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Christopher Annen & Francesco Wilking - Alles was ich je werden wollte

Christopher Annen & Francesco Wilking- Alles was ich je werden wollte

Annen & Wilking / Cargo
VÖ: 07.02.2025

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

AnnenWilkingZweisamkeit

Es fährt kurz mit Blaulicht vor: die Sprachpolizei. Ja, diesem Albumtitel fehlt ein Komma. Das sei einmal kurz vorausgeschickt, bevor wir uns wieder zurücklehnen und dem Eigentlichen zuwenden können. "Alles was ich je werden wollte" springt einem als grundsätzlich reizvoller Albumtitel dank seines Verstoßes gegen die Zeichensetzung halt doppelt ins Auge. Aber: Wir sind hier ja nicht im Deutschunterricht, sondern in der wunderbaren Welt der kreativen Möglichkeiten. Es ist schließlich zu berichten über eine fruchtbare musikalische Verbindung, die als kurze Zusammenkunft ihren Anfang nahm und nun auf Albumlänge ausgedehnt wurde. Christopher Annen, hinlänglich bekannt als ein Drittel von AnnenMayKantereit, und Francesco Wilking, jener umtriebige Kreativkopf, der unter anderem mit seinem charakteristischen Gesang elementarer Bestandteil von Die Höchste Eisenbahn ist, haben gemeinsam 15 Songs eingespielt und dabei vielleicht den Grundstein für etwas von bleibendem Wert gelegt.

Vorhang auf also für ein Duo, das ansonsten durchaus unterschiedliche Pfade beschreitet. Und gleich mal überrascht: Im Titelstück rücken die Herren Annen und Wilking alles wieder zurecht, "Alles, was ich je werden wollte" heißt es, und plötzlich ist das eingangs vermisste Komma da. Und nicht nur das Satzzeichen sitzt am rechten Fleck, auch musikalisch ist das ein lässiger Auftakt, bei dem die einzelnen Elemente vortrefflich zueinander finden. "Alles, was ich je werden wollte / Groß, euphorisch, Astronaut / Dinge, die zu schwer wiegen / Hoffnung und Lügen / Jeder einzelne Tag", intonieren die beiden zusammen. Schwer wiegt hier zunächst einmal gar nichts, ganz im Gegenteil. Das gilt übrigens auch in der Folge: Was im Zusammenspiel entstanden ist, wirkt sympathisch leicht und atmet in jeder Note den Geist der Begeisterung über das gemeinsame Projekt. Die Texte biegen dabei gelegentlich auch ins Verrätselte ab: "Ich ess meine Nüsschen, der Morgen fühlt sich weich an / Saug den Flur, mach das Fenster zu ohne zu speichern / Dienstag streikt die Bahn, dann laufe ich halt / Ich habe eine Weltkarte aus dem Gedächtnis an den Himmel gemalt."

Grob lässt sich diese knappe Dreiviertelstunde zwischen den Polen Indie, Pop und Rock verorten. Christopher Annen und Francesco Wilking streifen auf ihrem Weg zwischendrin auch sehr ruhige Gewässer, "Ich glaub, wir meinen das Gleiche" ist dafür ein gutes Beispiel mit seinen feinen Zeilen "Doch ein Gespräch zwischen Tür und Angel kommt halt nur zustande, wenn man sich nicht knapp verpasst". Fast schon schwelgerische Opulenz hält in "Frag mich, was Du willst" Einzug. Platz für Gastspiele findet sich bei den beiden nebenher auch noch: In "Hundertmal nichts (Gold)" schaut kurz Rocko Schamoni vorbei, später veredelt Stefanie Schrank das abschließende "Blackbox". Mit klugem Witz, gebotenem Ernst und vielen cleveren Ideen spielt sich hier ein Duo in den Vordergrund, aus dem vielleicht eine festere Verbindung entstehen kann. Furcht vor großem Publikum kennen die Beteiligten ohnehin nicht: Die Höchste Eisenbahn und AnnenMayKantereit intonierten einst vor 80.000 Menschen beim Lollapalooza Festival Nina Hagens "Du hast den Farbfilm vergessen". Vielleicht ist dieser Moment im Rückblick die Antwort auf die Frage, die das Stück "Wie hat das angefangen?" auf diesem bemerkenswerten Debüt stellt.

(Torben Rosenbohm)

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Highlights

  • Frag mich, was Du willst
  • Die Entscheidung ist vertagt
  • An nem guten Tag

Tracklist

  1. Alles, was ich je werden wollte
  2. Gut so allein
  3. Ich glaube, wir meinen das gleiche
  4. Frag mich, was Du willst
  5. Hundertmal nichts (Gold)
  6. Kein Tourist (Nur damit Ihrs wisst)
  7. Ich hab einen Wolf gesehen
  8. Menschen in Arschlochautos
  9. Die Entscheidung ist vertagt
  10. Wie hat das angefangen?
  11. An nem guten Tag
  12. Gut genug
  13. Nicht sehr alt
  14. Wir im Regen
  15. Blackbox

Gesamtspielzeit: 44:05 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

Immermusik

Postings: 1283

Registriert seit 04.11.2021

2025-02-27 10:30:27 Uhr
Gut so allein mein Lieblingslieder 2025. Hätte fast nicht reingehört wegen dem AMK Typen, aber außerhalb von AMK scheint der doch okay zu sein. Das Volker Wissing Phänomen ;-)
Vielleicht können wir von Henning May jetzt einen Duett mit Ben Zucker erwarten.

Herr Bohm

Postings: 18

Registriert seit 10.02.2022

2025-02-10 11:59:43 Uhr
Das ist halt so gut ;-).
Danke für den Hinweis, ist korrigiert.

Hierkannmanparken

Postings: 1986

Registriert seit 22.10.2021

2025-02-09 18:05:02 Uhr
"An nem guten Tag" steht zweimal in den Highlights

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 28240

Registriert seit 08.01.2012

2025-02-08 20:14:51 Uhr - Newsbeitrag
Frisch rezensiert.

Meinungen?


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