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The Delines - Mr. Luck & Ms. Doom

The Delines- Mr. Luck & Ms. Doom

Decor / Indigo
VÖ: 14.02.2025

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Vagabunden-Valium

Draußen in der Prärie, wo Dingos streunen und Winde heulen, sind The Delines zu Hause. Auf "Mr. Luck & Ms. Doom" widmet sich das Ensemble um Sängerin Amy Boone und Songwriter Willy Vlautin den Ausgestoßenen und Vergessenen, den Vagabunden und Säufern. Bereits der eröffnende Titeltrack umhüllt einen mit Boones leicht rauchiger Stimme, warmen Bläsern, einem umwerfenden Refrain und einer etwas anderen, so bittersüßen wie glaubwürdigen Lovestory. Dass die Lyrics in ihrer unprätentiösen Schönheit so manchen angestrengten Poeten vor Neid erblassen lassen dürften, entspringt nicht dem Zufall: Vlautin schreibt auch vom Feuilleton gefeierte Romane.

Boones Timbre, die Keyboardakkorde Cory Grays und Vlautins Mini-Gitarrensolo lassen die eigentlich so unsentimentale, songgewordene Kurzgeschichte "Her ponyboy" über eine Schwärmerei, die in einer unglücklichen Ehe mündet, wunderbar romantisch klingen. Wer nach Genre-Schubladen sucht, mag darüber debattieren, ob es sich hier um Alternative Country oder um Soul-Folk handelt. In einem Song wie "Nancy and the pensacola pimp", der angejazztes Drumming und ein Stakkato-Riff mit einem todtraurigen Text über ein Abhängigkeitsverhältnis zwischen einer jungen Frau und einem notorischen Lügner verknüpft, entziehen sich The Delines, die ihre Musik einst als "Retro-Country-Soul" bezeichneten, jedoch jeder vorschnellen Genre-Zuordnung. Die Refrains der beschwingten Songs wie "Left hook like Frazier" und "Maureen's gone missing" erinnern insbesondere gesanglich gar an die Anfangsjahre der Jazzrock-Götter Steely Dan. Die Band aus Portland ehrt die amerikanische Musiktradition, indem sie deren beste Elemente in ihre abwechslungsreich und stets stilvoll instrumentierten Songs einfügt.

Am stärksten beeindrucken die wohl niederschmetterndsten Kleinode in der Diskographie des begnadeten Geschichtenerzählers Vlautin. "Sitting on the curb" beschwört das Ende einer Beziehung in drastischen Worten. Vlautins clevere Lyrics deuten an, dass das brennende Haus eines ehemaligen Liebespaares metaphorisch zu verstehen ist: "Neighbors don't notice / They can't see the smoke and fire trucks around." Das vierzigsekündige, von Cory Grays Keyboard getragene Outro vollendet die schaurig-schöne Songwriting-Perle, ehe die nächste folgt. Mit Reverb versehene Bläser und Streicher versetzen einem in der stockfinsteren Ballade "There's nothing down the highway" einen Schlag in die Magengrube: "Behind her wolves were chasing / Guilt & regret riding on their backs." Befindet sich am Ende des Highways wirklich nichts als von Wölfen umheulte Dunkelheit? The Delines belehren uns eines Besseren, finden Sentimentalität im vermeintlich Unsentimentalen, Schönheit in der vermeintlichen Hässlichkeit, spenden allen Ausgestoßenen und Vergessenen Trost mit ihrem emotionalsten, kohärentesten und besten Album. Spätestens jetzt sind sie nicht nur in der Prärie zu Hause, sondern auch in unseren Herzen.

(Dennis Rieger)

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Highlights

  • Mr. Luck & Ms. Doom
  • Her ponyboy
  • Sitting on the curb
  • There's nothing down the highway
  • Nancy and the pensacola pimp

Tracklist

  1. Mr. Luck & Ms. Doom
  2. Her ponyboy
  3. Left hook like Frazier
  4. Sitting on the curb
  5. There's nothing down the highway
  6. Don't miss your bus Lorraine
  7. The hunting thoughts
  8. Nancy and the pensacola pimp
  9. Maureen's gone missing
  10. JP & me
  11. Don't go into that house Lorraine

Gesamtspielzeit: 40:31 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

Obrac

Postings: 2602

Registriert seit 13.06.2013

2025-03-05 19:12:37 Uhr
Ich finds cool. Hat schöne Bonny-Light-Horsemen-Vibes.

Luc

Postings: 4259

Registriert seit 28.05.2015

2025-03-05 19:09:23 Uhr
Bisher mein diesjähriges Lieblingsalbum.

Grizzly Adams

Postings: 5813

Registriert seit 22.08.2019

2025-03-05 18:51:33 Uhr
Band ohne nennenswerte Fanbase. Musik ohne nennenswerte Fanbase. Wertung der Redaktion passt. Geh ich mit. Tolles Album.

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 28327

Registriert seit 08.01.2012

2025-03-03 20:39:45 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

Meinungen?

Hierkannmanparken

Postings: 2011

Registriert seit 22.10.2021

2025-02-17 19:55:18 Uhr
"So geht das halt in jedem Song."

Ok, das stimmt so nicht. In The Haunting Thoughts gibt es zb einen ziemlich bedeutsamen Perspektivwechsel. Ich hör nochmal genauer rein. Musikalisch gefällt es mir ja echt gut.
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