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Mantar - Post apocalyptic depression

Mantar- Post apocalyptic depression

Metal Blade / Sony
VÖ: 14.02.2025

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Schrei! Mich! An!

Eigentlich hatte das mit Mantar eher ganz klein begonnen. Hanno Klänhardt und Erinç Sakarya taten sich Anfang der 2010er Jahre in Bremen zusammen und experimentierten ein wenig herum. Von Beginn an beschränkten sich die beiden auf den kehligen Gesang und das versierte Gitarrenspiel von Klänhardt einerseits und die Drum-Künste von Sakarya andererseits. Aus der Phase des Ausprobierens und den ersten Demos erwuchs in der Folge dann aber doch Größeres. Das Publikum für die wilde Mischung aus Punk, Black Metal und einigem mehr wurde breiter, das Interesse von Labels wuchs, schließlich folgten Vertragsunterschriften und die ersten Alben "Death by burning" und "Ode to the flame". Mantar eroberten nach und nach die ganz großen Bühnen, unterhielten mit ihrer Zwei-Mann-Show schließlich sogar die Metal-Gemeinde beim Saisonhöhepunkt, dem legendären Wacken Open Air. Spätestens mit ihrem herausragenden Album "The modern art of setting ablaze" aus dem Jahr 2018 und dem kaum weniger überzeugenden "Pain is forever and this is the end" vier Jahre später etablierte sich die Kleinstband als feste Größe im Universum der harten Klänge. Das titelgebende Ende war zum Glück dann doch keins, wie sich mit dem Fünftwerk "Post apocalyptic depression" zeigt.

Zwölf Songs und nur knapp mehr als 35 Minuten: Schon beim bloßen Blick auf die statistischen Rahmendaten wird deutlich, in welche Richtung das Mantar-Schiff 2025 steuert. Für ausufernde Stücke waren die Bremer grundsätzlich noch nie bekannt, auf ihrer neuesten Studioarbeit aber treiben sie die Bloßlegung ihres Klangkerns auf die Spitze. Das Minus an Spielzeit ist ein Plus an Fokus aufs Wesentliche. "Check, check" heißt es zu Beginn, aber statt zunächst einmal höflich anzuklopfen, kommt das Duo mit der Ramme ins Haus. Die beiden Musiker prügeln sich durch den Opener "Absolute ghost", Sänger Klänhardt schreit passend zum (post-)apokalyptischen Albumtitel seine Endzeitvision hinaus: "And if tomorrow never comes / There won't be no regrets / Dead men don't talk / And have no gun in their hand." Bewaffnet sind Mantar nämlich wie gewohnt mit kernigen Gitarrenriffs und perfekt platziertem Schlagzeug – mehr ist für die musikalische Botschaft schlicht nicht notwendig. Für die Aufforderung vom Bo aus der gar nicht so weit entfernten anderen Hansestadt, der einst "Bass, Bass, wir brauchen Bass!" sang, haben Mantar allenfalls ein müdes Lächeln übrig. Bass? Büsch'n überflüssig, wie der gemeine Bremer sagen würde.

So klar die dezidiert punkig angehauchten Stücke in ihrer zupackenden Art einem eher durchgängigen Muster folgen, so clever eingestreut stecken im Detail doch einige Besonderheiten. Nein, auf die Idee einer Ballade kommen Mantar natürlich nicht, aber mit gleichermaßen zurückhaltend wie souverän eingesetzten Stilmitteln aus dem eigenen Werkzeugkoffer sorgen Klänhardt und Sakarya für Spannung und kreative Variationen. Das gerade einmal 2:16 Minuten kurze "Dogma down" beispielsweise präsentiert der Zuhörerschaft eine klarere Version der Gesangskunst, die ansonsten gelegentlich wirkt wie an der Grenze zum finalen Stimmbandriss. Und im famosen "Halsgericht" wagt sich das Duo an eine komplette Strophe in deutscher Sprache, was im Kosmos der Band eine echte Innovation markiert. Inhaltlich bleibt die Sache aber auch hier bleischwer: "Die Sonne soll vom Himmel stürzen / Ein letzter Gruß, ein letztes Geleit." Ist Mantar hier übrigens ein Neologismus gelungen? Keinesfalls, das Halsgericht war laut Duden ein mittelalterliches Tribunal für schwere Verbrechen. Weitere Beispiele für die fein austarierten Nuancen: ein herrlicher Gitarrenpart im tollen "Morbid vocation" oder das wilde "Axe death scenario", das den Furor noch einmal steigert.

"Post apocalyptic depression" lädt insgesamt mit Verve zur entschlossenen Überwindung nachbarschaftlicher Rücksichtnahme ein, denn die Idee, diesen formidablen Wutbrocken möglicherweise in Zimmerlautstärke zu konsumieren, mutet grotesk an. The Cure notierten einst "This music has been mixed to be played loud, so turn it up" – ein Ratschlag, der einem auch beim neuesten Werk aus jeder Note entgegenspringt. Mantar, ohnehin seit jeher im brachialen Genre unterwegs, haben ein im besten Sinne rohes Kapitel ihrer über zehnjährigen Historie aufgeschlagen. Rein ins Studio, Regler auf Anschlag, ab dafür. Es bleibt anhaltend erstaunlich, was für ein mitreißendes klangliches Inferno gerade einmal zwei Menschen entfachen können. Die Bremer Stadtmusikanten melden sich zurück – und wie!

(Torben Rosenbohm)

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Highlights

  • Morbid vocation
  • Halsgericht
  • Axe death scenario

Tracklist

  1. Absolute ghost
  2. Rex perverso
  3. Priniciple of command
  4. Dogma down
  5. Morbid vocation
  6. Halsgericht
  7. Pit of guilt
  8. Church of suck
  9. Two choices of eternity
  10. Face of torture
  11. Axe death scenario
  12. Cosmic abortion

Gesamtspielzeit: 35:25 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

fuzzmyass

Postings: 18262

Registriert seit 21.08.2019

2025-03-10 23:51:21 Uhr
Das Album gefällt mir sehr, ist IMO besser als der Vorgänger

fuzzmyass

Postings: 18262

Registriert seit 21.08.2019

2025-03-01 17:28:52 Uhr
Gestern live gesehen auf ihrer Coheadlining Rour mit Kvelertak - das war brutal, brachial und ganz großartig... das neue Album gefällt auch sehr gut

fuzzmyass

Postings: 18262

Registriert seit 21.08.2019

2025-02-20 18:50:22 Uhr
Hab das Album bereits, aber noch nicht die Zeit gehabt zu hören... White Zombie's Astro Creep finde ich btw auch großartig :)

Marküs

Postings: 1394

Registriert seit 08.02.2018

2025-02-20 18:39:35 Uhr
Voll geil die White Zombie Reminiszenzen vor allem im letzten Song! Ich liebe Astro Creep 2000

Hierkannmanparken

Postings: 1988

Registriert seit 22.10.2021

2025-02-20 13:36:45 Uhr
Das Geballer in Axe Death Scenario ist ja mal hart!

Gefällt mir, geht mir aber manchmal zu sehr in so ne etwas abgegriffene Rob Zombie-Richtung.
Zum kompletten Thread

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