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Messer - Die Unerhörten (A rarities compilation)

Messer- Die Unerhörten (A rarities compilation)

Trocadero / Indigo
VÖ: 14.03.2025

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Mutmaßungen über Messer

Die inzwischen 15-jährige Geschichte der Gruppe Messer ist vor allem auch die Geschichte von Hendrik Otremba. Auch wenn neben dem Sänger genauso mit scharfkantigen Instrumenten hantierende Gitarristen und der zuletzt immer öfter am Mischpult tätige Bassist Bastian Ottenhus alias Pogo McCartney den enigmatischen Post-Punk der Münsteraner prägten. Die Schlüsselrolle kommt jedoch dem Frontmann zu, den man ebenfalls als Romanschriftsteller, umsichtigen Verfasser der bei Plattentests.de mitunter verpönten Gattung "Presseinfo" und spukige Hauptfigur seines postapokalyptischen Soloalbums "Riskantes Manöver" kennt. Dass ein Song des Messer-Debüts "Im Schwindel" 2012 "Mutmaßungen über Hendrik" hieß, verwundert also kaum. Über seine Band hingegen ist das meiste bekannt. Und falls doch etwas unklar sein sollte, hilft diese Compilation.

"Die Unerhörten", offenbar lose an den zweiten Longplayer "Die Unsichtbaren" angelehnt, versammelt nämlich so gut wie alles, das bei Messer seit Gründung außerhalb des Albumformats vor sich ging. Ausgenommen sämtliche Neuabmischungen, die wiederum auf der 2024er-Zusammenstellung "Umwege / Abkürzungen" zu finden sind. Wodurch einem hier unter anderem ein Factory-Floor-Mix des Non-LP-Tracks "Detektive" entgeht. Moral: Man kann nicht alles haben. Und trotzdem eine ganze Menge. Vor allem das brandneue Stück "Was ist das?", das diese Frage mit fauchenden Riffs und durchdrehenden Rhythmen mehr oder weniger selbst beantwortet: eine nicht minder aufrührerische Verwilderung des Highlights "Taucher (Für Smukal)" aus "Kratermusik". Paukt, röhrt, knarzt und groovt – Sie befinden sich hier. Und ab jetzt geht's in die Vergangenheit.

In der war auch abseits der üblichen Pfade einiges geboten – und längst nicht immer Konventionelles. "Picknick am Wegesrand" hieß so etwas auf der "Augen"-EP und entwarf eine ähnlich bedrohliche Installation aus Noise und Spoken Word wie "Kachelbad (Intro)" vom gleichnamigen "Jalousie"-Vorboten. Doch es geht noch rarer, wie der Untertitel von "Die Unerhörten" verspricht. Etwa mit einer Coverversion von "Leben den Lebenden", das auf dem Tobias-Gruben-Tribute "Die Liebe frisst das Leben" lediglich im Original vertreten war. Anders als das vom Die-Erde-Sänger selbstdiagnostizierte "Heroin", das Otremba und Kollegen herrlich verrauscht und schlaufenartig interpretieren. Denn wer bei Messer zum Vergleich Die Nerven oder Joy Division heranzieht, sollte auch Talking Heads oder zumindest die Dub- und Dance-Seite von The Clash im Hinterkopf haben.

Außerdem spendiert das heimatliche Renommierlabel This Charming Man zwei Songs von seinen limitierten 12"-Compilations: die schleifende Räuberpistole "Bonnie & Clyde" mit Dagobert als Gast und die elektronisch hartgekochte Fluchtromanze "Gegen Ende" – gefühlt ein Vorbild für Belgrads desolaten Talking Blues "Rachel & Joseph". Und wussten Sie schon, dass der frühe Hit "Augen in der Dunkelheit" in rauem Proberaum-Outfit anfangs "Kleiner Hund" hieß? Dennoch klingt er auch auf "Die Unerhörten" ebenso wenig elend wie die Ur-Fassungen zahlreicher "Die Unsichtbaren"-Stücke oder das 2011er-Demo "Alle Tage". Dort drohte "Fieberträume" noch: "Ich will nur einen Raum mit einem Plattenspieler / Eine Matratze und ein Buch und Ihr seht mich nie wieder." Es kam anders – diese 70 Minuten demonstrieren, warum man Messer nicht mehr missen mag.

(Thomas Pilgrim)

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Highlights

  • Was ist das?
  • Leben den Lebenden
  • Bonnie & Clyde (feat. Dagobert)
  • Gegen Ende
  • Fieberträume (Version Demotape)

Tracklist

  1. Was ist das?
  2. Leben den Lebenden
  3. Idylle (feat. Vaovao)
  4. Die Furcht
  5. Heroin
  6. Kachelbad (Prolog)
  7. Bonnie & Clyde (feat. Dagobert)
  8. Angeschossen (2012 Demo)
  9. Die kapieren nicht (2012 Demo)
  10. Das Versteck der Muräne (2012 Demo)
  11. Platzpatronen (2012 Demo)
  12. Neonlicht (2012 Demo)
  13. Gegen Ende
  14. Ich war tot
  15. Picknick am Wegesrand
  16. Abel Nema (Alle Tage Demo)
  17. Fieberträume (Version Demotape)
  18. Gassenhauer (Alle Tage Demo)
  19. Augen in der Dunkelheit (Probe 04/2010)

Gesamtspielzeit: 69:54 min.

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Armin

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2025-03-19 19:36:34 Uhr - Newsbeitrag
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