Coheed And Cambria - Vaxis – Act III: The father of make believe

Virgin / Universal
VÖ: 14.03.2025
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Serientäter
Man kennt das von Serien, die nicht aus in sich abschlossenen Folgen bestehen, sondern einen durchgängigen Handlungsstrang verfolgen: den Rückblick, die große Überschrift mit dem Titel "Was bisher geschah". Nun ist das Konglomerat aus einzelnen Geschichten und Handlungssträngen, das Claudio Sanchez nun schon seit über 20 Jahren für Coheed And Cambria verfasst, mittlerweile ein derartiges Dickicht geworden, dass selbst die mittlerweile aus 36 einzelnen Episoden bestehende Graphic Novel "The Amory wars" nur teilweise Licht ins Dunkel bringen kann. Zumindest geht Sanchez der Stoff für Lyrics nicht aus. Ist ja auch mal etwas. Eine solche Rückschau lohnt sich aber auch auf das Album "Vaxis – Act II: A window of the waking mind", das 2022 zwar teils mit großartigen Songs aufwarten konnte, dessen überaus steriler Sound aber durchaus auf Kritik stieß. Doch da der Song "Shoulders" zur ersten Top-10-Single der Band avancierte, dürfte das den New Yorkern herzlich egal gewesen sein.
Gerade die Schlussphase jenes Albums machte nämlich wie ein guter Cliffhanger Appetit auf mehr, doch die ersten Songs "Searching for tomorrow" und "Blind side sonny" sorgten nun erneut für Fragezeichen. Doch gemach, mit "Vaxis – Act III: The father of make believe" zeigt sich erneut, dass solche Singles mittlerweile kaum noch mehr sind als Appetithappen. Denn nach dem filigranen Intro "Yesterday's lost" wirft "Goodbye, sunshine" geradezu verschwenderisch mit Hooks um sich, als sollte der Airplay-Erfolg von vor drei Jahren mit aller Gewalt wiederholt werden, ob es dem weniger pop-affinen Teil der Fans nun gefällt oder nicht. In diesem Kontext ergibt dann auch das folgende "Searching for tomorrow" Sinn und hat trotz der seltsam verfremdeten Gitarren durchaus seinen Reiz. Für viel mehr Unverständnis dürfte da schon eher das mit einer geradezu obszönen Pop-Schlagseite versehene "Someone who can" sorgen, aber das nur am Rande.
Denn glücklicherweise hat die Band ihre Experimentierfreude wieder ein klein wenig zurückgefahren und sich stattdessen auf schlüssigeres Songwriting konzentriert. Das bedeutet natürlich nicht, dass der Bandsound plötzlich eindimensional geworden ist. Nach wie vor existiert eine reduzierte Ballade wie "Meri of mercy" kitschfrei und ohne großen Bruch neben dem in der Tat knüppelharten "Blind side sonny", dessen Härte nicht abstößt, sondern gekonnt in Punk und Heavy Rock wildert und im Anschluss mit "Play the poet" vereinzelt gar an die legendären Warrior Soul zu deren "Space age playboys"-Zeiten erinnern würde, wäre da nicht der ein oder andere eingestreute schwebende Refrain.
Das heißt allerdings noch lange nicht, dass Coheed And Cambria plötzlich nicht mehr progressiv wären. Denn all dieser Eklektizismus bricht sich mit "The continuum" Bahn. Über vier Teile verbinden sich treibende Riffs, unzählige Taktwechsel und Sci-Fi-Passagen in derart wildem Wechsel, dass es einer sportlichen Herausforderung gleicht, dieser Ideenfülle zu folgen. In dieser Gemengelage, in dieser vermeintlich wirren Schnittmenge zwischen Rush, Muse und Dream Theater fühlen sich die New Yorker sichtlich wohl, wirken genau deshalb zugänglicher, obwohl nach wie vor unter den vermeintlich eingängigen Hooks irrsinnig viele Details zu finden sind. Unter all diesen Ideen eine Mitte zu finden, klingt nach einer unmenschlichen Aufgabe. Coheed And Cambria ist diese mit "Vaxis – Act III: The father of make believe" so gut gelungen wie lange nicht. Was angesichts des Aufwands, den Claudio Sanchez in seine Lyrics steckt, schon fast ein bisschen unfair ist.
Highlights
- Goodbye, sunshine
- Blind side sonny
- The continuum III – Tethered together
Tracklist
- Yesterday's lost
- Goodbye, sunshine
- Searching for tomorrow
- The father of make believe
- Meri of mercy
- Blind side sonny
- Play the poet
- One last miracle
- Corner my confidence
- Someone who can
- The continuum I – Welcome to forever, Mr. Nobody
- The continuum II – The flood
- The continuum III – Tethered together
- The continuum IV – So it goes
Gesamtspielzeit: 57:31 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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HerrH. Postings: 124 Registriert seit 04.02.2021 |
2025-04-08 07:46:52 Uhr
Tatsächlich seit "No world for tomorrow" das erste Album, dass ich gerne komplett und wiederholt höre! Hat einen Moment gebraucht, funzt aber mittlerweile gut!!! |
8hor0 Postings: 1322 Registriert seit 14.06.2013 |
2025-03-24 14:52:19 Uhr
"Searching for tomorrow" ist sehr geil! |
keenan Postings: 5345 Registriert seit 14.06.2013 |
2025-03-24 08:40:42 Uhr
ok nach paar hördurchläufen für mich stärker als der vorgänger. einzig die tracks 4,7 und 11 sind für mich verzichtbar."Für viel mehr Unverständnis dürfte da schon eher das mit einer geradezu obszönen Pop-Schlagseite versehene "Someone who can" sorgen, aber das nur am Rande." im gegenteil, für mich einer ihrer stärksten tracks :-D yesterdays lost ist vlt ihr bester Erster song auf einem longplayer ever :-) was mir etwas sauer aufstößt ist mal wieder das übertriebene gekünstelte autotune an claudios stimme... |
keenan Postings: 5345 Registriert seit 14.06.2013 |
2025-03-20 15:01:09 Uhr
hui, bis eben komplett an mir vorbeigegangen dass die jungs überhaupt ein neues album releasen :-Obin gespannt, der vorgänger hatte paar starke tracks und vaxis 1 bleibt für mich mit ihre stärkste platte :-) |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 28471 Registriert seit 08.01.2012 |
2025-03-19 19:35:08 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert. Meinungen? |
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Referenzen
Rush; Yes; Dream Theater; My Chemical Romance; Muse; Queen; Circa Survive; Sparta; The Mars Volta; ...And You Will Know Us By The Trail Of Dead; Saosin; Iron Maiden; Alexisonfire; Cave In; Aerosmith; Foreigner; Kiss; Shabutie; Jimmy Eat World; Porcupine Tree; Led Zeppelin; The Fall Of Troy; Omar A. Rodriguez-Lopez; The Blood Brothers; At The Drive-In; Jane's Addiction; Refused; Thursday; Oceansize; Dredg; Glassjaw; From Autumn To Ashes; Boysetsfire; Thrice; Biffy Clyro; King Crimson
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