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Annie & The Caldwells - Can't lose my (soul)

Annie & The Caldwells- Can't lose my (soul)

Luaka Bop / 375 Media / Indigo
VÖ: 21.03.2025

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 5/10

Die Kirche im Dorf

Willie Caldwell senior schlägt die Saiten seiner Gitarre an, und schon grooven Willie Caldwell junior am Bass und Gerald Jenkins an der Hammondorgel los. Alsbald steigt Annie Caldwell mit betörend schönem Gospel-Gesang ein, sodass sich während des Hörens des zweieinhalbminütigen Ohrwurms "Wrong" ein Verdacht aufdrängt: Das können doch keine Newcomer sein! Nun ja, das sind Annie & The Caldwells – abseits der Tatsache, dass es sich bei "Can't lose my (soul)" um ihr Debütalbum handelt – tatsächlich nicht: Annie musizierte bereits in den Siebzigerjahren in Aberdeen (Mississippi) mit ihren Brüdern. Unter dem Namen Staples Jr. Singers veröffentlichten sie das geistliche Album "When do we get paid". Zwar gingen nicht mehr als 500 Exemplare der LP über die Laden- und Pfarrhaustische, doch die Verbundenheit zur Gospelmusik blieb und führte Annie im Teenageralter mit Willie Caldwell zusammen. Fünf Jahrzehnte lang jammt das Ehepaar an jedem freien Wochenende gemeinsam und begeistert bald auch seine Kinder für Spirituals. Jene Begeisterung hört man jeder der 35 Minuten von "Can't lose my (soul)" an. Tochter Deborah steuert im Opener nicht nur den Backgroundgesang bei, sondern auch die Lyrics über eine Ehekrise, Sohn Abel Aquirius komplettiert die Band an den Drums. Um es mit Annies Worten zu formulieren: "My family is my band."

Wäre das Label Luaka Bop nicht vor einigen Jahren im Rahmen der Zusammenstellung einer Gospel-Compilation auf die Caldwells aufmerksam geworden, wären Songperlen wie der zehnminütige So-gut-wie-Titeltrack der breiten Öffentlichkeit vorenthalten geblieben. Dieser fährt das Tempo nach dem Opener zunächst nach unten, baut Spannung auf, etwa durch das Einbauen von Fills ins Drumming. Annie und ihre Töchter rufen sich via Call and Response Lobpreisungen des Himmelsfürsten zu, die schließlich in einem "He's a wonder!" kulminieren. Ja, einem Anhänger des Fliegenden Spaghettimonsters verlangen die Caldwells lyrisch etwas ab, auch im unglaublich groovigen, in die Soul-Disco ladenden "I made it": "Satan, you tried to drop the bomb on me", lachen die Gospelsängerinnen in der einem Funk-Klassiker der GAP Band entlehnten Hook dem Fürsten der Finsternis ins Gesicht. Der kann explosives Material schmeißen, wie er will, gegen die vor dem Herrn des Himmels kniende fromme Familie sieht er kein Land. So streitbar die äußerst konservativen, aufgrund ihrer Authentizität aber nie unfreiwillig komischen christlichen Lyrics auch sind: Rein musikalisch begeistert das Album von der ersten Minute bis zur letzten. Wüsste man es nicht besser, könnte man "I made it" für einen Motown-Evergreen halten.

Dass sie nicht nur instrumental und gesanglich überzeugen können, sondern mitunter auch textlich, beweist das Albumhighlight "Don't you hear me calling". Annie lässt das lyrische Ich der Mutter folgen, nachdem diese sich mal wieder in einen, wie sie es gegenüber ihren Kindern erklärt, "pair room" eines Hotels eingesperrt hat. Die Caldwells packen nicht die Moralkeule aus, punkten mit großartigem Storytelling und hypnotischem Soul. Nach sechs Minuten steuert Willie auch noch ein gekonntes psychedelisches Gitarrensolo bei. Wie konnte das Talent dieser begnadeten Songwriterinnen und Songwriter fünf Jahrzehnte lang unentdeckt bleiben? Ein Hoch auf die Damen und Herren von Luaka Bop, die die Caldwells "Can't lose my (soul)" standesgemäß in der heimatlichen Kirche aufnehmen und (superb) produzieren ließen! Von mir aus auch ein Hallelujah.

(Dennis Rieger)

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Highlights

  • I made it
  • Don't you hear me calling

Tracklist

  1. Wrong
  2. Can't lose my soul
  3. I made it
  4. Don't you hear me calling
  5. I'm going to rise
  6. Dear Lord

Gesamtspielzeit: 35:44 min.

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Armin

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2025-03-19 19:34:39 Uhr - Newsbeitrag
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