Anxious - Bambi

Run For Cover / Cargo
VÖ: 21.02.2025
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10

Zum Knuddeln und Liebhaben
Wer erinnert sich zurück? So manch eine*r hat bestimmt eines der ersten denkwürdigen Kindheitstraumata erlitten, als Bambis Mutter im gleichnamigen Disney-Film ums Leben kam. Ob das nun eine direkte Auswirkung darauf hatte, dass man später Emo geworden ist, lässt sich mindestens mutmaßen. Die Connecticut-Punks von Anxious jedenfalls haben ihr zweites Album "Bambi" genannt und kommen deswegen vermutlich um den einen oder anderen schrägen Erklärungsansatz nicht herum. Ein Konzeptalbum über das süße kleine Hirschkalb also, das in der deutschen Synchro fälschlicherweise zum Reh gemacht wird? Nicht wirklich – aber ähnlich freundlich. Während "Never said" noch übriggebliebene Hardcore-Reste zusammenkratzt und zwischen wohldosiertem Rotz und sanfter Eingängigkeit vorsichtig auf die nächsten 40 Minuten einstimmt, zollt die indierockende Single "Some girls" gleich mehr als deutlich Jimmy Eat World Tribut. Jene auch als Glücksbärchis des Emo-Punk bekannte Institution hat ja seit Längerem nichts mehr von sich hören lassen. Also springen Anxious freudestrahlend in die Bresche.
Das Quartett spielt demnach den anschmiegsameren, zutraulicheren Post-Hardcore, der sich auch nicht schämt, mitunter wie astreiner College-Pop-Punk zu klingen. Das heißt, wenn Anxious nicht in bester 90s-Alternative-Manier die Gitarren aufheulen lassen. Die jugendlich-warme Stimme von Vokalist Grady Allen erinnert dabei nicht selten an Mat Kerekes von Citizen und erzeugt eine weltumarmende Heimeligkeit, wenn er wie in "Bambi's theme" hoffnungsvolle Zeilen à la "Everything will come to me now / And my friends are all I care about" intoniert. Harmonieselig und maximal ein bisschen giftig zeigt sich ebenso "Tell me why", das am Ende tatsächlich genauso viel von Backstreet Boys wie von Emocore hat. "Sunder" beschwört derweil ein einwandfreies High-School-Setting und die Erinnerungen an die letzten Sommerferien – nicht nur hier ist der alte Affe Liebeskummer das entschiedene Lieblingsthema. Das funktioniert allerdings nirgendwo so gut wie in der Single "Counting sheep": Deren Refrain für die Ewigkeit ist generell nicht mehr aus dem Kopf oder dem Herzen zu kriegen, wenn Allen sich schlaflos im Bett wälzt, während die Ex in ihrer süß-sauren Gleichgültigkeit schon längst ins Reich der Träume entschwunden ist.
Nur, um dann doch friedlich zu entschlummern: "Audrey go again" spart sich die Härte komplett und schraubt sich stattdessen zu einer sphärischen Halbballade mit glasklarem Falsettgesang und schwärmerischer Leichtigkeit hoch. In der zweiten Hälfte wird "Bambi" ohnehin zusehends softer, wenngleich das zarte "Next big star" zwischendrin trotzdem fett in die Saiten haut und sich "Head & spine" als Trennwand ein bisschen sperriger und weniger stromlinienförmig als die meisten anderen Songs gibt. Richtige Gefährlichkeit ist dennoch zu keiner Zeit zu befürchten: Beim Nirvana-Vorgänger Fecal Matter lautete die Parole einst noch "Bambi slaughter", solcher Gewaltverherrlichung erteilen die friedliebenden Anxious aber eine Absage. Sie machen aller Energie zum Trotz viel lieber plüschigen Punkrock zum Knuddeln und Liebhaben. Bei Disney brachte es Bambis flauschiger Kumpan Klopfer schließlich schon 1942 auf den Punkt: "Wenn man nichts Nettes zu sagen hat, soll man einfach den Mund halten."
Highlights
- Never said
- Some girls
- Counting sheep
Tracklist
- Never said
- Bambi's theme
- Some girls
- Counting sheep
- Audrey go again
- Head & spine
- Tell me why
- Sunder
- Next big star
- Jacy
- I'll be around
Gesamtspielzeit: 40:12 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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sizeofanocean Postings: 1619 Registriert seit 27.01.2020 |
2025-02-24 19:00:17 Uhr
leider ne ziemliche Enttäuschung geworden, weil die absolut jede Idee die sie hatten auch in die Songs reingepresst haben, so liegen zig Schichten übereinander und der Sound ist völlig überladen |
MickHead Postings: 4023 Registriert seit 21.01.2024 |
2025-02-18 19:11:31 Uhr
Letzter Song vor dem Release "Never Said"https://youtu.be/qg2W-B9VakY?si=tuyb7uf0ypNB-Q47 |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 28240 Registriert seit 08.01.2012 |
2025-02-16 19:10:01 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert. Meinungen? |
MickHead Postings: 4023 Registriert seit 21.01.2024 |
2025-01-16 06:52:03 Uhr
3. Song "Some Girls"https://youtu.be/EtVZIEMUia8?si=oxUDBplbJndwQJ26 |
sizeofanocean Postings: 1619 Registriert seit 27.01.2020 |
2024-12-05 20:08:48 Uhr
bis jetzt kicken mich beide Songs noch nicht so richtig, Head & Spine find ich sogar etwas sperrig, ich hab hier wohl zu hohe Erwartungen nach dem tollen Debüt |
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Referenzen
Citizen; The Wonder Years; Jimmy Eat World; Turnover; Glitterer; Koyo; The Story So Far; Rival Schools; Basement; Sorority Noise; Hot Mulligan; Fiddlehead; Pærish; Title Fight; Arm's Length; Tigers Jaw; Can't Swim; Balance And Composure; The Ataris; Brand New; Taking Back Sunday; The Juliana Theory; Dashboard ConfessionalSaves The Day; Origami Angel; Joyce Manor; Home Is Where; Seahaven; One Step Closer; Drug Church; Militarie Gun; The Get Up Kids; The Hotelier; Hot Water Music; Polar Bear Club; Into It. Over It.; Movements; Turnstile; Moose Blood; Tiny Moving Parts; All Time Low; New Found Glory; Blink-182; Alkaline Trio; Jawbreaker; The All-American Rejects; Weezer; The Smashing Pumpkins
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