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Benthic - Sanguine

Benthic- Sanguine

Lifeforce / Membran
VÖ: 28.02.2025

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

Ein Feuerwerk der schlechten Laune

Zu den schönen Dingen im Leben einer Plattentests.de-Schreibkraft gehört es, permanent und ohne Unterlass mit neuer Musik versorgt zu werden. Eine der Redaktionsstatuten ist es bekanntlich, dass nach Möglichkeit jede einigermaßen ins musikalische Beuteschema passende Neuerscheinung vorgeprüft wird und nicht nur große, bekannte Namen die Chance auf eine Rezension haben. Gut so: Denn sonst wäre die fünfköpfige deutsche Band Benthic dem Rezensenten wohl einfach so durchgerutscht. Die Gründung von Benthic liegt schon rund zehn Jahre zurück – und die einzige offizielle Veröffentlichung bisher war die EP "The mess". Man war in der Zwischenzeit jedoch nicht untätig, sondern schraubte intensiv an neuen Songs. Jetzt wagen sich die Jungs damit an die Öffentlichkeit – und wenn diese Platte da draußen nicht einschlägt wie eine Bombe, dann wissen wir es auch nicht.

Denn: Die Band schafft es, dem sattsam bekannten Genre Metalcore eine vollkommen eigene Prägung zu geben. Hier passiert so viel mehr als die elektrisch unterstützte Erzeugung von Lärm. Powerchords-Greifen und Herumbrüllen kann ja nun wirklich jeder. Der im Midtempo gehaltene, aber recht energetische Instrumental-Opener "Sanguine" tut genau das, was ein erster Song tun soll: Er gibt die Richtung vor, macht neugierig, lässt aber auch eine wohldosierte Menge an Fragezeichen offen. Worauf im nachfolgenden Track "Moloch" sofort ein Ausrufezeichen kommt. Zu einer mit Wut geprügelten halboffenen Hi-Hat schreit sich der Sänger die Kehle wund, während superkrasse Zerrgitarren und abgrundtiefer Bass die Luft erbeben lassen. Heiliger Strohsack, geht das ab! Unterstützt wird das durch eine furztrockene, raue und breitbandige Produktion: Der Bass fährt ins Gedärm, die Beckenarbeit des Drummers zwiebelt am Innenohr. Leise-Laut-Passagen werden ohne Reifenabrieb auf dem Asphalt dargeboten. Das kachelt wie Hulle und macht so richtig Freude.

Man mutmaßt kurz nach dem zweiten Track, dass das maximale Energielevel möglicherweise schon erreicht ist. Aber weit gefehlt. Das große Talent von Benthic ist es, von Stück zu Stück immer noch einen draufzulegen. "Murmur" beginnt mit hektisch peitschenden Drums und krassem Gebrüll, erlaubt sich in der Mitte des Tracks in bester EA80-Manier 16 Takte Soloauftritt der Schrabbelgitarre, woraufhin es dann in deutlich gemäßigterem Tempo, aber umso lauter und krasser wieder in voller Besetzung losgeht. "Pitch and tar" wiederum schreitet gravitätisch und breitbeinig daher wie die Melvins, wenn auch etwas melodischer. "The stranger" ist ein einziger wüster Mahlstrom aus jaulenden Gitarren, in dem sich irgendwo ganz feine Melodien verstecken – und "Faded" erinnert mit seiner lustvollen Zerstörungskraft an einen hohldrehenden Aktenvernichter auf Koks.

Bevor wir aber nun das gesamte Album hier durchspoilern, nur ein Hinweis: Benthic schaffen es tatsächlich, von Stück zu Stück mehr Komplexität, Wucht, Wut und Wohlgefühl zugleich zu entfachen. Zu guter Letzt soll hier nochmal explizit die supergute Produktion durch das Dying-Lizard-Studio gerühmt und gepriesen werden. Hier wurde ganze Arbeit geleistet: Die explosive Dynamik, die entfesselte Energie der Band – alles da kommt durch die höchst sachkundige Arbeit der Tonkutscher so richtig zur Entfaltung. Wer eine knappe Dreiviertelstunde lang so richtig durchgeschallert werden möchte, der ist hier richtig. Falls die Band mitliest: Wir hätten am Schluss nur eine Bitte: Bis zum nächsten Album wollen wir nicht zwingend weitere zehn Jahre warten. Ginge das?

(Jochen Reinecke)

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Highlights

  • Murmur
  • The stranger
  • The living torch

Tracklist

  1. Sanguine
  2. Moloch
  3. Murmur
  4. Pitch and tar
  5. The stranger
  6. The living torch
  7. All is vanity
  8. Faded
  9. Godot
  10. Sanguine Pt. II

Gesamtspielzeit: 43:10 min.

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User Beitrag

Hierkannmanparken

Postings: 2011

Registriert seit 22.10.2021

2025-03-10 13:15:05 Uhr
Weil "Metalcore" gefallen ist, war ich erstmal skeptisch, weil ich mit dem Genre nicht viel anfangen kann. Aber die Musik gefällt mir gut! Klingt nach einer Band, die mit viel Stoner/Sludge der 10er Jahre auch sozialisiert wurde (wie ich:)), ohne dass man in jedem Song jetzt genau die Einflüsse pinpointen könnte (außer vielleicht in The Stranger, das mich sofort an You Fail Me erinnert).

Jedenfalls danke für die Rezi. Ich mag es, wie sehr man bei dir immer die Neugier an den Bands herauslesen kann.

The MACHINA of God

User und Moderator

Postings: 34484

Registriert seit 07.06.2013

2025-03-10 10:16:28 Uhr
Kate Mosh... irre, komplett vergessen gehabt. Album läuft.

Jochen Reinecke

Postings: 54

Registriert seit 22.12.2023

2025-03-09 20:02:36 Uhr
Hi Kamm, ja ähnlich wie Sharon Stoned. Blöder Wortwitz, aber sensationell wichtige Band. Fiel leider auch seinerzeit durch fast alle Raster. Aber schön, dass es immer wieder Trüffelschweine gibt, die das doch mögen ;-)

Kamm

Postings: 631

Registriert seit 17.06.2013

2025-03-09 17:33:18 Uhr
Hi Jochen, ja, in einer gerechten Welt hätten die zumindest mal den Status und Bekanntheitsgrad von Bands wie Slint, Dismemberment Plan oder Notwist.

Aber ich fürchte, in diese Nische haben sie sich durch die Namenswahl ein Stück weit selbst manövriert.

Jochen Reinecke

Postings: 54

Registriert seit 22.12.2023

2025-03-08 18:54:00 Uhr
Hey Kamm, ich freue mich, dass du Kate Mosh noch kennst. Was war das für eine sensationelle und völlig unterbewertete Band.

Und was die Deftones angehst, hast du natürlich völlig recht.
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