Monde UFO - Flamingo tower

Fire / Cargo
VÖ: 07.03.2025
Unsere Bewertung: 8/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10

Melting Pot des guten Geschmacks
So schön wie skurril können Abende im Großstadtdschungel sein, in denen man angetrunken durch die breiten Straßen flaniert und in weniger als vier Minuten aus einer Kathedrale dröhnenden Orgeltönen, dem Gesang eines bekifften Straßenmusikers, einem Saxophon und einer Opernsängerin lauscht. Hoppla, um was für eine Stadt handelt es sich denn da? Um jene, in die uns Monde UFO bereits im Opener ihres dritten Albums "Flamingo tower" entführen und in der sie uns 37 Minuten lang gefangen halten – im besten Sinne, versteht sich!
Die Entstehungsgeschichte des faszinierenden Bandprojektes liest sich so surreal wie "Flamingo tower" klingt: Ray Monde verbringt seine Zeit in einer Lagerhalle im Herzen von Los Angeles, wo er an einer Kirchenorgel allein an Songs arbeitet. Später teilt Monde sich eine Wohnung mit der Künstlerin Kris Chau, bis dato nicht als Musikerin in Erscheinung getreten. Viele Überschneidungen hinsichtlich des Musikgeschmacks gibt es zwischen den beiden nicht – was sich als Glücksfall entpuppt. Das Duo experimentiert, reißt mit seinem Psychedelic-Ambient-Jazz-Indie-Pop jegliche Genregrenzen ein. Erste Auftritte außerhalb des eigenen Wohnzimmers folgen ab dem Juni 2019 – mitunter an passenderweise unkonventionellen Orten wie einem Surfshop und einem Gartencenter. Auf ihrem dritten Longplayer schrauben die Querköpfe die Jazz-Anteile nach unten, die Ambient- und Indie-Pop-Anteile hingegen nach oben. Eine goldrichtige Entscheidung!
Songs wie "Sunset entertainment 3" und das überirdisch schöne "Samba 9" erinnern durch Mondes verträumte Gesangslinien und ohrwurmtaugliche Refrains an die frühen Tame Impala, bewahren sich aber durch Elemente wie den Einsatz eines Saxophons in erstgenanntem Track genug Eigenständigkeit. So klingt niemand sonst, auf Albumlänge schon gar nicht. Ihrer Liebe zum Jazz widmen sich die Genre-Flexibilisten wiederum im Outro von "Solitaire", das finstere Ambient-Sounds mit einem improvisiert wirkenden Saxophonsolo kombiniert. Klingt anstrengend? Ist es keineswegs.
Die bereits im Opener verwendete Orgelmelodie entpuppt sich als Leitmotiv des Albums, findet im schaurig-schönen "Ave tascam (psalm 0)" ebenso Wiederverwendung wie im somnambulen Closer "Psalm 3", spendet Halt im abendlichen Großstadtdschungel. Nicht die Verschmelzung unzähliger Genres an sich begeistert, sondern die Tatsache, dass sich daraus ein kohärentes Gesamtkunstwerk ergibt. Monde UFO kreuzen verträumt nuschelnd manierismenfreien Free Jazz mit Indie-Pop, sind dabei nie anstrengend, nie prätentiös und immer wunderbar atmosphärisch. Mögen die Surfshops und Gartencenter bald zu großen, schmucken Konzerthäusern in Ufoform werden!
Highlights
- Samba 9
- Ave tascam (psalm 0)
- Solitaire
Tracklist
- Gambled houses we're wiping fire (psalm -1)
- Sunset entertainment 3
- Samba 9
- Old town pollution
- Ave tascam (psalm 0)
- 119
- Il mortificanto
- No sight screening
- Devil food cake
- Solitaire
- Psalm 3
Gesamtspielzeit: 37:33 min.
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Referenzen
Tame Impala; Yo La Tengo; Sandy Bull; Miles Davis; Ariel Pink's Haunted Graffiti; Sun Ra; Don Cherry; Marion Brown; Arto Lindsay; Jun Miyatake; Keith Hudson; Khan Jamal; The Doors; Syd Barrett; Pink Floyd; Bark Psychosis; Harold Budd; 13th Floor Elevators; Caribou; Milford Graves; Lennie Tristano; DJ Shadow; The Brian Jonestown Massacre; 13th Floor Elevators; Jefferson Airplane; Spacemen 3; The Long Lost; Blur
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