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Riverside - Live ID.

Riverside- Live ID.

InsideOut / Sony
VÖ: 24.01.2025

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Perfekt schmutzig

Progressive Rock live. Auch so eine Sammlung von Klischees. Eine Handvoll Typen auf der Bühne hängt stoisch an ihren Instrumenten und frickelt sich die Seele aus dem Leib, unten steht die Musikerpolizei, achtet akribisch auf jeden noch so kleinen Spielfehler, größte Gefühlsregung mag vielleicht ein anerkennendes Kopfnicken sein. Dass dem weiß Gott nicht so sein muss, zeigten schon Rush mit ihren spektakulären Bühnenaufbauten, während in der jüngeren Vergangenheit vor allem Steven Wilson und Porcupine Tree förmliche Multimedia-Ereignisse zelebrierten. Riverside sind da anders. Wer die Polen schon einmal auf der Bühne erlebt hat, weiß: Prätentiös ist da gar nichts, im Zweifel kommt die Band auch schon mal mit ihrem Gepäck durchs Publikum einmarschiert – so geschehen vor einigen Jahren in Hamburg, als der Tourbus stundenlang im Stau und die Show kurz vor der Absage stand.

Das heißt natürlich nicht, dass sich Riverside live irgendwie verstecken müssten, ganz im Gegenteil. Erst recht nicht mit einem so starken Studio-Album im Rücken wie dem Anfang 2023 erschienen "ID.Entity", mit dem Bassist und Frontmann Mariusz Duda und seine Bandkollegen endgültig die Trauerphase um ihren 2016 verstorbenen Freund und Bandgründer Piotr Grudzinski hinter sich ließen. Entsprechend stellt "Live ID." nicht nur das bis dahin aufwändigste Live-Album der Polen dar, sondern präsentiert gleich sechs der sieben Songs eben jener Platte. Und wer immer noch der Meinung ist, Prog-Bands seien eine Sammlung introvertierter Nerds, hat vor allem Duda noch nicht erlebt, der zwar durchaus konzentriert agiert, aber darüber hinaus immer wieder den Einpeitscher gibt.

Dass dabei mit "I'm done with you" ausgerechnet der ruppigste Track von "ID.Entity" fehlt, stellt dabei noch nicht mal einen Makel dar, dafür gelingt es der Band, über die komplette Show die Spannung hochzuhalten. Das ist kein Wunder angesichts so großartiger Songs wie "Left out" oder "Egoist hedonist" vom Album "Love, fear and the time machine", bei denen Duda die Zuschauer immer wieder einbezieht, bei "Left out" gar als minutenlangen Backing-Chor statt der üblichen Mitsingspielchen. Und bei älteren Songs wie "#Addicted" oder dem abschließenden Klassiker "Conceiving you" kann der Vierer eh nichts falsch machen. Auch wenn wenigstens ein einziger Song des Albums "Shrine of new generation slaves" noch die Kirsche auf der Sahne gewesen wäre, so dass "Panic room" aus dem Jahr 2007 als zweitältester Song nach "Conceiving you" die Fans der früheren Alben beglücken darf.

Es ist schon mehrfach thematisiert worden: Live-Alben sind eigentlich eine ausgestorbene Gattung. Zu viele rudimentär zusammengestoppelte Handy-Clips schwirren bereits kurz nach einer Show im Netz umher, zu sehr haben sich Hörgewohnheiten verändert. Riverside jedoch haben immer wieder unter Beweis gestellt, dass sie eine Bühnen-Band sind, die ihren Songs einen ganz eigenen Charakter verleihen. Auch bei zwei Stunden Spieldauer bleibt die Dramaturgie stimmig, zeigen sich Riverside in überragender Spiellaune und werden von einem begeisterten Publikum belohnt, das der Band förmlich aus der Hand frisst. Diese Symbiose, diese Energie können im Genre nur wenige herausragende Vertreter erzeugen. Riverside verleihen live dem Progressive Rock sozusagen den Dreck unter den Fingernägeln. Und das steht Genre wie Band verdammt gut.

(Markus Bellmann)

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Highlights

  • Big tech brother
  • Left out
  • Friend or foe?
  • Conceiving you

Tracklist

  • CD 1
    1. #Addicted
    2. Panic room
    3. Landmine blast
    4. Big tech brother
    5. Lost
    6. Left out
  • CD 2
    1. Post-truth
    2. The place where I belong
    3. Egoist hedonist
    4. Friend or foe?
    5. Self-aware
    6. Conceiving you

Gesamtspielzeit: 112:24 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

Gomes21

Postings: 5462

Registriert seit 20.06.2013

2025-02-08 22:27:36 Uhr
Grundsätzlich aber schöne Rezension, habe Riverside leider zuletzt etwas vernachlässigt, aber das hat mir wieder Lust drauf gemacht!

Markus

Plattentests.de-Mitarbeiter

Postings: 20

Registriert seit 12.06.2013

2025-02-08 21:29:50 Uhr
Moin, damit meinte ich dass "#Addicted" und "Left out" schon ebenfalls etwas älteren Datums sind. Wollte den Begriff "Klassiker" nicht überstrapazieren.

Gomes21

Postings: 5462

Registriert seit 20.06.2013

2025-02-08 20:25:37 Uhr
Das ist kein Wunder angesichts so großartiger Songs wie "Left out" oder "Egoist hedonist" vom Album "Love, fear and the time machine", bei denen Duda die Zuschauer immer wieder einbezieht, bei "Left out" gar als minutenlangen Backing-Chor statt der üblichen Mitsingspielchen. Und bei älteren Songs wie "#Addicted" oder dem abschließenden Klassiker "Conceiving you" kann der Vierer eh nichts falsch machen.

Etwas verwirrt hier. Addicted ist von „Love, Fear, …“, Egoist Hedonist und Left Out von „Anno Domini…“ und damit älter? Oder lese ich die Zusammenhänge falsch?

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 28240

Registriert seit 08.01.2012

2025-02-08 20:17:14 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

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