Cradle Of Filth - The screaming of the valkyries

Napalm / Universal
VÖ: 21.03.2025
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Shape of you
Es gibt Nachrichten, bei denen man nicht wirklich wissen kann, ob sie nun gut oder schlecht sind. Und es gibt Künstler, die sich diebisch darüber freuen können, wenn sie mal wieder für ein klein wenig Aufruhr sorgen können. Im Jahr 2022 machte nämlich die Ankündigung einer Kollaboration zwischen den Extrem-Metallern Cradle Of Filth und niemand geringerem als Ed Sheeran von sich reden. Erst recht, als Frontmann Dani Filth verkünden ließ, man habe sich schon mehrfach getroffen und die Idee sei schon sehr weit fortgeschritten. Nun, bevor die Szenepolizei kollektiv in Schnappatmung verfällt: Auf dem neuen Album "The screaming of the valkyries" schreit nach wie vor nur der Chef höchstselbst. Wobei die Idee, Sheerans Säuselgesang könnte formvollendet von Blastbeats niedergetrümmert werden... Aber lassen wir das und konzentrieren uns auf die Hard Facts.
Und wie hard die facts diesmal sind. Denn nach wenigen Sekunden wird klar, dass Filth dem Sound seiner Band eine ziemliche Schlankheitskur verordnet hat. Im Klartext heißt das erstmal: deutlich weniger Bombast. Aber auch weniger Black Metal, sondern mehr Tradition, mehr Thrash. Schon beim Opener "To live deliciously" – die Anspielung auf ein Zitat aus dem Film "The witch" dürfte beim Buch- und Filmfreak Filth nicht völlig zufällig sein – werden die sonst gewohnten Orchesterparts durch dezente Keyboard-Teppiche ersetzt, vor allem die Schlussphase lädt zum zünftigen Headbangen ein. Eine Bewegung, die in der Vergangenheit ob zahlreicher Tempowechsel eher hinderlich war. Beim folgenden "Demagoguery" werden die Riffs zwischendurch gar von – im Nachhinein trügerischer – Ruhe verdrängt, nimmt sich die Band tatsächlich die Zeit, wirkliche Atmosphäre zu kreieren, statt dazu zu neigen, nicht existente Soundlöcher zu stopfen.
Plötzlich ein Gefühl, was selbst in den besten Bandmomenten bislang eher selten vorkam: Euphorie. Denn der Refrain von "The trinity of shadows" reißt von den Sitzen, hat das Potenzial für eine wahre Dark-Metal-Hymne. "Non omnis moriar" wühlt hingegen tief in den Eingeweiden von Paradise Lost, während die neue Keyboarderin Zoe Marie Federoff mit zauberhaften Backing-Vocals glänzt. Und wenn man das alles zusammenfassen will, landet man bei "White hellebore", strapaziert erneut die Nackenmuskulatur mit einem barbarisch genialen Riff, aus dessen Thrash-Gewand Filth immer wieder mit seinen urtypischen Schreien ausbrechen will, doch von Federoff umgehend wieder eingefangen wird. Das "Beauty and the beast"-Motiv wurde in der Vergangenheit von zu vielen zu schlechten Symphonic-Metal-Kapellen überstrapaziert, dass es nun ausgerechnet von den Großmeistern des Bombast-Grusels wieder zum, naja, Leben erweckt wird, ist nicht völlig frei von Ironie.
Wenn man dann noch beim abschließenden "When misery was a stranger" schnell noch nachsehen muss, ob sich nicht doch ein gewisser Mille Petrozza auf die Gästeliste geschummelt hat und feststellt, dass es tatsächlich Dani Filth höchstselbst ist, der dem Kreator-Frontmann da täuschend ähnlich klingt, dann haben Cradle Of Filth so ziemlich alles richtig gemacht. Wuchtig klingen die Briten immer noch, dennoch konnten sie ihren Sound massiv entschlacken und ihm dadurch neue Finessen verleihen. Das ist Weiterentwicklung dort, wo sie sinnvoll ist, ohne die Grundfesten des Bandsounds gleich komplett einzureißen. Und genau deshalb hat Daniel Lloyd Davey jedes Recht der Welt, sich auch mal mit genrefremden Künstlern auszuprobieren. Lassen wir also für den Moment die Vorstellung von Ed Sheeran im Corpsepaint vor unserem geistigen Auge vorüber ziehen, während der Schrei der Walküren bekanntermaßen der letzte Warnruf vor Ragnarök ist. Vorhang auf für ein kleines bisschen Horrorschau.
Highlights
- The trinity of shadows
- Non omnis moriar
- White hellebore
Tracklist
- To live deliciously
- Demagoguery
- The trinity of shadows
- Non omnis moriar
- White hellebore
- You are my Nautilus
- Malignant perfection
- Ex sanguine Draculae
- When misery was a stranger
Gesamtspielzeit: 56:18 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Hierkannmanparken Postings: 2113 Registriert seit 22.10.2021 |
2025-04-03 11:29:00 Uhr
Rezi und Bewertung passen mMn, auch treffende Beschreibung, was auf diesem Album besser funktioniert. Für eine 8/10 müssten sie einige Schritte weiter in Richtung Atmosphäre und "Songs atmen lassen" gehen. Etwas weniger Rastlosigkeit, mehr Riffs und Melodien entfalten bzw einfach feiern. |
mercury666 Postings: 9 Registriert seit 10.03.2025 |
2025-04-02 21:12:56 Uhr
Gute Rezension. 7/10 ist gut, aber gerade im Vergleich mit den letzten Alben bin ich eher bei ner 8/10.Hab grad mal die ganzen alten CoF-Rezensionen angeschaut und mich gewundert, dass die User-Wertungen fast alle durchweg bei 3 bis 4/10 liegen. Irgendwie seltsam, oder eine Hater-Armee die alles downvoted. |
Marküs Postings: 1438 Registriert seit 08.02.2018 |
2025-04-02 20:36:30 Uhr
Weit besser als 7/10. Beste Cradle seit Nymphetamine. Und das will bei mir was heißen |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 28473 Registriert seit 08.01.2012 |
2025-04-02 19:47:20 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert. Meinungen? |
Marküs Postings: 1438 Registriert seit 08.02.2018 |
2025-03-23 15:14:27 Uhr
Vinyl kommt leider wegen Sammelbestellung erst nächsten Freitag bei mir an |
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Referenzen
Devilment; Dimmu Borgir; Borknagar; Enslaved; Immortal; Emperor; Belphegor; Behemoth; Bal-Sagoth; Bathory; Gorgoroth; Venom; Celtic Frost; Entombed; Moonspell; Into Eternity; In Flames; At The Gates; Benediction; Kovenant; Dragon Lord; Morbid Angel; Darkthrone; Children Of Bodom; My Dying Bride; Therion; Tiamat; Type O Negative; Anathema; Paradise Lost; Candlemass; Witchery; Amorphis; Opeth; Atrocity; Leaves Eyes
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