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Panchiko - Ginkgo

Panchiko- Ginkgo

Nettwerk / Bertus
VÖ: 04.04.2025

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 9/10

Hype sei Dank

So ein bisschen müssen sich Panchiko vermutlich noch daran gewöhnen, dass sie mittlerweile eine echte Band sind. Ansonsten aber leben die fünf Briten den alten Teenage Dream, sind aus ihren Lohnarbeitsberufen ausgestiegen und können sich, Hype sei Dank, nun ausschließlich ihrer wahren Leidenschaft widmen. "Ginkgo" – ausnahmsweise kein Buchstabierfehler wie im Bandnamen, tatsächlich sind beide Schreibweisen erlaubt – ist praktisch das allererste Werk der Band mit komplett neuem, einzig für einen bestimmten Anlass komponierten Material. Und der Musikstil der Sheffielder lässt sich nach wie vor schwer in treffende Worte fassen, zumal sich zu den altbekannten Bausteinen jetzt auch noch vermehrt Breakbeat- und eher organische Folk- oder Jazz-Elemente gesellen. Nach dem verträumt-triphoppigen Startschuss "Florida" schmeißen Panchiko sich erst richtig ins Getümmel und bauen ihr ganz persönliches Sound-Universum an allen Ecken und Enden aus.

Frontmann Owain Davies wirkt dabei die meiste Zeit wie ein ausgeschlafener, untypischerweise eher selbstzufriedener als leidender Thom Yorke. Im Titeltrack findet er mitten im Chaos seinen Frieden und stimmt mit ausgestreckten Armen ein Loblied auf die innere Ruhe an, während um ihn herum ein torkelndes Piano klimpert. Ja, das ist so abgedreht, wie es sich liest. Panchiko haben weiterhin diebischen Spaß an dezenter Dekonstruktion. Oder manchmal auch an Disruption, wie etwa dann, wenn im melancholischen "Shandy in the graveyard" auf einmal US-Rapper Billy Woods hereinplatzt, beiläufig einen Conscious-Rap-Part einstreut, das anfängliche Easy-Listening damit gekonnt zerlegt und sich danach frech wieder aus dem Staub macht. Den fröhlich-eingängigen Indie-Pop von "Honeycomb" drehen die Musiker anschließend ganz ohne externe Hilfestellung mithilfe von spacy Soundeffekten und wohldosierten Noise-Spritzen auf links.

Für "Shelled and cooked" sowie das mit einer ausgewachsenen Math-Kante experimentierende "Subtitles" steht statt Radiohead wohl eher Elliott Smith Pate – in einer Alternativversion, die mehr Midwest-Emo toll findet. Diese eher direkte Herangehensweise wertet auch den euphorischen Indie-Rock von "Chapel of salt" und insbesondere von "Lifestyle trainers" auf. "I call from my radio / Will it reach you? / Will it reach inside your skull?" Während "Vinegar" handwerklich eher klassisch daherkommt, platziert die Band in "Mac's omelette" ein doch eher ungewöhnliches Jingle, um welches herum sie ein tiefenentspanntes Slacker-Fundament legt – spannender kann Fahrstuhlmusik womöglich kaum werden. "Ginkgo" verfolgt sämtliche Spontanideen, lässt sie aber auch jedes Mal zu einer schlüssigen Umsetzung finden. "We're doing fine / In abstract lines."

Zu waschechten Funk-Vibes verschieben Panchiko in "Innocent" zum Schluss noch einmal kräftig die Koordinaten, nachdem das schwermütige "Rise and fall" erneut soulige Hip-Hop-Versatzstücke verbaut hat. All das ist Eklektizismus, ja, trotzdem wirkt "Ginkgo" im Gegensatz zu "Failed at math(s)" in Sachen Stimmung und Fluss eher wie aus einem Guss – immerhin ist es ja auch einer einzigen Schreib-Session entwachsen. Das macht es mitunter schwer, wirkliche Höhepunkte zu identifizieren. Stattdessen sind alle dreizehn Songs auf einem ähnlichen, sehr hohen Niveau. Selbstverständlich fällt es dennoch eklatant ins Ohr, wenn Panchiko in "Formula" trotz kleinerem Glitch-Überzug eine locker-flockige Pop-Melodie zustandebringen, der das ganze Gewimmel drumherum nichts anhaben kann. Nicht nur hier hört man die Dankbarkeit heraus, dass sie jetzt endlich das machen dürfen, wofür sie immer bestimmt waren.

(Ralf Hoff)

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Highlights

  • Ginkgo
  • Honeycomb
  • Lifestyle trainers
  • Formula

Tracklist

  1. Florida
  2. Ginkgo
  3. Shandy in the graveyard (featuring Billy Woods)
  4. Honeycomb
  5. Shelled and cooked
  6. Lifestyle trainers
  7. Chapel of salt
  8. Vinegar
  9. Mac's omelette
  10. Subtitles
  11. Formula
  12. Rise and fall
  13. Innocent

Gesamtspielzeit: 39:13 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

Kalle

Postings: 450

Registriert seit 12.07.2019

2025-04-05 13:04:47 Uhr
Album gefällt sehr gut. Trotz aller Eingängigkeit passiert viel, was einen bei der Stange hält. Wobei die Knistereffekte bzw. -unterbrechungen beim an sich sehr schönen "Formula" schon fast zu viel sind.

MickHead

Postings: 4578

Registriert seit 21.01.2024

2025-04-04 15:39:23 Uhr
Jetzt komplett bei Bandcamp:

https://panchiko.bandcamp.com/album/ginkgo

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 28473

Registriert seit 08.01.2012

2025-04-02 19:48:16 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

Meinungen?

MickHead

Postings: 4578

Registriert seit 21.01.2024

2025-03-14 23:26:13 Uhr
Letzter Song vor dem Release "Mac's Omelette"

https://youtu.be/DMNRdtQ0K7o?si=NOBSfxoCP28Z5QHs

MickHead

Postings: 4578

Registriert seit 21.01.2024

2025-02-14 17:48:30 Uhr
3. Song "Honeycomb"

https://youtu.be/PZQqdA62kOQ?si=ZMEXMNOYexLSgSfn
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