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Roller Derby - When the night comes

Roller Derby- When the night comes

Roller Derby / The Orchard
VÖ: 28.02.2025

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 9/10

Überrundet

Alles Gute kommt von oben oder auch manchmal mit Anlauf von hinten: Roller Derby fallen nicht in die deutsche Indie-Landschaft ein, nein, sie schweben viel eher sachte zu Boden. Nach mehreren Line-Up-Wechseln sind Vokalistin Philine Meyer und Gitarrero Manuel Romero Soria nun offiziell bei der Duo-Besetzung geblieben und kondensieren ihre bereits fünfjährige Karriere auf ihrem Debütalbum "When the night comes". Der Titel mag pessimistisch und auch ein bisschen bedrohlich klingen, es geht aber lediglich um in der Dämmerung einsetzendes Gedankenchaos und vorsichtige Traumdeutung. Mit ihrem (Bedroom-)Indie-Pop, der sich fröhlich am 80er-Revival orientiert, entsprechen die Hamburger*innen kräftig dem Zeitgeist der mittleren 2020er, machen entgegen vieler aktueller Kolleg*innen allerdings um die deutsche Sprache einen bewussten Bogen. Bei Roller Derby treffen funkelnde Synthies wie im für ihre Verhältnisse recht flotten Hit "Last night" oder in "Never wanted more" auf glasklaren, wattig-weichen Gitarren-Dreampop, der seine immanente Melancholie behutsam umgarnt, anstatt ungestüm dagegen anzurocken.

Was man bei der grundsätzlichen Zärtlichkeit der Musik eher nicht erwarten würde: Beim tatsächlichen Roller Derby, einer gerade in den USA populären Sportart, geht es (auch) um Vollkontakt und das gepflegte Umnieten aller Kontrahent*innen. Eine gewisse Angriffslustigkeit in diesem Sinne lässt sich auch bei den Melodien der Band feststellen, die sich zunächst harmlos anfühlen, dann aber fest zupacken und den Griff nicht mehr lockern wollen. "Dreams" macht das geschickt vor und ist noch dazu programmatisch für das gesamte Album zu verstehen. Und dass man zum Beispiel das ultra-eingängige "Ready to forget" (zumindest bisher) noch nicht aus einem sommerlichen Werbespot für Joghurt oder Brotaufstrich kennt, verwundert beinahe. Das soll auf keinen Fall gehässig klingen – Meyer und Soria würde man eine rentable Auswertung ihrer Musik nämlich ganz ernst gemeint nur wünschen. "Are you ready to forget me?" Im Gegenteil.

Am stärksten sind Roller Derby jedoch vor allem, wenn sie die Schwermut einmal nicht hinter einem Lächeln verstecken, sondern ihr allen Raum lassen, den sie einfordert, und dazu dann auch gewichtigere Akkorde anschlagen: "Silver jet" zieht hier alle Register und maximiert die ganze Dramatik, die sonst oft nur angedeutet wird. Ähnlich angedüstert daher kommt "Your love is a lie", dessen Gitarrenlinie sich unerbittlich ins Hirn schraubt – Johnny Marr würde bestimmt stolz und zustimmend nicken, wenn er Sorias Arbeit lauschte, besonders auch in "Goodbye". Dennoch überlässt "Emily's dance" wieder den Synthesizern die Hauptrolle und gesellt sich zu den Highlights. Obwohl manches zunächst ein wenig vorhersehbar erscheint, gilt spätestens, wenn "In spring" im akustisch angehauchten 60er-Pop landet und interessanterweise entfernt an Lady Gagas und Bradley Coopers "Shallow" erinnert: Bloß nicht unterschätzen! Denn mit ihrem Fingerspitzengefühl und zahlreichen bösen Ohrwürmern im Gepäck haben Roller Derby ihre Mitfahrenden bereits unbemerkt überrundet. "I never wanted more than to be someone you adore"? Dieser Wunsch wird ihnen ganz bestimmt erfüllt werden.

(Ralf Hoff)

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Highlights

  • Last night
  • Silver jet
  • Emily's dance
  • Goodbye

Tracklist

  1. Dreams
  2. Last night
  3. Ready to forget
  4. Silver jet
  5. Your love is a lie
  6. Lights out
  7. Emily's dance
  8. In spring
  9. Never wanted more
  10. Goodbye

Gesamtspielzeit: 33:18 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

qwertz

Postings: 1069

Registriert seit 15.05.2013

2025-03-02 19:54:05 Uhr
Jau, starkes Ding! Unter den bislang noch nicht ausgekoppelten Songs sind ja noch einige tolle Überraschungen dabei. Angenehme Beach-House-Vibes, vor allem in den letzten beiden Songs. Doch durch die Stimme dann doch irgendwie ganz was Eigenes. Freu mich aufs Konzert!

musie

Postings: 4065

Registriert seit 14.06.2013

2025-03-02 17:19:18 Uhr
Super Album! Von mir gibts 8/10

MickHead

Postings: 4581

Registriert seit 21.01.2024

2025-03-02 16:59:29 Uhr
Klasse Album!

Visions gibt 9/12

Hervorragende Kritik auch im MusikBlog:

https://www.musikblog.de/2025/02/roller-derby-when-the-night-comes/

The Hungry Ghost

Postings: 995

Registriert seit 15.06.2013

2025-03-02 15:25:54 Uhr
Die Hamburger Indie-Dream-Pop-Band Roller Derby im Interview mit Sounds & Books über ihr Debütalbum „When The Night Comes“

(Interview von Gérard Otremba):

https://www.soundsandbooks.com/roller-derby-im-interview/

MickHead

Postings: 4581

Registriert seit 21.01.2024

2025-03-01 11:00:11 Uhr
Jetzt komplett bei Bandcamp:

https://rollerderbyband.bandcamp.com/album/when-the-night-comes
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