Kwoon - Odyssey

Supersonic
VÖ: 21.02.2025
Unsere Bewertung: 8/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Hoch hinaus und tief hinab
Eines kann man Sandy Lavallart sicher nicht vorwerfen: nicht zu wissen, wie man die eigene Kunst in Szene setzt. Bilder schaffen, Emotionen erzeugen, das Besondere finden, anstatt nur eine Volume 5-9 des immergleichen Stoffes in abgewandelter Form zu erzählen. Erst recht, wenn der Stil – wie hier seiner Band Kwoon – cinematischer Post-Rock ist. Also spielte er in knapp 4000 Metern Höhe auf dem Mont Blanc oder aber auch inmitten des Ozeans in Tevennec. Nur ein Leuchtturm, in einiger Entfernung zum nächsten Festland, ansonsten Wasser. Dann wäre da noch der Spacerock, den Lavallart wörtlich nahm und – nunja – eine Gitarre in die Stratosphäre schickte. Eine ziemliche "Odyssey", die nun musikalisch im vierten Werk unter dem Namen Kwoon eingefangen wurde. In den zwölf Titeln finden sich die verschiedenen Inspirationen wieder – "King of sea" und "Fisherman" aus dem Meer, "White angels" und "Blackstar" aus dem Weltraum und ganz klassisch auch die Besinnung auf zwei Füße auf dem Boden mit Songs über das Leben ("Life", "Youth").
Einige musikalische Referenzen zitieren Kwoon als komplette Band – gespickt noch dazu mit Gästen – zwischen diesen Polen. Mal etwas weniger präsent, wie Archive, mal sehr vordergründig, wie Pink Floyd. Der Opener "Leviathan" jedoch betont erst einmal den gitarrengetriebenen instrumentalen Post-Rock der Marke Mogwai. Im nur knapp drei Minuten langen Stück türmen sich so einige schroffe Soundwände aufeinander, die sich im späteren Verlauf nur schwer wiederfinden. Denn: Vieles ist eher träumerisch. Das erwähnte "King of sea" bespielt eher die ruhige See. Sanfte Klavierakkorde schmiegen sich an die schwelgerischen Gesangsparts, umspülen nur leicht einige Felsen in einem sonst sehr gemächlichen Setting. Dass Ozean und Ozonschicht im weiten Universum gar nicht so weit auseinanderliegen, bezeugt das anschließende "White angels". Auch hier dominieren ruhig-atmosphärische Klänge, die in ein pathetisches Finale münden.
Der musikhistorisch bereits sehr geprägte Titel "Blackstar" könnte für vieles stehen: Lavallart und Band entscheiden sich hier für die unaufgeregteste Variante. Erneut nur ein Glimmern, nur leichtes Blinzeln weniger Töne ist überhaupt wahrnehmbar. Auch das "Last paradise" schwebt in der Luft – dort klingen am deutlichsten Synthieflächen hervor, die an Archive erinnern. Samt eines sehr hallbesetzten Drummings und gesanglichen Melodiefolgen, die an David Gilmour denken lassen. Hier und in "Jayne" ist es mehr als nur ein Schimmern im Hintergrund, das direkt an jenen flächigen Sound der großen Vorbilder von Pink Floyd erinnert. Die "Odyssey" Lavallarts vom Wasser übers Land bis weit in den Himmel hinein: Vieles davon ist nur karg bewohnt oder bewachsen. Die allumfassende Hektik des Alltags: Kwoon bieten hier knapp eine Stunde ein komplettes Entfliehen an. Einmal kurz entführt, träumt es sich leicht hinein in die besondere Welt dieses musikalischen Projektes, zu dem sich, auch ohne die dazugehörigen Bilder gesehen zu haben, jene sofort im Kopf einschweben. Passend dazu beschließt der letzte Track dieses Album: "Keep on dreaming"!
Highlights
- King of sea
- Last paradise
- Nestadio
Tracklist
- Leviathan
- King of sea
- White angels
- Life
- Blackstar
- Last paradise
- Jayne
- Wolves
- Youth
- Fisherman
- Nestadio
- Keep on dreaming
Gesamtspielzeit: 54:57 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Hierkannmanparken Postings: 2011 Registriert seit 22.10.2021 |
2025-02-28 13:13:31 Uhr
Richtig schön auf jeden Fall. In der Rezi werden ja die Referenzen angesprochen. Tatsächlich erinnert mich fast jeder Song an etwas Anderes. Die Mondschein Sonate ging mir zum Beispiel mal durch den Kopf, aber auch Interstellar. Werde ich mir öfter anhören! |
Pivo Postings: 1418 Registriert seit 29.05.2017 |
2025-02-27 11:42:59 Uhr
Im allgemeinen "Kwoon"-Thread schrieb im am Morgen des Veröffentlichungstages der Rezi folgendes:24.02.2025 - 09:28 Uhr Seit Freitag gibt es ein neues Album von Kwoon. Es klingt, für Postrock-Verhältnisse, leider etwas zurückhaltend und plätschert meist nur so vor sich hin. Richtige Highlights sind mir nicht aufgefallen. Ich glaube da wäre mehr drin gewesen. Wer etwas ruhigeren Postrock mag kann mal reinhören. Mich hat es nicht sonderlich umgehauen. Kwoon - Odyssee (VÖ 21.02.2025), 12 Songs, runde 55 Minuten Spielzeit. Anspieltipp: King of Sea 6/10 .....und auch nach einen weiteren Durchlauf hat sich der Eindruck verstärkt. Dafür, dass das Album viele Jahre "in der Mache" war ist es ziemlich seicht geworden. Auch lösen die Songs kaum Emotionen bei mir aus, was ich vor allem bei Postrock-Alben essentiell finde. Da war wirklich mehr drin. Schade. |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 28327 Registriert seit 08.01.2012 |
2025-02-24 19:52:37 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert. Meinungen? |
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Referenzen
Pink Floyd; Archive; Sigur Rós; Mogwai; The Evpatoria Report; Explosions In The Sky; Teeth Of The Sea; pg.lost; The Pirate Ship Quintett; Yndi Halda; Ef; Blueneck; The Calm Blue Sea; Caspian; Codes In The Clouds; Sleepmakeswaves; Maybeshewill; Her Name Is Calla; Mono; We Lost The Sea; Amiina; God Is An Astronaut; Do Make Say Think; Nils Frahm; Ólafur Arnalds; Hania Rani; Alcest; Collapse Under The Empire; Balmorhea; Gregor Samsa
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