Cleopatrick - Fake moon

Nowhere Special / Thirty Tigers / Membran
VÖ: 14.03.2025
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10

Zu Hause in Kanada
"I don't wanna be the bad guy again": Ontarios cleverste Indie-Krachmacher Luke Gruntz und Ian Fraser alias Cleopatrick schlagen bereits für ihr zweites Album einen wenn auch nicht gänzlich radikalen, so doch zumindest signifikanten Richtungswechsel ein. Haben "Bummer" und die anschließende "Doom"-EP noch Grunge-getränkten und vom Emo eingefärbten Alternative-Rock zelebriert, der mit jugendlicher Wucht vor allem gut nach vorn gehen sollte, nehmen die Kanadier sich für "Fake moon" eine ausführliche Übung in Zurückhaltung vor. Ihrer immensen Faszination für die Neunziger soll das aber natürlich nicht im Wege stehen. Also wird nun verwaschener, in bläulich-blassen Polaroid-Fotos festgehaltener Slacker-Dreampop mit charmantem Homerecording-Flair dargeboten, der sich auch wundervoll auf dem ähnlich gelagerten Soundtrack des 2024er Indie-Streifens "I saw the TV glow" machen würde.
Gruntz' Gitarre kann sich dabei nicht wirklich entscheiden, ob sie noch Bock auf krawalligen Fuzz hat oder doch lieber akustisch-schrammelnd die ganz leisen Töne sprechen lassen will – also macht sie irgendetwas genau dazwischen. Gleich "Heat death" stellt mit reduziertem Beat und Synthie-Tupfern aus der Midi-Datenbank eine ernstzunehmende Konkurrenz zu den weniger dick aufgetragenen Parannoul-Stücken dar. Dass Cleopatrick neben der Sound-Justierung auch auf eine größere Detailverliebtheit setzen, wird spätestens dann deutlich, wenn die Single "Hammer" dezent ins Psychedelische abdriftet, im Refrain aber tatsächlich festere Akkorde anschlägt und ihr Verse-Chorus-Verse-Schema zwischendrin sogar mit Turntable-Scratches anreichert. Trotz der generellen Lo-Fi-Vibes ist auf "Fake moon" eine ganze Menge los. Im Zwischenspiel "Softdrive" überhitzt schließlich der Prozessor und das Album hängt sich selbstzerstörerisch im Glitch auf.
Cleopatrick selbst bezeichnen den Production-Value von "Fake moon" als "the audio equivalent to Playstation 1 graphics", aber ganz so grobkörnig ist es selbstverständlich nicht. Wenngleich genau so nostalgisch! Bei "Big machine" erwartet man beinahe einen melancholisch grinsenden Billy Corgan auf der Rückbank. Wie auch in "Bad guy" gehen die wenigen, von Gruntz verträumt und gutmütig vorgetragenen Textzeilen aus dessen Refrain schlussendlich doch stärker ins Ohr, als es zunächst den Anschein hatte. "Fake moon" schlafwandelt sich bedächtig, aber zuverlässig ins Herz. Der zunächst hauchzarte Titeltrack zieht zum Ende hin schließlich an, Gruntz wechselt ins Falsett, Frasers Drums knistern über die Schmerzgrenze hinaus, und wieder fangen die Laptop-Boxen an zu rauchen. Vielleicht mag dieses sehr untypische zweite Album eine Momentaufnahme sein – aber dann hat es das Duo in einem besonders warmherzigen und auch bittersüßen Moment erwischt. "You're a nice guy, and I wanna be your friend." Danke, Ihr auch, liebend gern!
Highlights
- Bad guy
- Hammer
- Big machine
- Fake moon
Tracklist
- Heat death
- Bad guy
- Hammer
- Please
- Softdrive
- Chew
- Big machine
- Sarah
- Fake moon
- Love you
Gesamtspielzeit: 31:51 min.
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Referenzen
Parannoul; Yeule; Alex G; Beck; DIIV; Sebadoh; Daniel Johnston; Nirvana; Whirr; Panchiko; My Bloody Valentine; Mojave 3; Ride; Horse Jumper Of Love; Slowdive; James Iha; Sparklehorse; Sonic Youth; Yo La Tengo; Cloud Nothings; The Jesus And Mary Chain; Car Seat Headrest; Lush; The Bots; Pavement; Beach Fossils; Foo Fighters; Guided By Voices; Mazzy Star; Swervedriver; Neutral Milk Hotel; Chokebore; Elliott Smith; Dinosaur Jr.; The Smashing Pumpkins; Tame Impala; Lou Barlow; Sufjan Stevens; Japandroids; Drenge; Radiohead
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