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One Ok Rock - Detox

One Ok Rock- Detox

Fueled By Ramen / Warner
VÖ: 21.02.2025

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 4/10

Sprechen zu den Massen

"Das sind ja Megastars", ließ Plattentests.de-Chef Armin auf die Anfrage des Rezensenten hin, ob man das elfte One-Ok-Rock-Album "Detox" früher in die Finger bekommen könnte, wertungsfrei verlauten. Ist so: Spätestens mit "35xxxv" sind die Tokioter 2015 zu einem weltweiten Phänomen geworden, nachdem US-amerikanische Produzenten und Co-Songwriter gezielte Unterstützung gegeben hatten, um die Band als globalen Act zu positionieren. Anschließend an 2000er-Emo und Pop-Punk sowie eine dankenswerterweise überstandene Phase der Radio-Ausschlachtung geht es nach "Luxury disease" nun vollends zurück zum – gomen! – Rock. "Detox" ist bereits der fünfte Longplayer, der in den Staaten produziert wurde, und will sich vielleicht auch deshalb irgendwie politisch-aggressiv zeigen. Auf dem Artwork schmilzt eine undefinierbare Flagge, in "Puppets can't control you" knallen die Riffs und Taka Moriuchi singt von falschen Idolen und einer gewissen Aussichtslosigkeit, die konträr zu den sonst grellbunten Durchhalteparolen der Band steht. Bricht in Japan endlich die Revolution aus? Vermutlich nicht. Statt durch Punk zeichnet sich "Detox" aber durch eine deutliche Crossover-Kante aus.

Das kommt kaum von ungefähr, zählen One Ok Rock doch seit jeher Linkin Park zu ihren wichtigsten Einflüssen. Eine geplante Support-Tour für jene wurde 2017 nur eine Woche vorher aus bekannten Gründen abgesagt, Moriuchi trat schließlich bei Chester Benningtons Memorial-Show auf. Während Neu-Drummer Colin Brittain schon seit Jahren mit ihnen zusammenarbeitet, dürfen die Japaner im Juli 2025 mit achtjähriger Verspätung dann auch endlich das Linkin-Park-Konzert in Paris eröffnen. So wie die Kalifornier*innen es in ihrer Post-Reunion-Phase vormachen, soll "Detox" wieder härter sein – was auch zur Folge hat, dass One Ok Rock nun manchmal nach den aktuellen Bring Me The Horizon klingen. Sie haben aber die besseren Songs. Denn was das Quartett schon immer hervorstechen ließ: Harmonien, für die 90 Prozent anderer Mainstream-Bands da draußen bestimmt die Reste ihrer Seelen verscherbeln würden. "Dystopia" demonstriert schlicht genau das, während "Delusion:all" als brettharte Alternative-Hymne trotz schrägem Text über die "bastard democracy" sogar zum Besten gehört, was die Truppe seit Jahren veröffentlicht hat. Und dieses Mal reißt die Hit-Dichte nicht ab.

Eigentlich sind One Ok Rock sowieso wenig darauf angewiesen, mit Inhalten zu punkten: "Tropical therapy" verpackt schlimmes Fernweh und die Flucht aus dem Hamsterrad in einen hochdramatischen Pop-Rocker, dessen packende Eingängigkeit jeglichen Zweifel an den simplen Lyrics kurzerhand wegföhnt. "Get get get get get away!" Ähnlich catchy und suchterregend ist "+Matter", obwohl der Song zumindest für europäische Ohren volle Möhre an "Dragosta din tei" erinnert. Erlaubt ist, was Spaß macht, selbst wenn es merkwürdige Stöhneffekte wie im polternden Opener "Nasty" sein müssen. In "Party's over" kommen dann ernsthaft Latin-Pop-Anwandlungen, ein Schweinerock-Solo sowie die ersten Screaming-Einlagen seit 2015 zusammen. Warum auch nicht? Diese neue Seltsamkeit hält sich bis zum abgedrehten "C.U.R.I.O.S.I.T.Y.", das nicht zuletzt durch den Feature-Part des aus Okinawa stammenden Rappers Chico Carlito und einen dröhnenden Elektro-Teppich vollends illustriert, wie eine japanische Linkin-Park-Version aus einem Paralleluniversum denn genau klingen könnte.

