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Senor Karoshi - Egosystem

Senor Karoshi- Egosystem

Krachige Platten
VÖ: 14.03.2025

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Keine Krise kann sie schocken

Nein, so richtig gut meinte es das Leben in der Vergangenheit nicht mit Senor Karoshi. Kaum war 2019 das aufgrund diverser Unpässlichkeiten lange in der Mache befindliche Debüt "... oder deswegen" erschienen, wurde bei Schlagzeuger Jan Scholtes eine Krebserkrankung diagnostiziert, die es ihm bald unmöglich machte, live aufzutreten. Ein Jahr später war der Drummer noch auf der EP "Krise" im Studio mit von der Partie, bevor er leider verstarb. Hämische Volte des Schicksals, dass der zweite Teil des Bandnamens "Tod durch Überarbeiten" bedeutet. Doch nach einer Trauerphase trotzten Senor Karoshi den widrigen Umständen, rekrutierten Jonas Klein als neues Mitglied und fügten ihrem rasant-gewitzten Punkrock auf "Egosystem" eine Portion elektronisches Gefitzel und Gemenschel hinzu. Keine Krise kann sie schocken. Album Nummer zwei knatterte das Trio in Liverpool zusammen mit Engineer Robert Whiteley ein, der etwa Clinic, Love A oder Courting in der Vita stehen hat – auf dass alles besser bleibt. Zumindest musikalisch.

Ansonsten fragt mal den Planeten. "Krone der Schöpfung, aufgepasst / Du hast schon fast den ganzen Schatz verprasst." Und Senor Karoshi so: "Wir machen einfach weiter, bis es knallt / So funktioniert der Mensch, so ist er halt." Nuff said. Obwohl der süffisant synth-rockende Einstieg "Eisbrecher" auch keine Lösung weiß. Schon eher ihre Kompetenz: Punk und dessen Engstirnigkeit, wenn sich das Publikum innerlich kaum mehr von dem beim Fernsehgarten unterscheidet und nur jeder Zweite mitschunkeln darf. Moral: Aufstehen, Szeneputzen. Lieber pflegen "180 Gramm Vinyl" oder der rasante Bouncer "3 x 0815, 1 x 808" schneidigen Indie-Rock für den Dancefloor, als kämen die zuweilen ähnlich wortgewandten Kraftklub frisch aus der Muckibude. Drei Akkorde? Bemühen höchstens der Bundeswehr-kritische Pöbler "Defensiv und friedlich" oder "Es gibt kein richtiges Leben in Pfalzel", das dem offenbar arg piefigen Stadtteil krachend in den Allerwertesten tritt. Ob das benachbarte Trier-Ruwer wohl eher der Groover ist?

Nur eine Randnotiz anhand der Mängelliste, die "Egosystem" mit sprotzendem Verve, listigen Reimen und Power aus Gitarre und Keyboard abarbeitet. Toxische Männlichkeit beim schnittigen "Eau d'homme" inklusive entlarvender Einspielungen pseudo-einfühlsamen Gelabers, schöne Consulting-Katastrophen in "Die Beratung", KI-Feixen: Es gibt viel zu tun. Auch für die schreibende Zunft, die beim flockigen Elektro-Popper "In meinem Text" sarkastisch triefende Ratschläge einstecken muss und in "Hey Journalist" noch härter rangenommen wird: "Hat sich noch nicht rumgesprochen in der Pressewelt / Dass man im Zweifelsfall auch einfach mal die Fresse hält?" Bei Organen der Niedertracht nicht, bei Plattentests.de schon – aber uns fragt ja mal wieder keiner. Aber wenn doch, sind wir voll des Lobes für ein scharfsinniges, alles andere als künstlich intelligentes Album voller kleiner Hits. Und mit der ungeheuerlichen Enthüllung "Erektion in der Chefredaktion". Wissen Senor Karoshi etwa mehr als wir? Definitiv: Nein. Aber schon eine ganze Menge.

(Thomas Pilgrim)

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Highlights

  • 180 Gramm Vinyl
  • Eau d'homme
  • In meinem Text
  • Hey Journalist

Tracklist

  1. Eisbrecher
  2. 180 Gramm Vinyl
  3. 3 x 0815, 1 x 808
  4. Eau d'homme
  5. Die Beratung
  6. Es gibt kein richtiges Leben in Pfalzel
  7. In meinem Text
  8. Defensiv & friedlich
  9. Hey Journalist
  10. Maschine schießt

Gesamtspielzeit: 33:59 min.

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Armin

Plattentests.de-Chef

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Registriert seit 08.01.2012

2025-03-26 20:25:44 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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