Haiyti - Stadium rock

Hayati
VÖ: 07.03.2025
Unsere Bewertung: 4/10
Eure Ø-Bewertung: 3/10

Die Party ist vorbei
Ja, hm. Was machste jetzt. Haiyti, neues Album. Im Jahr 2025. Was vor zehn Jahren noch fresh war und vor fünf Jahren zum Soundtrack geteilter Einsamkeit wurde, wirkt mittlerweile merkwürdig unangenehm. Die Welt und so. Dreht sich einfach gnadenlos unter der Menschheit weg und alle gucken irritiert auf Wischgeräte, während sie vom Schicksal eine gewischt bekommen. Irgendwie alles ganz schön kacke, auch emotional. Das dekadente Dahindüsen, das Haiyti für einen Augenblick zu so etwas wie Relevanz verhalf, fühlt sich nicht mehr so notwendig an. Haiyiti weiß das. Und vielleicht macht sie gerade deshalb einfach weiter, bockig, stur. Auf "Stadium rock" gibt es so ziemlich alles, wofür die Wahl-Berlinerin bekannt ist. Straßenrap, Trap, Hyperpop, Genres halt. Ihr kennt sie, muss man nicht groß drüber reden. 21 Tracks, kaum einer länger als drei Minuten. Ähnlich wie bei Snoop Dogg stellt sich jedoch mittlerweile die Frage, ob es das wirklich alles braucht.
"Stadium rock" ist völlig chaotisch. Es gibt kein musikalisches Konzept, keine Rahmenerzählung, nicht einmal einen einenden Vibe. Alles flust vorbei, mal schnell, mal langsam. Dazwischen gurgelt Haiyti wie eh und je in die Maschinen und erzählt vom Fame und all dem Driss, der damit zusammenhängt. Stellenweise sind die Beats angenehm avantgardistisch, besonders "Sternenhimmel digital" ragt diesbezüglich heraus. Grob handelt es sich bei dem Song um einen Mix aus Dub, Reggaeton und Garage. Ja, das sind auch Genres. Dass in dieser Rezension mittlerweile sechs Stück genannt wurden, ist kein Qualitätsmerkmal. Haiyti macht so ziemlich alles Mögliche, aber nichts wirklich gut. Da sie auch überhaupt nichts mehr zu erzählen hat, stellt sich schon nach kurzer Zeit Ernüchterung ein. Ein paar coole Momente wie das schicke "Butterfly doors" können da auch nix daran ändern.
Immerhin schaut MBeezy, der Boy, der an der Blockchain chillt, auf "Cini Mini" vorbei und reißt einen aus der Tristesse. Wie immer liefert er Verse auf messbarem Niveau ab. Das zweite nennenswerte Feature des Albums ist Caramelo, dessen uninspiriertes sexistisches Gelalle aus dem an sich passablen "Vodka Soda" unhörbaren Murks macht. In Sachen Produktion stellt "Stadium rock" einen absoluten Tiefpunkt in Haiytis Diskographie dar. Bewusst übersteuerten Schund wie "Y2K Guns" braucht kein Mensch, selbst wenn er Hip-Hop braucht. Ärgerlich ist zudem, dass Haiyti durchaus noch brennt, aber oft gegen eine Kakophonie aus Jingles anschreit. Das macht alles einfach keinen Spaß mehr. Und diese Erkenntnis schmerzt, denn sie zeigt schonungslos, dass sich der eigene Geschmack verändert hat. Das ist aber nicht Haiytis Schuld, ganz und gar nicht. Dass ihre Musik schlechter geworden ist, allerdings schon.
Dass es dann plötzlich mit "Wo soll das hinführen" eine herrlich vieldeutige Ballade gibt, macht die Misere noch offensichtlicher. Denn da blitzt es auf, dieses Talent, das dem Feuilleton damals die Klicks brachte. Die Kunstfigur Haiyti ist in der Sackgasse angekommen. Was sich schon auf "Kings sagen King" andeutete, ist nun traurige Gewissheit. Aufhören wird sie wegen eines miesepetrigen Rezensenten natürlich nicht, warum auch. Und so ein bisschen Hoffnung darauf, dass sie noch einmal die Kurve kriegt, gibt es ja noch. Dazu müsste sie aber endlich einmal auf die Bremse treten. Sich fragen, wohin sie stilistisch will. Der anarchische Geist, der ihre früheren Werke auszeichnete, ist einer kruden Trotzigkeit gewichen. Mit dem Kopf in der Cloud und den Füßen im Morast stapft sie dem Unausweichlichen entgegen.
Highlights
- Butterfly doors
- Cini Mini (feat. Moneyboy)
- Wo soll das hinführen
Tracklist
- Der Kugelschreiber poppt nicht (Skit)
- Beef mit der Welt
- 1,60
- Lumen
- Irgendwas
- Bunte Planeten
- Dreh dich nochmal um
- Butterfly doors
- Liebe den Hate
- Ain't rock it
- Semtex
- Tagebuch
- Ladyboy (Skit)
- Cini Mini (feat. Moneyboy)
- Florenz
- Texas
- Sternenhimmel digital
- Vodka Soda (feat. Caramelo)
- Y2K Guns
- Wo soll das hinführen
- Ein Nacht wie Jazz
Gesamtspielzeit: 44:33 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Christopher Plattentests.de-Mitarbeiter Postings: 3792 Registriert seit 12.12.2013 |
2025-03-14 21:57:46 Uhr
Ich fand Haiyti vor ein paar Jahren echt super, ein Blick ins Archiv reicht. Mit dem Album hier werde ich aber einfach nicht warm. Das ist alles so dahingeschludert, so völlig beliebig. Gibt ein paar gute Tracks, aber am Stück geht das für mich nicht mehr. Daher auch der recht persönliche Ton der Rezension. Finde ihre Entwicklung einfach etwas ernüchternd. |
qwertz Postings: 1062 Registriert seit 15.05.2013 |
2025-03-12 17:52:42 Uhr
Ich find's mal einen mutigen Ansatz für eine Rezension. Habe ich hier selten in der Form gelesen. Kann verstehen, wenn man sich daran stört. Ich allerdings fühle die Genervtheit des Rezensenten und bin aus den gleichen Gründen vor geschätzt sechs Haiyti-Alben ausgestiegen. |
ichreitepferd Postings: 1094 Registriert seit 22.04.2021 |
2025-03-12 13:15:27 Uhr
BoahDas ist objektiv ne furchtbare Rezension Aber der tolle Typ hat wohl eh wenig Ahnung Normaler samt 6/10 von ihm |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 28276 Registriert seit 08.01.2012 |
2025-03-12 13:12:56 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert. Meinungen? |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 28276 Registriert seit 08.01.2012 |
2025-02-21 19:08:20 Uhr - Newsbeitrag
HAIYTI - 'Dreh dich nochmal um' OUT NOW inkl. Musikvideo Albumrelease 'STADIUM ROCK' - VÖ: 07.03. |
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Referenzen
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