"Karma's at the door / The party's over": One Ok Rock spielen mit aller Gewalt gegen gemeine Boyband-Anschuldigungen und die Seichtheit an, die sie vor gar nicht allzu langer Zeit noch fest im Griff hatte. Damit fügen sich auch die feierliche, unverhofft klassische Piano- und Streicherballade "This can't be us" – fast ein kleiner Whitney-Houston-Moment bei Moriuchi – sowie der straighte Alternative-Rausschmeißer "The pilot" viel eher organisch in "Detox" ein, als dass sie zu kitschig oder zu langweilig würden. Am Ende sind es geschickt platzierte geradlinige Momente auf einem verspielten, rundum gelungenen Album, das erneut ein internationales Millionenpublikum abholen wird, ohne dass dieses dabei irrt. Denn natürlich sind One Ok Rock Big Business, aber trotz eher halbguten Pop-Alben wie "Eye of the storm" nie auch nur annähernd ein gesichtsloses Kommerzprodukt gewesen, sondern völlig zu Recht da, wo sie stehen. "Detox" erscheint nun fast auf den Tag zehn Jahre nach "35xxxv", der Kreis schließt sich. Ausgeflippter Stadion-Crossover-Rock-Pop-Zirkus zur Völkerverständigung? "Find euphoria in dystopia / Where there's love and understanding."

(Ralf Hoff)

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Highlights

  • Tropical therapy
  • Delusion:all
  • Puppets can't control you

Tracklist

  1. Nasty
  2. Dystopia
  3. Tropical therapy
  4. Delusion:all
  5. Party's over
  6. Puppets can't control you
  7. Tiny pieces
  8. This can't be us
  9. +Matter
  10. C.U.R.I.O.S.I.T.Y. (feat. Paledusk and Chico Carlito)
  11. The pilot

Gesamtspielzeit: 38:05 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

Ralph mit F

Postings: 717

Registriert seit 10.03.2021

2025-03-14 15:14:20 Uhr
Die dicken Hallen in Europa sind noch relativ neu.
Wie in der Rezi erwähnt, wurde die Band seit dem Signing beim Ami-Label geschickt in den amerikanischen und europäischen Markt geschubst (z.B. Warped-Tour, 2016 schon aufm Ring gespielt etc.) und seitdem einfach immer größer.
In DE gab’s auch vor dem Mainstream-Durchbruch schon eine recht große Fanbase, die sich aber maßgeblich aus Japan- und Anime-Fans speist ;)
Die Kollabos mit Linkin Park und Ed Sheeran halfen natürlich auch.
Aber die Dimensionen in Asien sind noch mal eine ganz andere Nummer. Hab sie 2016 in Seoul und 2019 in Osaka gesehen, das waren schon krasse Erlebnisse.

Glufke

Postings: 1042

Registriert seit 15.08.2017

2025-03-14 13:07:45 Uhr
Ah, das ergibt Sinn. Danke für die Aufklärung ;)

Kontermutter

Postings: 385

Registriert seit 04.03.2023

2025-03-14 12:51:24 Uhr
Sind in Japan von der Größenordnung quasi das, was Die Toten Hosen bei uns sind. Mal ganz grob gesagt. Große japanische Community rund um Düsseldorf = There you go.

Glufke

Postings: 1042

Registriert seit 15.08.2017

2025-03-14 11:36:45 Uhr
Ich habe noch nie vorher von der Band gehört und die spielen in der Lanxess-Arena...warum sind die so groß und seit wann?

Ralph mit F

Postings: 717

Registriert seit 10.03.2021

2025-03-14 11:26:50 Uhr
Europa-Tour mit Paledusk:

21.10. Köln, Lanxess-Arena
23.10. Hamburg, Barclays-Arena
24.10. Berlin, Max-Schmeling-Halle
25.10. München, Zenith
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