: 27:00 min.
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