The Lathums - Matter does not define

PIAS / Rough Trade
VÖ: 28.02.2025
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10

Mach(t) mal Pause!
Schon richtig: Die um 2018 gegründeten Lathums gehören nicht nur zu den Lieblingen der Musikpresse, auch das Publikum geht seit Anbeginn voll mit und feiert die Band auf Livekonzerten ebenso heftig ab wie am Verkaufstresen: Mit "Matter does not define" gleich mal auf Platz 3 der britischen Albumcharts (Stand: Kalenderwoche 10, 2025) eingestiegen – da kann man ja nun wirklich nicht meckern. Oder vielleicht doch? Tja, wir sind ein wenig wankelmütig. Es gibt ja den Spruch "Wo viel Licht ist, ist auch viel Schatten". Das wiederum trifft auf "Matter does not define" definitiv nicht zu. Vielmehr wirkt es, als würden die zwölf Tracks insgesamt etwas zu viel Licht mitbringen; ein wenig mehr Schatten hier und da hätte möglicherweise ganz gut getan. Doch der Reihe nach.
So ganz grundsätzlich lässt sich den Lathums erst mal schwer am Zeug flicken. Die vier Jungs aus Wigan, eine knappe Autostunde westlich von Manchester entfernt, beherrschen ihre Instrumente, und sie können definitiv Songs schreiben. Zudem schaffen sie es, das britische Indie-Erbe trotz jungen Alters musikalisch authentisch und glaubhaft abzubilden, ohne sich dabei in Stilkopien zu verlieren. Gerade bei Alex Moores Gesang blitzt immer wieder Morrissey auf, auch an die Proclaimers muss man zuweilen denken. Die Gitarrenarbeit von Scott Concepcion wiederum erinnert mehr als einmal an Will Sergeants (Echo & The Bunnymen) gewitztes Fingerpicking-Spiel, wenn er nicht gerade in finsterster Mike-Oldfield-Manier mit zitternder Hand (und niedergetretenem Fuzzpedal) am Tremolo-Hebel herumrüttelt wie auf "Leave no stone unturned". Matty Murphy legt mit dynamischem und virtuosem Bass-Spiel das Fundament, während Ryan Durrans an den Drums eine über weite Strecken unauffällige, aber sachdienliche Trommelei hinzufügt.
Gute Voraussetzungen eigentlich für ein absolutes Knaller-Album, an das man noch lange denkt. Doch leider ist die Realität eine andere: Es ist vertrackterweise gerade das quasi durchgehend hohe Energielevel, auf dem die Lathums unterwegs sind, das auf Albumlänge etwas ermüdet und ratlos zurücklässt. Die einzelnen Nummern changieren zwischen Mid- und Uptempo, es ist jede Menge los, es geht auf sämtlichen Stücken energetisch nach vorne. Im Zusammenspiel mit der arg professionellen und eben auch glattgebügelten Produktion, die wenig Dynamik zulässt und im Zweifel "auf die Zwölf" gibt, wünscht man sich mehr und mehr auch mal eine Verschnaufpause, ein Innehalten, ein Durchatmen. Die einzigen Stücke, die etwas weniger auf die Glocke hauen, sind der countryeske Opener "Leave no stone unturned" und der Closer "Long shadows", bei dem positiv auffällt, dass der Drummer auch mal andere Sachen als "Haudrauf" spielen kann – oder darf.
Verstehen wir uns nicht falsch: Spielfreude und "Gib ihm!" ist ja grundsätzlich was Gutes. Gerade "Dynamite" gefällt mit seiner gutgelaunten Wundertüte aus Stomp-Rhythmen à la Dexys Midnight Runners, mustergültigem Songaufbau, lustigen Details (Castagnetten) und einer weitläufigen Bridge mit unerwarteten Chord Changes. Und die Midtempo-Nummer "Unrequited love" steigert sich im Verlauf gekonnt von der Ballade bis hin zu hochenergetischem Power-Pop. Doch damit wären die besonderen Momente dieses Albums im Grunde auch schon auserzählt. Es bleibt am Ende ein ähnliches Gefühl übrig wie nach dem Besuch eines sehr teuren Sternerestaurants, wo man zwölf ambitionierte Gänge serviert bekam und am Ende dann doch mit einem Grummeln in der Magen-Darm-Zentrale in die Heia (oder in Richtung Digestif-Wagen) geht. Weil's einfach von allem etwas zu viel war. Daher wünschen wir uns und den Lathums für die Zukunft: Macht (öfter) mal 'ne Pause. Wagt mehr leise Töne. Lasst es nicht immer und durchgehend krachen. Das Ergebnis solcher Bemühungen würde man nämlich wirklich gerne hören.
Highlights
- Leave no stone unturned
- Dynamite
- Long shadows
Tracklist
- Leave no stone unturned
- Reflections of lessons left
- Stellar cast
- Heartbraker
- Dynamite
- Unrequited love
- No direction
- Until our bitter end
- Knocking at your door
- The jester
- Surrounded by beauty
- Long shadows
Gesamtspielzeit: 42:35 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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BunteKuh Postings: 252 Registriert seit 17.07.2022 |
2025-03-20 22:51:08 Uhr
Hmm....Hab da gerade mal kurz reingehört.....und kann die magerere 6/10 nicht ganz nachvollziehen. Ist doch gar nicht so übel. Im Kontext zu den anderen Rezensionen müsste das ganze schon mind 7/10 bekommen. Aber ist ja Geschmackssache.... |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 28471 Registriert seit 08.01.2012 |
2025-03-19 19:36:24 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert. Meinungen? |
MickHead Postings: 4566 Registriert seit 21.01.2024 |
2025-03-07 19:49:55 Uhr
Ganz aktuell:UK Albums Chart # 3 UK Physical Albums Chart # 1 UK Update Albums Chart # 1 UK Albums Sales Chart # 1 UK Vinyl Albums Chart # 3 UK Albums Downloads Chart # 5 UK Independent Albums Chart # 1 Scottish Albums Chart # 2 |
MickHead Postings: 4566 Registriert seit 21.01.2024 |
2025-03-03 23:35:07 Uhr
Tour 2025:Hamburg 04.04. 20:00 Gruenspan Berlin 05.04. 20:00 Hole 44 KÖLN 13.05. 20:00 Die Kantine - Yard Club |
Herr Postings: 2781 Registriert seit 17.08.2013 |
2025-03-01 10:12:14 Uhr
Es hört sich gerade ganz fein weg, beim Frühstück mit Müsli & Kaffee. Klingt im Grunde wie …. immer. |
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Referenzen
The Snuts; Elbow; The Reytons; DMA's; Sea Girls; The Kooks; The Rifles; Catfish And The Bottlemen; Johnny Marr; The Smiths; The Housemartins; Prefab Sprout; Echo & The Bunnymen; Ian McCollough; The Go-Betweens; The Vaccines; Maximo Park; The Wombats; Razorlight; The Coral; Leif Vollebek; Doves; The Courteneers; The Sherlocks; Blossoms; No Hot Ashes; Sugarmen; The View; Milburn; The Fratellis; Sports Team; Jamie T; The Killers; The Clientele; Sam Fender; Inhaler; Snow Patrol; Declan McKenna; Manic Street Preachers; The Kinks; The Zombies; The Beatles
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